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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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wenn Sie nicht operiert hätten?«
    »Ja.«
    »Gab es eine Chance, sie zu retten?«
    »Eine kleine Chance. Ganz klein. Wissen Sie, ich habe kein Penicillin mehr und …«
    Er machte die Handbewegung, die sie so gut kannte: Kritisieren Sie mich nicht für Dinge, gegen die ich nichts machen kann. »Ich muss wohl in dem großen Krankenhaus Bescheid sagen.«
    »Natürlich.«
    »Sie werden sie wahrscheinlich obduzieren wollen.«
    »Dann müssen sie sich beeilen. Wir haben sie in einen Sarg gelegt. Warum sagen Sie nicht einfach, dass es meine Schuld war. Weil ich keine Chirurgin bin.«
    »Ist es eine schwierige Operation?«
    »Nein, eine von den leichten.«
    »Hätte eine richtige Chirurgin etwas anders gemacht?«
    »Wohl nicht, nein, sicherlich nicht.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Doktor Sylvia.«
    Es war klar, dass er mehr sagen wollte. Er saß mit gesenktem Kopf da, dann blickte er zweifelnd zu ihr auf und sah schließlich den Priester an. Sylvia spürte, dass sie etwas wussten, das sie nicht wusste.
    »Was ist los?«, sagte sie.
    »Wer ist dieser Freund von Ihnen, Matabele Bosman Smith?«
    »Wer?«
    Mr. Mandizi seufzte. Er saß vor seinem unberührten Essen. Ebenso wie Sylvia. Nur der Priester aß mit gerunzelter Stirn. Mr. Mandizi stützte den Kopf in eine Hand und sagte: »Doktor Sylvia, ich weiß, es gibt kein
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für das, was ich habe, aber diese Kopfschmerzen, immer diese Kopfschmerzen, ich wusste nicht, dass es solche Kopfschmerzen gibt.«
    »Ich habe etwas gegen Ihre Kopfschmerzen. Bevor Sie gehen, gebe ich Ihnen die Tabletten.«
    »Danke, Doktor Sylvia. Aber ich muss Ihnen etwas sagen … Es gibt etwas …« Wieder schaute er kurz zu dem Priester hinüber, der bestätigend nickte. »Ihr Krankenhaus wird geschlossen.«
    »Aber die Leute hier brauchen das Krankenhaus.«
    »Bald wird unser neues Krankenhaus eröffnet …« Sylvia lebte wieder auf, als sie sah, dass der Beamte sich nur selbst Mut machte, und nickte. »Ja, es wird eins geben, da bin ich sicher«, sagte Mr. Mandizi. »Ja, so ist die Lage.«
    »O.k.«, sagte Sylvia.
    »O.k.«, sagte Mr. Mandizi.
     
    Eine Woche später kam ein kurzer, maschinengeschriebener Brief, der an Pater McGuire adressiert war und ihn anwies, das Krankenhaus »mit sofortiger Wirkung« zu schließen. Am selben Morgen erschien ein Polizist auf einem Motorrad. Es war ein junger Schwarzer, vielleicht zwanzig oder einundzwanzig, und er fühlte sich äußerst unwohl in seiner Amtsgewalt. Pater McGuire bat ihn, sich zu setzen, und Rebecca kochte Tee für sie.
    »Nun, mein Sohn, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich suche nach Diebesgut.«
    »Jetzt verstehe ich. In diesem Haus werden Sie keines finden.«
    Rebecca stand neben der Anrichte. Sie schwieg. Der Polizist sagte zu ihr: »Vielleicht komme ich mit zu Ihrem Haus und sehe mich um.«
    Rebecca sagte: »Wir haben das neue Krankenhaus gesehen. Es wohnen Buschschweine drin.«
    »Ich habe das neue Krankenhaus auch besucht. Ja, Buschschweine, und ich glaube, Paviane auch.« Er lachte, nahm sich zusammen und seufzte. »Aber ich glaube, hier gibt es auch ein Krankenhaus, und ich habe Befehl, es mir anzusehen.«
    »Das Krankenhaus ist geschlossen.« Der Priester schob ihm den offiziellen Brief hin, der Polizist las ihn und sagte: »Wenn es geschlossen ist, dann sehe ich keine Probleme.«
    »Der Meinung bin ich auch.«
    »Ich glaube, ich muss die Sache mit Mr. Mandizi besprechen.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    »Aber es geht ihm nicht gut. Mr. Mandizi geht es nicht gut, und ich glaube, wir bekommen bald Ersatz.« Er stand auf und sah Rebecca nicht an, deren Haus er, wie er wusste, eigentlich hätte durchsuchen sollen. Er fuhr davon, und sein Motorrad dröhnte und spuckte durch den friedlichen Busch.
    Inzwischen musste Sylvia ihr Krankenhaus schließen.
    Es lagen Patienten in den Betten, und Clever und Zebedee teilten Medikamente aus.
    Sie sagte zu dem Priester: »Ich fahre nach Senga und besuche den Genossen Minister Franklin. Er war ein Freund. Damals in London hat er uns in den Ferien besucht. Er war Colins Freund.«
    »Aha. Nichts ist lästiger als Leute, die einen kannten, bevor man Genosse Minister wurde.«
    »Aber ich will es versuchen.«
    »Meinen Sie nicht, Sie sollten vielleicht ein hübsches, sauberes Kleid anziehen?«
    »Ja, ja.« Sie ging in ihr Zimmer und kam in ihrer Stadtkleidung wieder heraus, in grünem Leinen.
    »Und vielleicht nehmen Sie sich lieber ein Nachthemd mit oder was Sie sonst brauchen für

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