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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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bezweifle, ob auch nur einer von uns groß auf das achtete, was wir aßen, und das war auch gut so. Verschwommen kann ich mich an Steak und gebackene Kartoffeln erinnern. Unser beider Appetit war anderweitig beschäftigt. Maureen gab schon nach der Hälfte auf und schob ihren Teller weg.
    »Kann dem nicht gerecht werden«, sagte sie.
    »Es ist kriminell, da stimme ich dir zu. Das reinzuschieben ist unfair dem System gegenüber.«
    Sie lächelte mich auf eine Art an, die nichts mit dem Witz zu tun hatte. Die Suppe war ganz okay gewesen — lauwarmes Wasser mit einem schwachen Aroma von Salz und Petersilie –, aber der Reisauflauf war es absolut nicht, denn als die Klumpen, mit schwarzen, braunen und gelben Bröckchen daran, sich schließlich vom Servierlöffel lösten, erinnerten sie an frühe Organismen, die die Evolution ziemlich bald links liegengelassen hatte. Der Wein war in Ordnung, der Kaffee, der Brandy und die Minzplätzchen ebenfalls. Wir redeten über Diverses: Sidney, das Dorf, Ablagesysteme, die kalten Winde aus Rußland, Topfpflanzen, Händels Messias, die Premierministerin, aufsteigende Feuchtigkeit, und währenddessen schlichen meine Gedanken um ganze andere Dinge herum, so daß sie schließlich in einer Kakophonie der Sprachlosigkeit landeten. Es gab nur eine Art, diese Beredtheit zu beenden.
    Glauben Sie nur nicht, wir hätten die Nacht miteinander verbracht. Das Einzelbett, das ich damals gekauft hatte als Unterlage für das Bettzeug, das ich bereits besaß, erlaubte andere Dinge,
aber nicht ohne Protest, es quietschte und ächzte, bis wir schließlich aufschrien und stöhnten und lachten und es zum Verstummen brachten. Ich schlief bereits, als sie ging.
    Kurz nach Tagesanbruch waren wir dann wieder zusammen. Sie brachte mir eine Tasse Tee, setzte sich auf meine Bettkante und sah mir beim Aufwachen zu. Die Haare hingen ihr lose ums Gesicht, und als sie sich über mich beugte, um mich zu küssen, griff ich unter dem Nachthemd nach ihren Brüsten und zog sie zu mir.
    »Dein Tee wird kalt«, sagte sie, richtete sich auf und ließ mit einem Hüftschlenkern das Nachthemd wieder nach unten gleiten. Ich griff nach ihr und bewegte dort unten die Finger, bis sie sich wieder neben mich setzte und ihre Finger mich fanden und mit köstlicher Genauigkeit liebkosten.
    »O Gott, Allmächtiger«, seufzte ich, fast ohne Konsonanten.
    »Soll ich einen frischen holen?« fragte sie und hob meine Fingerspitzen an ihre Lippen.
    »Ich komme mit dir«, sagte ich, setzte mich halb auf, hielt aber ihre Hand dort unten fest. »Oder lieber nicht, lieber hier und jetzt.«
    Und so streichelten und liebkosten wir uns in den Samstagvormittag, lachten viel und fingen immer Sätze an, die wir nie beendeten, meine ausschweifende Schwester und ich: Tom und Maureen, grinsend und grabschend und händchenhaltend, sich gegenseitig ewiges Leben einredend, wie ein Paar aus einer Versicherungswerbung, leicht mit Lockangeboten übers Ohr zu hauen, jeden Augenblick als Versprechen für die Zukunft nehmend. Als wir nach dem Frühstück nach oben gingen, um uns für einen Spaziergang zum Dorfladen anzuziehen, liebten wir uns noch einmal.
    »Ich bin absolut erschlagen«, sagte ich. »Vielleicht sollten wir ins Bett gehen.«
    Und so war es in dieser Nacht und an diesem Vormittag. Wir hatten nicht einmal die Vorhänge aufgezogen, um nachzusehen, wie das Wetter war. Es war ein klarer Tag im Hochsommer. Das Licht loderte durchs Fenster, und plötzlich verstummten wir. Wir konnten einander nicht anschauen. Ich starrte hinunter in meinen
Garten, und sie stand dicht hinter mir und legte mir nicht die Hand auf die Schulter. Wir waren so weit weg voneinander, als würde ich einem Fremden, einem potentiellen Käufer, das Haus zeigen. Wir ließen die Landschaft unabhängig voneinander auf uns wirken, unsere Welten waren getrennt. Und doch war Maureen in diesem Augenblick für mich weniger singulär, sondern nur eine Frau, und das machte uns getrennt bemitleidenswert. Genau das war der Grund, nicht, was davor passiert war, warum ich sie in diesem Augenblick um so mehr liebte und nicht weniger, was zu erwarten gewesen wäre.
    »Du hast mich verführt, Tom«, sagte sie.
    »Es war eine Verführung unter deiner Führung, und wie und wohin du mich geführt hast, war einfach wundervoll.«
    Noch immer legte sie mir keine Hand auf die Schulter.
    »Sieht nach einem schönen Tag aus«, sagte sie.
    »Das geht hier ewig so weiter«, sagte ich. »In die eine wie in die

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