Ein toedlicher Verehrer
Päckchen in die Badewanne legten und die Polizei riefen, aber plötzlich entspannte er sich und lächelte ein wenig. »Ich bin paranoid, nicht wahr? Wenn jemand eine Briefbombe bekommen würde, dann ich.«
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«
Er seufzte. »Darf ich es für Sie öffnen?«
Sie biss sich auf die Lippe. Eigentlich sollte sie ihn beschützen, nicht umgekehrt. Doch in seiner Generation war den Männern noch beigebracht worden, dass man eine Frau beschützen musste, und sie konnte ihm ansehen, dass ihm die Sache am Herzen lag.
»Bitte«, sagte er.
Sie nickte, gerührter, als sie zugeben wollte. »Ja, natürlich.«
Er machte einen Schritt von ihr weg, nahm einen Brieföffner und löste äußerst behutsam das Packband, mit dem die Ränder der kleinen Schachtel versiegelt waren. Sie merkte, wie sie den Atem anhielt, als er das Papier abwickelte, aber nichts geschah.
Innen war die Schachtel mit braunem Papier ausgestopft. Er zog das Papier aus dem Karton und sah mit leicht verwirrter Miene hinein.
»Was ist es?«
»Ein Schmuckschächtelchen.«
Er stellte den Karton ab und holte eine kleine, flache Schachtel von ungefähr zehn Zentimetern Seitenlänge heraus. Sie war weiß, und der Name des Geschäftes war in Gold darauf gedruckt. Er schüttelte sie, aber sie gab keinen Laut von sich.
»Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass es keine Bombe ist.« Er reichte ihr die Schachtel.
Sie klappte den Deckel auf und zupfte eine dünne Watteschicht beiseite. Darunter lag, auf noch mehr Watte gebettet, ein goldener, tränenförmiger Anhänger mit einem Taubenblutrubin, der von winzigen Diamanten eingefasst war. Die goldene Kette war darum gewickelt, sodass sie nicht rascheln konnte.
Zu zweit starrten sie den Anhänger an. Er war wunderschön, aber auch beängstigend. Wer sollte ihr ein so edles Schmuckstück schenken?
»Es sieht teuer aus.«
Richter Roberts begutachtete es kritisch. »Ich würde den Wert auf mehrere tausend Dollar schätzen. Das ist natürlich nur eine Vermutung, aber der Rubin sieht edel aus.«
»Wer in aller Welt schickt mir so teuren Schmuck?« Verdattert griff sie nach dem braunen Versandkarton und nahm das restliche Packpapier heraus. Eine kleine weiße Karte flatterte zu Boden.
»Aha.« Sie bückte sich, hob die Karte auf und drehte sie herum, um zu lesen, was auf der Rückseite stand. Dann wendete sie das Kärtchen erneut und betrachtete die andere Seite, doch die war leer.
»Steht darauf, wer das geschickt hat?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kriege eine Gänsehaut.«
Er konnte sehen, dass etwas auf der Karte geschrieben stand. »Was steht denn darauf?«
Sie schaute ihn an, und in ihren dunklen Augen war deutlich zu lesen, wie verwirrt und verstört sie war. Dann reichte sie ihm die Karte. »>Ein kleines Unterpfand meiner Wertschätzung< steht darauf. Aber nicht, wer es geschickt hat.«
7
Ihren Tagesablauf auszuspionieren, war ein Kinderspiel gewesen. Er hätte einen Privatdetektiv anheuern können, um das Haus zu beobachten, aber er wollte keinen Außenstehenden in die Sache verwickeln, der später unangenehme Schlüsse ziehen konnte. Darum fuhr er mehrmals die Straße auf und ab und suchte nach einem geeigneten Beobachtungsposten; es war zwar nicht viel Verkehr, doch er reichte, um nicht aufzufallen.
Problematisch war nur, dass es keine Stelle gab, an der er unauffällig parken konnte. Es war eine reine Wohnstraße mit Einfamilienhäusern zu beiden Seiten, aus denen den ganzen Tag über Menschen kommen konnten.
Trotzdem brauchte er nichts anderes als Zeit und Ausdauer. Während der folgenden Tage ermittelte er bei seinen stündlichen Beobachtungsfahrten, wann die Gärtner kamen, und trug die Zeiten pedantisch in einem eigens dafür gekauften Notizbuch ein; es hatte einen butterweichen Ledereinband und war unvergleichlich geschmackvoller als die grell bedruckten Pappumschläge, welche die heutigen Schulkinder zu bevorzugen schienen. Eine ältere Frau, wohl die Köchin, erschien jeden Tag um zehn und ging um siebzehn Uhr wieder. Ankunft und Abfahrt eines Reinigungsdienstes wurden ebenfalls genau vermerkt.
Am Mittwoch hatte Sarah das Haus schon morgens verlassen und war erst am frühen Abend heimgekehrt; er hatte versucht, ihr zu folgen, aber sie hatte auf den Highway 31 übergewechselt, und er hatte sie im Verkehr verloren, als er an einer roten Ampel warten musste. Statt sinnlos durch die Gegend zu fahren, hatte er an einer Telefonzelle angehalten und
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