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Ein sueßes Versprechen

Ein sueßes Versprechen

Titel: Ein sueßes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ihn schüttelte, bis er die Frau losließ, um ihn dann fortzuschleudern. Der Mann landete mit einem hässlichen Knirschen an einer Mauer.
    Eine Sekunde später ereilte seinen Kumpan dank Hassans Eingreifen das gleiche Schicksal.
    Rafe wandte sich an die Frau.
    »Geht es Ihnen gut?«
    Er hatte Deutsch gesprochen, da er annahm, diese Sprache würde hier eher von Bewohnern oder Reisenden in der Stadt verstanden werden. Er nahm die behandschuhte Hand der Frau, die sie ihm schwach hinhielt, bemerkte ihr vom Alter gezeichnetes, aber aristokratisch geschnittenes Gesicht. Sie war alt genug, um seine Großmutter zu sein.
    Neben ihm behielt Hassan die beiden Schufte im Auge.
    Die Dame – Rafe mochte seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr in den besten Kreisen verkehrt haben, erkannte aber die gerade Haltung, das hoch erhobene Haupt und die arroganten Züge wieder – musterte ihn und antwortete dann in perfektem Oberschichtenenglisch:
    »Danke, mein lieber Junge. Ich bin noch ein wenig durcheinander, aber wenn Sie mir zu der Bank dort drüben helfen könnten, habe ich mich sicher binnen kürzester Zeit wieder erholt.«
    Rafe zögerte und fragte sich, ob er zugeben sollte, dass er sie verstand.
    Ihre Lippen zuckten. Sie entzog ihm ihre Hand und tätschelte ihm damit den Arm.
    »Ihr Akzent stammt direkt aus Eton, mein Lieber. Und Sie sehen auch vage vertraut aus … ganz gewiss erinnere ich mich gleich daran, woher das stammt. Jetzt geben Sie mir bitte Ihren Arm.«
    Vorübergehend ratlos, tat er wie ihm befohlen. Während sie sich zu der Bank vor einer kleinen Konditorei begaben, trat der Konditormeister aus der Tür, ein Nudelholz in der Hand. Er beeilte sich, der Dame zu helfen, und beschwerte sich dabei laut über die Hinterhältigkeit des Überfalles. Andere Anwohner kamen aus den Läden in der Nähe, gleichermaßen erbost.
    »Sie kommen wieder zu sich«, stellte Hassan fest.
    Alle drehten sich zu den Angreifern um, die sich leicht benommen aufrappelten.
    Die Anwohner begannen zu schreien und schwenkten ihre behelfsmäßigen Waffen.
    Die Angreifer wechselten einen Blick, dann suchten sie ihr Heil in der Flucht.
    »Wollen Sie, dass wir sie ergreifen?«, fragte einer der Umstehenden.
    Die Dame winkte ab.
    »Nein, nein – das waren zweifellos irgendwelche Herumtreiber, die glaubten, einer alten wehrlosen Frau mühelos ein paar Münzen abnehmen zu können. Es ist nichts passiert dank dieser beiden Herren. Ich habe leider keine Zeit, in irgendwelche Ermittlungen verwickelt zu werden.«
    Rafe atmete insgeheim erleichtert auf. Eine Verstrickung in polizeiliche Ermittlungen hier war auch das Letzte, was er brauchen konnte.
    Er hörte zu, wie der Konditor die Dame drängte, sich mit Kostproben seiner Waren zu stärken, um die Erinnerung an den feigen Überfall in seiner wunderschönen Stadt zu vertreiben. Die Dame lehnte höflich ab, aber als der Mann und seine Nachbarn nicht lockerließen, lenkte sie ein – in einem Deutsch, das wesentlich besser war als Rafes.
    Als die Leute sich schließlich zurückzogen und sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zuwandten, blickte Rafe der Dame in die grauen Augen – Augen, die für seinen Geschmack viel zu viel sahen. Er verbeugte sich knapp.
    »Rafe Carstairs, Madam.« Es wäre ihm lieber gewesen, jetzt aufzubrechen – um einer Dame zu entkommen, die ihn »lieber Junge« nannte –, aber seine Manieren verhinderten das und nötigten ihn zu der Frage: »Haben Sie Zimmer in der Nähe?«
    Die Dame lächelte beifällig und reichte ihm die Hand.
    »Lady Congreve. Ich glaube, ich kannte Ihre Eltern, und ich kenne auch Ihren Bruder, Viscount Henley. Ich bin im Hotel Imperial eingekehrt, direkt am oberen Ende dieser Gasse.«
    Sich eine Grimasse verkneifend – natürlich kannte sie seine Familie –, neigte er sich über ihre Hand und winkte mit der anderen zu Hassan.
    »Wir werden Sie dorthin begleiten, sobald Sie dazu bereit sind.«
    Lady Congreves Lächeln wurde breiter.
    »Danke, lieber Junge. Ich fühle mich schon wieder ganz wie die Alte, aber« – sie fasste seine Hand, und Ralf half ihr auf die Füße – »bevor ich ins Hotel zurückkehre, muss ich noch eine Erledigung machen, die mich überhaupt erst hierher geführt hat. Ich muss Karten von einem Schiffskontor am Donauufer abholen.«
    Rafe reichte ihr den Arm, und gemeinsam brachen sie auf, gingen die Straße weiter.
    »Welche Reederei?«
    »Die Excelsior-Schifffahrtsgesellschaft.« Lady Congreve deutete mit ihrem Gehstock in die

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