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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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ja, sie würde ja sagen zu allem, was sich ergab. Und außerdem – sogar Depressionen verschwanden wieder, und dann würden die Kinder bei ihrer Mutter leben wollen.
    Aus dem Krankenhaus, in dem Meriel war, kamen Kritzeleien in einer wilden Handschrift, Briefe konnte man das nicht nennen. »Rupert, die Kinder sollen nicht herkommen. Es wäre nicht gut für sie. Frances, Margaret hat Asthma, sie braucht ein neues Rezept.«
    Die Ärzte, die Rupert anrief, sagten, sie sei sehr krank, werde sich aber erholen. Damals hatte die Krankheit zwei Jahre gedauert.
    Frances und Rupert lagen nebeneinander im Dunkeln, ihr Kopf auf seiner rechten Schulter, seine rechte Hand auf ihrer rechten Brust. Ihre Hand lag auf der Innenseite seines Oberschenkels, ihre Fingerknöchel an seinem Geschlecht, eine weiche, aber ernst zu nehmende Last, die ihr Zuversicht gab. In dieser ehelichen und althergebrachten Szenerie verbrachten sie die halbe Stunde vor dem Einschlafen, ob sie Liebe gemacht hatten oder nicht. Das Thema, das beide umgangen hatten, musste jetzt behandelt werden.
    »Wo war Meriel, als sie so krank war, in diesen beiden Jahren?«
    »Meistens im Bett. Es war nicht viel mit ihr los.«
    »Sie kann nicht zwei Jahre im Krankenhaus bleiben.«
    »Nein, jemand muss sie versorgen.«
    »Ich nehme an, Jaspar wird sich nicht um sie kümmern.«
    »Unwahrscheinlich.«
    Er sprach ruhig, sogar unbeschwert, und mit einem verzweifelten Mut, der ihr Herz schmelzen ließ. »Schau, Frances, schlimmer kann es für dich nicht kommen. Glaub nicht, dass ich das nicht weiß.« Weil sie nicht leugnen wollte, dass es schlimm war, zögerte sie, und er kam ihr schnell zuvor: »Ich würde dir keinen Vorwurf machen, wenn du weggehst …« Seine Stimme war belegt.
    »Ich gehe nicht weg. Ich überlege nur.« Er küsste sie auf die Wange, und so merkte sie, dass sein Gesicht nass war.
    »Auch wenn du diese Wohnung verkaufst und wir unser Geld zusammenlegen und eine große Wohnung kaufen, wäre das Problem nicht aus der Welt – nur dass die erste Frau und die zweite Amtsinhaberin in getrennten Räumen lebten, wie bei einem afrikanischen Polygamisten.«
    »Oder wie in einem Comic von Thurber. Ich kann mir Meriel oben auf dem Schrank eigentlich nicht vorstellen.«
    Sie lachten. Sie lachten wirklich.
    »Haben wir genügend Geld für ein Haus?«, fragte sie.
    »Nicht in einer anständigen Gegend in London. Nicht für ein großes.«
    »Ich gehe davon aus, dass Meriel nichts verdient?«
    »Sie war noch nie eine Karrierefrau.« Sein Ton war trocken, in der Tat: Sie wusste, dass es dahinter eine Geschichte gab. »Eine altmodische Frau, das ist Meriel. Oder ein Fall für den Feminismus. Und sie hat natürlich nicht gearbeitet, als sie mit Jaspar zusammen war, sie hat das süße Leben genossen. Ja, wir können davon ausgehen, dass sie unterhalten werden muss.« Eine Pause. »Die Ärzte haben gesagt, wir müssen damit rechnen, dass die Depression wiederkommt.«
    »Ich habe nachgedacht, Rupert. Es wären zwei Frauen in einem Haus, aber wenigstens nicht auf derselben Etage.«
    »Soviel ich weiß, hattest du das schon einmal?«
    »Ich bin da ein alter Hase.«
    »Hast du vor, mich zu heiraten, Frances?«
    »Das wäre sicher besser für die Kinder. Von der Geliebten zur Ehefrau. Man darf nicht unterschätzen, wie konservativ Kinder sind.«
     
    Frances rief Colin an und fragte, ob sie sich unterhalten könnten, und er schlug vor, dass sie kommen solle und er werde kochen.
    Unversehens war sie wieder in Julias Haus, in der Küche, an einem Tisch, der kleiner war, als sie ihn je gesehen hatte. Zwei Stühle. Colin hieß sie schwungvoll willkommen.
    Sie umarmten sich.
    Frances sagte: »Wo ist der kleine Hund?«
    Colin zögerte und wandte ihr den Rücken zu, um Teller aus dem Kühlschrank zu holen. Es war seine Art – wie es auch ihre gewesen war –, etwas nicht oder erst später zur Kenntnis zu nehmen. Er stellte eine kalte Suppe vor sie hin und setzte sich ihr gegenüber. »Vicious ist bei Sophie. Sie ist unten.«
    Sie legte ihren Löffel hin und verarbeitete den Schock. »Sophie und du, ihr seid zusammen?«
    »Sie ist krank. Eine Art Zusammenbruch. Der Mann nach Andrew – der tat ihr auch nicht gut. Sie ist zu mir gekommen.«
    Sie hatte all das erfasst und widmete sich jetzt der Suppe. Er war ein guter Koch. »Dann sieht das alles schon ganz anders aus.«
    »Klär mich auf.«
    Das tat sie, und er hatte das Wesentliche schon verstanden: »Also, Ma, du bist eine

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