Ein Traum von einem Schiff. Eine Art Roman
sah.
Wow. Panama.
Korruption kann was Herrliches sein. Wenn sie transparent ist und man sich auf sie verlassen kann, weil alle mitmachen. Ich fürchte nur, dass mir das ZDF den Inhalt des Koffers von meiner Gage abziehen wird bzw. ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Minus-Gehaltsabrechnung bekomme.
Möchte mich im Moment mit so etwas aber nicht beschäftigen. Das Gegenteil ist der Plan: Habe beschlossen, die knappen sechs Stunden, die ich vor der Einschiffung noch habe, dazu zu nutzen, in der panamaischen City ein paar existentiell wichtige Habseligkeiten zu erwerben. Mein Koffer ist ja nun mal weg und so ein Schlüpfer oder so ein Deo wären schon eine schöne Sache, zumal bei fast 40 Grad Außentemperatur und einer Luftfeuchtigkeit, die einen rosten lässt. Da unsere Unterkunft eher außerhalb der City liegt, wird es das Beste sein, ich schieß mir ein Taxi und lasse mich feist in die nächste Fußgängerzone kutschieren.
Zunächst aber will ich unter die Dusche hüpfen, da ich den Eindruck habe, dass mich die Sachen, die ich seit mehreren Tagen trage, dreckig machen. Inzwischen dusche ich bis zu dreimal am Tag und habe ein geradezu an Virtuosität grenzendes Talent an mir entdeckt, was das Improvisieren mit Kleidungsstücken anbelangt, die ich mittlerweile in die Ecke stellen kann.
Wow. Hygiene.
So wollte ich gestern meine Unterhose im Waschbecken mit dem Shampoopröbchen durchwaschen, das ich in meinem Bad fand, aber einfach nicht schäumen wollte. Wie auch? Ich hatte aus Versehen zur Bodylotion gegriffen. Ich nahm das andere Tübchen und entleerte es komplett über der Hose, die längst nicht nur getragen roch, sondern auch noch nach dem Chlor des Hotelwassers und dem Parfum, das in der Lotion gewesen war. Parfum ist sicher der falsche Ausdruck dafür. Es stank nach Duftstoffen aus einem Chemiebaukasten, die die Laboranten auf eine so willkürliche Weise miteinander vermischt haben mussten, dass man von Glück reden konnte, dass es zusammen mit dem gechlorten Wasser nicht zu einer Verpuffung kam. Dieses Aroma musste allem Anschein nach sogar dem zugedröhnten Hersteller missfallen haben, sonst hätte er nicht ohne Ende Maiglöckchen dazugegeben. Maiglöckchen! Es kann ja wohl nicht angehen, dass ich die nächsten Tage rieche wie eine Schwuppe, die bei Bayer arbeitet.
Nach dem etwas voreiligen Auspressen der zweiten Tube stellte ich fest, dass auf dem Etikett »Conditioner« stand. Mittlerweile kam ich mir vor wie Tommy Jauds
Vollidiot
in Ralf Husmanns
Nicht mein Tag
. Oder kann man ein Kleidungsstück mit Conditioner waschen? Was ist überhaupt ein Conditioner? Ich selbst brauche ja seit den frühen Achtzigern nicht mal mehr Shampoo.
Ich hatte Angst. Im Spiegel vor mir sah ich hinter mir, dass auf dem Badewannenrand noch weitere Produkte meiner harrten, und diesmal wollte ich alles richtig machen. Mit sicherem Griff schnappte ich mir das Shampoofläschchen und ließ dessen Inhalt in die alkalische Suppe laufen. Es wunderte mich, dass sie nicht längst brodelte. Kräftig walkte ich die Hose durch und gab ihr den Rest mit weiterem Wasser, das aus dem Hahn platschte. Strahl konnte man das nicht nennen. Das Sieb des Perlators musste komplett verkalkt sein, und daher ergoss sich das Wasser auf eine sehr zügellos-hektische Weise. Ich war froh, dass es überhaupt nach unten lief. Eins musste man ihm lassen: Es war heiß, sehr heiß sogar – und wurde immer heißer. Das wunderte mich, hatte ich doch an dem Ventil mit dem blauen Punkt gedreht.
Nee, ne?
Hatten sich die Sanitärspezialisten, die dieses Bad eingerichtet haben, etwa mit den Wasserzuläufen vertan oder war ich inzwischen zu doof, um rot und blau zu unterscheiden? Da ich nicht wusste, wem ich allen Ernstes im Moment diese Frage stellen sollte, drehte ich einfach an dem anderen Rädchen, und es geschah – nichts. Keine Veränderung der Wassermenge, keine Veränderung der Wassertemperatur. Dieses Ventil war ein Fake und tat das, was mir drohte: durchdrehen. Dann musste ich es eben bei dem heißen Wasser bewenden und es so lange runterkühlen lassen, bis ich weiterwaschen konnte.
Ich schraubte also das gegenüberliegende, für das heiße Wasser zuständige Ventil zu, oder besser: Ich versuchte es. Es klemmte. Das darf doch nicht wahr sein! Ist denn hier alles verkalkt? Wie irre riss ich daran herum, da der Pegel der Lauge bedrohlich stieg und sich das Bad durch die aufsteigenden Dämpfe des fast schon kochenden Wassers mehr und mehr in
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