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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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schüttelte den Kopf. »Ich sehe ihn auch von hier ganz gut. Sieht
doch aus wie immer.«
»Ja, jetzt vielleicht - aber du hättest ihn letzte Woche sehen sollen!«
Ich hatte das komische Gefühl, mich verteidigen zu müssen. »Er war
doch vollständig überwuchert. Und das Haus…«
Noah unterbrach mich mit einem triumphierenden Grinsen.
»Ha! Reingefallen!« Er zwinkerte mir zu. »So, und jetzt zeig mir
mal, was du gemacht hast.«
    Wir begutachteten jeden Winkel von Haus und Garten, ehe wir uns
in der Verandaschaukel niederließen. Uns blieb noch eine ungestörte
Stunde, dann mussten wir uns in Schale werfen.
    Joseph trug bereits seinen Smoking, als er kam. Ein paar Minuten
nach ihm trafen Anna, Leslie und Jane ein, direkt vom Friseur. Die
beiden Mädchen kicherten und gackerten die ganze Zeit und verschwanden schnell im oberen Stockwerk, ihre Kleider über dem
Arm.
    Jane blieb vor mir stehen. Verzückt sah sie ihren Töchtern nach.
»Vergiss nicht - Keith darf seine Braut nicht vor der Trauung sehen.
Das heißt, du darfst ihn nicht nach oben lassen«, sagte sie dann zu
mir.
»Ich passe auf«, versprach ich.
»Am besten lässt du überhaupt niemanden nach oben - es soll eine
Überraschung sein.«
Ich hob zwei Finger zum Schwur. »Ich werde die Treppe unter Einsatz meines Lebens bewachen.«
»Das Verbot gilt auch für dich.«
»Das habe ich mir schon fast gedacht.«
Sie lachte. »Bist du aufgeregt?«
»Ein bisschen.«
»Ich auch. Ich kann es nicht fassen, dass unser kleines Mädchen
jetzt erwachsen ist - und heiratet!«
Trotz aller Vorfreude klang sie wehmütig. Ich küsste sie zärtlich
auf die Wange.
»Ich glaube, ich muss jetzt los und Anna helfen. Sie braucht jemanden, der ihr assistiert. Das Kleid sitzt ziemlich knapp. Und mich
selbst muss ich auch zurechtmachen.«
»Ich weiß. Also, bis dann!«
    Im Verlauf der nächsten Stunde traf als Erster der Fotograf ein,
dann kam John Peterson, gefolgt von den Leuten des Catering Service. Sie alle wirkten kompetent und freundlich. Die Torte wurde geliefert und an die ihr zugedachte Stelle gebracht. Die Floristin erschien mit dem Brautstrauß und den Anstecksträußchen für alle.
Noch vor der Ankunft der Gäste ging der Pfarrer die Zeremonie ein
letztes Mal mit mir durch.
    Wenig später fuhren die ersten Wagen vor. Noah und ich standen
auf der Veranda und begrüßten die Gäste, ehe wir sie zum Zelt
schickten, von wo Joseph und Keith die Damen zu ihren Plätzen geleiteten. John Peterson saß bereits am Klavier und spielte eine Toccata von Bach, deren klare Klänge die Abendluft erfüllten. Bald hatten
alle Platz genommen, und auch der Pfarrer stand auf seinem Posten,
während ich noch auf der vorderen Veranda wartete.
    Als die Sonne langsam unterging, begann das Zelt geheimnisvoll zu
leuchten. Im großen Wohnzimmer flackerten Kerzen auf den Tischen, und die Leute vom Catering Service eilten diskret hin und her,
um letzte Vorbereitungen zu treffen.
    Auf einmal begriff ich: Alles, was hier geschah, war Wirklichkeit.
Um mich zu beruhigen, ging ich auf der Veranda hin und her. Noch
eine knappe Viertelstunde, dann würde die Hochzeit beginnen. Hoffentlich hatten meine Frau und meine Töchter die Uhr im Blick! Ich
versuchte mir einzureden, dass sie mit Absicht bis zur letzten Minute
warteten, aber ich konnte mir nicht helfen - ich musste alle paar Minuten durch die offene Haustür zur Treppe spähen. Noah saß in der
Verandaschaukel und beobachtete mich amüsiert.
    »Du siehst aus wie eine Schießbudenfigur auf dem Jahrmarkt«,
brummelte er. »Du weißt doch - manchmal haben die an den Schießständen solche Pinguine, die hin- und herlaufen.«
Ich versuchte, mich zu entspannen. »Ist es so schlimm?«
    »Ich fürchte, die Verandadielen sind von deinen Wanderungen
schon ganz dünn.«
Gerade wollte ich mich zu ihm setzen, als ich Schritte auf der Treppe hörte.
Noah hob die Hand, um zu signalisieren, dass er sitzen bleiben
werde. Ich atmete tief durch und betrat das Haus. Mit gemessenen
Schritten kam Jane die Treppe herunter, die Hand auf dem Geländer.
Ich konnte die Augen nicht von ihr nehmen.
Was für ein hinreißender Anblick! Die Haare hatte sie hochgesteckt, das apricotfarbene Kleid lag hauteng an und unterstrich ihre
makellose Figur, ihre Lippen leuchteten pink. Sie hatte gerade genug
Make-up aufgetragen, um ihre dunklen Augen angemessen zu betonen. Als sie meinem Blick begegnete, blieb sie kurz stehen, um den
Moment auszukosten.
»Du

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