Ein toedlicher Verehrer
Tassen zu schenken. »So!«, stellte er zufrieden fest und trug das Tablett ins Esszimmer. Sie war gezwungen, ihm zu folgen und auf sein Drängen hin am Tisch Platz zu nehmen.
»Sagen Sie«, eröffnete er das Gespräch, während sie einen Schluck von dem heißen, duftenden Tee nahm. »Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, Butler zu werden?«
Über ihre Arbeit zu plaudern, machte ihr nichts aus, erkannte sie erleichtert. »Mein Vater war Colonel bei den Marines«, sagte sie. »Schon als Kind war ich fasziniert von den Stewards und davon, wie sie alles im Griff hatten. Sie kannten das Protokoll, sie führten die Gästelisten, sie halfen in allen Notfällen aus und konnten auch die peinlichsten Situationen bereinigen... sie sind ein lebendes Wunder. Es gefiel mir, wie sie dank ihrer Ausbildung alles im Griff hatten.«
»Aber ganz offensichtlich waren Sie selbst nicht beim Militär?«
»Oh nein, es gibt eine eigene Schule für Butler.« Frage um
Frage folgte, und sie konzentrierte sich dankbar auf jede Antwort. Endlich bekam ihr übermüdetes Hirn etwas, wo es einhaken konnte und das doch nicht allzu viel Denkarbeit erforderte.
Vielleicht war ihre alberne Stimmung lediglich eine Folge der Übermüdung, aber sie begann sich beinahe... beschwipst zu fühlen. Der Raum begann sich um sie zu drehen, sodass sie sich am Tisch einhalten musste. »Wow. Bitte verzeihen Sie, Mr. Densmore. Mir wird plötzlich schwindlig. Ich habe heute den ganzen Tag nichts gegessen, und ich glaube, das setzt mir gerade zu.«
Er sah sie erschrocken an. »Sie haben noch nichts gegessen? Aber meine Teure, warum haben Sie denn nichts gesagt? Sie hätten mich nicht bedienen sollen; Sie hätten erst mal selbst etwas in den Magen bekommen müssen! So, Sie bleiben jetzt schön hier sitzen und ich bringe Ihnen etwas. Was hätten Sie denn gern?«
Sie blinzelte ihn mit Eulenaugen an. Wie konnte sie ihm sagen, was sie gern essen würde, wo sie doch gar nicht wusste, was er im Haus hatte? Außerdem würde sie nichts »gern« essen; sie würde etwas essen, weil sie essen musste, aber wenn sie etwas auf gar keinen Fall wollte, dann -
»Eiscreme«, murmelte sie. Die Worte waren erschreckend schwierig auszusprechen.«
»Eiscreme?« Er stutzte und reagierte mit seinem typischen Blinzeln. »Ich glaube nicht, dass ich Eiscreme im Hause habe. Wie wäre es mit etwas anderem?«
»Nein«, versuchte sie zu erklären. »Will ich nicht. Überhaupt nicht...« Sie verlor den Faden und starrte ihn nur noch verwirrt an. Der Raum begann sich immer schneller um sie zu drehen, und sie hatte die unbestimmte und überraschende Ahnung, dass sie gleich in Ohnmacht fallen würde. Sie war noch nie in Ohnmacht gefallen.
Er entfernte sich von ihr oder schien sich von ihr fort zu bewegen. Mit Sicherheit konnte sie das nicht sagen, weil sich alles so schnell drehte. »Wa- warten Sie«, lallte sie und versuchte aufzustehen, doch die Beine knickten unter ihr ein.
Er eilte zu ihr und packte sie mit überraschend festem Griff, bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte. »Keine Angst«, hörte sie ihn sagen, während ihr Blickfeld verschwamm und ihre Ohren sich mit Watte zu füllen schienen, »du bist bei mir in guten Händen.«
29
Als Erstes spürte sie die Kopfschmerzen, das mörderische Pochen in ihrem Schädel. Ach ja, richtig... sie war mit Kopfschmerzen zu Bett gegangen. Ihre Lage war nicht besonders bequem, aber sie hatte Angst vor jeder unbedachten Bewegung, Angst davor, dass bei der kleinsten Regung das Hammerwerk noch wütender zu rattern beginnen würde als jetzt schon. Außerdem rebellierte ihr Magen so vehement, dass sie Angst hatte, sich zu übergeben. Irgendwas stimmte nicht, aber ihr in Watte gepacktes Hirn konnte nicht erkennen, was es war.
Sie versuchte sich zu erinnern... an irgendwas. Egal was. Einen elenden Moment lang fehlte ihr einfach alles, jedes Gefühl für Zeit und Raum, so als hinge sie in einem Grauen erregenden schwarzen Loch. Dann ergab das Gewebe des Stoffes unter ihrem Rücken einen Sinn und wenig später begriff sie, dass sie im Bett lag. Ja, das könnte stimmen. Sie hatte Kopfschmerzen,
und sie lag im Bett. Sie erinnerte sich, wie sie... nein, sie er- innerte sich nicht, wie sie ins Bett gegangen war. Die letzte klare Erinnerung war... aber selbst die entfloh ihr immer wieder, bis sie schließlich aufhörte, sie herbeizwingen zu wollen, und sich zurückfallen ließ in die Dunkelheit und das Vergessen.
Als sie das nächste Mal erwachte, war
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