Ein sueßes Versprechen
einzutreffen.«
Rafe schaute von ihr zu Hassan, dann nickte er ein letztes Mal grüßend und nahm Lorettas Hand, drehte sich um und ging.
Am Ende des Kais blieben er und Loretta stehen und schauten zurück, konnten aber nichts sehen außer dem Nebel.
Er fasste ihre Hand ein wenig fester und schaute ihr in die Augen, als sie ihn anschaute.
»Der Trick besteht darin, sich nicht über Umstände aufzuregen, an denen man nichts ändern kann. Von hier an bis Felixstowe sind es nur wir beide, und wir müssen uns darauf konzentrieren, am Leben zu bleiben.«
Sie betrachtete ihn einen Moment, dann presste sie die Lippen aufeinander und nickte.
Sie fasste seine Hand fester, wandte sich der Gasse vor ihnen zu und ging Seite an Seite mit ihm nach Rotterdam.
Sie fanden eine der Tavernen, die Julius ihnen empfohlen hatte. Es war lächerlich früh, die Gaststube war noch halb leer. Um so unverdächtig wie möglich zu erscheinen, ließ sich Loretta von Rafe zu einem kleinen Tisch an der Vorderseite nicht weit von der Tür führen und setzte sich. Der Tisch befand sich außerhalb des Lichtkreises der Lampen über der Schanktheke; sie bemühten sich beide, im Schatten zu bleiben. Eine Schankmagd kam, bei der sie Pasteten und Ale bestellten. Loretta wollte das Gebräu unbedingt probieren, aber es stellte sich als derart bitter heraus, dass sie die Nase rümpfte und ihren Krug gegen Rafes tauschte, nachdem er seinen geleert hatte.
Er nahm den Austausch mit einem Blick zur Kenntnis, sagte aber nichts dazu. Diese Gaststätte gehörte nicht zu den Häusern, wo man Wein bestellen konnte.
Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, begann sich der Gastraum allmählich zu füllen. Rafe legte seine Hand auf dem Tisch auf ihre und drückte sanft zu.
»Bleib hier sitzen und halte deinen Blick gesenkt. Starre meinetwegen in den leeren Krug, aber erwidere auf gar keinen Fall den Blick von irgendeinem Mann hier. Ich muss mit dem Schankwirt hinter der Theke sprechen.«
Sie nickte. Dankbar für die schlechte Ausleuchtung der Nische, wagte sie es, den Kopf nur so weit zu heben, wie es nötig war, um ihm mit den Augen zu folgen, während er sich seinen Weg durch die Menge suchte. Er rief den Schankwirt zu sich und begann mit ihm eine, wie es aussah, angeregte Unterhaltung.
Schließlich nickte der andere und wandte sich ab, um sich um einen anderen Kunden zu kümmern.
Rafe kam zu ihrem Tisch zurück. Er stellte seinen frisch gefüllten Krug ab und nahm wieder Platz.
Sie beugte sich vor, sodass ihre Schulter seine streifte.
»Was hast du erfahren?«
»Dass Julius’ Rat hervorragend war. Dem Schankwirt zufolge werden heute Abend wahrscheinlich mindestens drei verschiedene Kapitäne von Fischerbooten hierherkommen. Es sind alles Stammgäste.« Er trank einen Schluck Ale, sah ihr dann in die Augen. »Ich möchte so wenig Leuten wie möglich davon erzählen, dass wir dringend eine Überfahrtmöglichkeit nach England suchen, ganz zu schweigen davon, wohin. Daher habe ich dem Schankwirt gesagt, dass ich mich für Fischlieferungen interessiere, und ihn gefragt, was er über die drei Kapitäne weiß, wie viel Erfahrung sie haben, welche Schiffe sie haben – ob sie nur Fischer sind oder manchmal auch andere Geschäfte übernehmen.«
Er machte eine Pause, dann fuhr er fort:
»Ich habe mich für den ältesten entschieden – nicht richtig alt, eher mittleren Alters. Er hat seine eigene kleine Fischereiflotte und nie, soweit man es weiß, Waren transportiert oder gar Passagiere.«
»Also würde niemand auf die Idee kommen, dass eines seiner Boote Menschen befördert?«
Ohne den Blick von dem Krug zu nehmen, nickte er.
»Der Schankwirt hat gesagt, er wolle ihn zu mir schicken, wenn er hier eintrifft.«
»Wir müssen also nur warten?«
»Warten und geduldig sein.«
Das war gar nicht so einfach, wenn sie jedes Mal innerlich zusammenzuckten, wenn die Tür sich öffnete und ein eisiger Windstoß hereinwehte. Loretta rechnete jedes einzelne Mal damit, ein mahagonibraunes Gesicht unter einem mit einem schwarzen Schal umwickelten Turban zu sehen. Sie konnte einfach nicht das Gesicht vergessen, das sich in Bonn an das Fenster auf der Loreley Regina gepresst hatte, die dunklen Augen mit dem fanatischen Glühen.
Eine Stunde verstrich. Nur dank des stetigen Drucks von Rafes Hand an ihrem Ellbogen gelang es ihr, still sitzen zu bleiben, statt aufzustehen und irgendetwas zu tun, das Aufmerksamkeit auf sie lenken würde. Aber wenn er nahezu reglos in den
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