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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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umbringt?!«
    Emanuele, der die Klosterschule besucht hatte und rechnen konnte, sah Pedro lange an. Dann sagte er: »1.000 Pesos mal 50 Mann sind 50.000 Pesos! Du hast den Verstand verloren, Pedro.«
    »Wir werden ihn zusammenhalten müssen, wenn meine Vermutungen stimmen. Dann werden wir mit den Pesos unsere Betten füllen.«
    Die Männer starrten Pedro an, wunderten sich, daß er nicht nach Alkohol stank, obgleich er offensichtlich besoffen war, und einigten sich, weiter zu warten.
    So begann die vierte Woche.
    Die Haie waren wieder abgezogen.
    Nach einer Woche Belagerung sagte ihnen ihr Instinkt, daß hier nichts zu holen war. Die Front löste sich auf. Als Chagrin nach sieben Tagen ein Stück Holz ins Meer warf, schoß keine dreieckige Rückenflosse mehr heran und schnappte kein zahnblitzendes Maul nach dem provozierenden Gegenstand.
    »Jetzt können wir wieder«, sagte Chagrin zu Faerber.
    »Aber nur gemeinsam, mein Lieber. Einschließlich meines Erzfeindes Peter Damms! Und wenn er nur auf dem Felsen herumsitzt wie Ihre Loreley … ich habe ihn unter Wasser, und unter Wasser bin ich euch allen so überlegen, als sei ich fünffach vorhanden.«
    »Das ist mir klar, Chagrin.« Faerber zog den Reißverschluß seines Gummianzuges zu. »Also alle. An etwas anderes habe ich auch nicht gedacht. Und Ellen bedient oben das Funkgerät.«
    »Wir sollten für die Zeit, in der wir unten sind, Pascale fesseln und einsperren«, sagte Chagrin böse. »Ich weiß, Ellen wird mit ihr körperlich leicht fertig, aber diese Katze ist so listenreich, daß sie noch gefährlich ist, wenn sie in der Pfanne liegt! Was meinen Sie, Hans?«
    »Wir haben Peter bei uns … das ist der beste Schutz gegen Pascale.«
    »Und womit schützen Sie sich vor mir? « fragte Chagrin aggressiv.
    »Mit dem Schatz. Sie allein schaffen es nie, René.«
    »Das stimmt. Aber nachher …«
    »Nachher werden wir von dem Reichtum so friedlich sein …«
    »Das wäre geradezu unmenschlich. Das wäre pervers!« Chagrin lachte bitter. »Sie glauben, es ist für alle genug?«
    »Genau. Es ist wie mit der Atombombe. Als einer sie hatte, zitterte die ganze Welt. Jetzt, wo mehrere sie haben, ist sie ein Garant des Friedens. Jeder weiß, was ihm blüht, wenn sie losgeht. Wir werden auch wissen, was mit uns wird, wenn wir das Wrack erobert haben.«
    »Hinein!« Chagrin kletterte die Treppe hinunter. An Deck erschien Damms im Taucherzeug, hinter ihm Pascale. Ihr Gesicht war wieder abgeschwollen, nur der Stirnverband lag noch um ihren Kopf. Chagrin wartete, bis Damms seine Sauerstoffflaschen auf den Rücken geschnallt hatte und startbereit neben Faerber stand. Dann erst tauchte er weg.
    Ihm folgte Damms, als letzter ließ sich Faerber ins Wasser gleiten. Ellen kurbelte den großen Schutzkäfig hinunter. Sie winkte Faerber zu, aber sie sah sehr ernst aus. Es war kein fröhliches Winken.
    In dem Boot, das als dunkler Punkt vor der Küste lag, hob Paulus das Walky-Talky an den Mund.
    »Sie steigen wieder 'runter, Pedro«, meldete er zur Küste. Dort saßen in einer armseligen Hütte Dalingues und seine Mannschaft und spielten Karten.
    »Was soll ich tun?«
    »Über Bord scheißen!« sagte Pedro gemütlich. »Paß auf, ob sie was hochziehen! Kannst du alles sehen?«
    »Ganz klar. Die Rote läuft herum, und die andere sitzt an einem Funkgerät.«
    Es war ein Freitag.
    Man soll nicht abergläubisch sein, aber selbst vor Yukatan hat ein Freitag sein besonderes Image.
    Schon beim dritten Tauchen, nach einem Wechsel der Sauerstoffflaschen, stießen Damms und Faerber nach einem halben Meter Tiefe im Sand auf Holz.
    Das Schiffsdeck der Zephyrus oder nur ein langes, breites, abgesprengtes Brett?
    Chagrin schwamm heran. Er hatte an einem anderen Platz gegraben. Er brachte ein langes Brecheisen mit und stieß es in das Holz. Nach sechs Stößen brach es ein; ein Loch, umgeben von faulenden Splittern, und darunter ein Hohlraum. Dunkel, geheimnisvoll, eine unbekannte, warnende, gefährliche Tiefe.
    »Den Scheinwerfer«, sagte Faerber zitternd vor Erregung. »Peter, den Scheinwerfer her!«
    Schweigend reichte Damms den großen Scheinwerfer herüber. Chagrin erweiterte das Loch noch mit einigen kräftigen Stößen, bis es so groß wie ein Teller war.
    Faerber leuchtete mit dem Scheinwerfer hinein, und Chagrin schwamm ganz nah neben ihm, um in das Loch zu blicken. Der starke Lichtschein geisterte durch das Wasser, das schwarz wie Tinte aussah. Hier war seit 432 Jahren kein Licht mehr

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