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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Bürgertöchterchen und Vamp. Genießt nicht das Wohlwollen des Alten. Das einzige
Foto auf seinem Schreibtisch ist das seines Sohnes. Roland: ein labiler Junge
von... sagen wir... durchschnittlicher Intelligenz, um sein Andenken nicht zu
beschmutzen. Hat sich dem Rauschgift hingegeben, was ihm zum Verhängnis wurde.
Dann haben wir noch einen gewissen Paul Dumonteil, Typ Börsenspekulant und
Bonvivant. Ziemlich kaputt. Bei ihm beginnt das Leben irgendwann und der Tag um
sieben Uhr abends. Das dürfte bei Joëlle übrigens nicht viel anders aussehen.
Während des Mittagessens hatte ich den Eindruck, daß Dumonteil mich für einen
ausgemachten Trottel hielt. Der Kerl hat mir nicht ein Viertel von dem gesagt,
was er weiß. Ich werd ihn gleich Wiedersehen und mit ihm ins Antinéa gehen. Dort werde ich mir eine abschließende Meinung bilden. Schließlich Ali
Ben Cheffour: ein sympathischer Mohammedaner in gehobener gesellschaftlicher
Stellung. Kam hervorragend in Paris zurecht, solide, sauber, anständig und...
lag als Leiche, dreckig wie ein alter Kamm, auf einer öffentlichen
Mülldeponie.“
    „Nicht weit von La Feuilleraie “, ergänzte
meine Sekretärin.
    „Richtig. Den Umstand fand ich sofort
interessant. Rolands Tod droht meine geschäftliche Beziehung zu Flauvigny zu
beenden. Weil ich aber das dunkle Schicksal unseres Freundes Ali aufklären
will, rede ich dem Alten ein, den Tod seines Sohnes nicht ungerächt zu lassen.
Er springt darauf an, und mit seinem Geld werde ich nun eine ganz private
Ermittlung durchführen, und zwar im Antinéa. Dorthin hat mich ein
Glaubensbruder unseres Algeriers geführt, der sehr nervös wurde, als er Ali Ben
Cheffour nicht zu Hause antraf.“
    „Was haben Sie in Bezug auf Roland beschlossen?“
erkundigte sich Hélène.
    „Ich werde wohl Florimond Faroux einschalten
müssen und mich mit ihm darauf einigen, daß der Fall keinen Staub aufwirbelt.
Morgen früh ruf ich ihn im Kommissariat an. Bis dahin liegt der arme Kerl lange
frisch auf seinem Bettvorleger
    - ich meine natürlich Roland. Ich glaub nicht,
daß man die Leiche entdeckt. Seine Wohnung sieht nicht so aus, als hätte der
Student die Dienste einer Putzfrau häufig in Anspruch genommen.“
    „Das meinte ich gar nicht“, unterbrach Hélène
meinen Redefluß. „Unfall, Verbrechen oder Selbstmord?“
    „Offiziell: Unfall. Wir müssen den Alten
schonen. Flauvigny fürchtet Wärme, Feuchtigkeit und Skandale. Hat er mir selbst
erzählt, und Dr. Péricat, sein Hausarzt, hat’s mir bestätigt.“
    „Nur offiziell? Immerhin hat Roland den Riegel
von innen vorgeschoben...“
    „Wenn Sie’s genau wissen wollen: Nein!“
    Ich erklärte, wie sich der Riegel mit Hilfe des
Vorhangs von ganz alleine vorschob.
    „Wie praktisch!“ rief meine Sekretärin lachend.
„Wenn das jedesmal beim Hinausgehen passiert ist, dann mußte der arme Roland
beim Heimkommen...“
    „Vielleicht funktioniert das ja erst seit heute
so... praktisch, wie Sie’s ausdrücken“, gab ich zu bedenken.
    „Weil es die Umstände erforderten?“
    „Möglich.“
    „Verrückt, daß Sie dennoch an Ihrer
Unfallversion festhalten“, lachte Hélène.
    „Ja, verrückt, aber wahr. Wenn es nämlich weder
Unfall noch Selbstmord war, dann war’s ein Verbrechen. Die Folge: Großes
Spektakel in der gesamten Presse, und selbst Sie, meine Liebe, im Evaskostüm
oder nur mit schwarzen Strümpfen bekleidet, eine Maske vorm Gesicht und eine
Peitsche in der Hand, auch Sie würden Flauvigny keinen Centime mehr aus der
Tasche ziehen. Denken Sie darüber nach!“
    „Darüber brauche ich gar nicht lange
nachzudenken“, entrüstete sie sich. „Ich war niemals Kundin bei Diana
Slip . Maske? Peitsche? Was soll ich damit? Geben Sie uns lieber weitere
Instruktionen!“
    „Morgen in aller Frühe gehen Sie zum
Gewerkschaftshaus.“
    „Schmeißen Sie mich raus?“
    „Dort werden Sie Boyer treffen, einen Freund von
mir. Er ist im Vorstand des Zentralverbandes Farben. Ich gebe Ihnen eine
Nachricht für ihn mit...“
    Ich kritzelte ein paar Zeilen auf eine Seite
meines Notizbuchs, riß sie heraus und gab sie Hélène.
    „Alle möglichen Informationen über Flauvigny und
Mercadier?“ fragte sie, nachdem sie die Nachricht gelesen hatte.
    „Joëlle hat mich für Mercadier oder einen seiner
Mitarbeiter gehalten. Sie kennt unseren verehrten Kollegen nicht, hat aber
gehört, wie ihr Vater von ihm gesprochen hat. Hat sie mir jedenfalls erzählt.
Wahrscheinlich hat sie ihn aber

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