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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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meinen Sie dazu?«
    Ich rückte mir die Melone im Arm zurecht und trat einen Schritt zurück. »Ach, ich bin mir sicher, daß Sie recht haben, Mr. O ... Jenners. Es ist nur so, daß ich mir selber erst einmal die Fakten gründlich anschauen will, bevor ich anfange, Umschläge zu lecken.« Er starrte mich erstaunt an und machte dann eine schnelle, halb verächtliche Sache mit seinen Mundwinkeln. »Könnte durchaus sein«, fuhr ich fort »daß ich dann der erste bin, der sich vor den Bulldozer legt, andererseits aber ... Tut mir leid, ich weiß nur, daß ...«
    »Okay, Ripple, okay«, sagte er, und seine Stimme kam jetzt gepreßt aus enger Kehle. »Aber wenn Sie meine Meinung hören wollen, und ich kann mich natürlich irren, aber alles, was wir in diesem unseren schönen Land schätzen, bewahrt sich nicht selbst, wissen Sie. Im Lauf der Jahre hat es immer Leute gebraucht wie mich und S... Leute, denen das alles am Herzen liegt, denen es
wirklich und wahrhaftig ein Anliegen ist und die dann um unseres Erbes willen Schulter an Schulter stehen und die Stimme erheben für die künftigen Generationen.«
    »Gemeinschaftsgeist.« Eher ein Schuß ins Blaue.
    »Genau. Wir dürfen uns vom Fortschritt nicht überrollen lassen, und ich bin zu meiner Zeit über einiges drübergerollt, das kann ich Ihnen ruhig verraten.«
    Ich stellte mir vor, wie er sich mit Mrs. Jenners in einer Wiese herumwälzte. »Ich bin wirklich völlig einer Meinung mit Ihnen«, sagte ich. »Ich wäre der erste, der letzte ... Wenn ich mir nur zuerst die Pros und Kontras anschauen könnte, dann würde ich vielleicht ...«
    Er stieß den längsten Seufzer aus, den ich je gehört hatte. »Das steht doch seit Monaten alles in den Lokalzeitungen. Sie haben das doch sicher ...?«
    »Dann gibt es also auch andere Petitionen?«
    »Um das geht’s doch wohl kaum, oder? Das ist deren Sache. Hier geht’s ums Prinzip, verstehen Sie denn nicht? Wollen Sie, daß eine solche Umgehungsstraße direkt durch Ihren Garten führt, oder wollen Sie es nicht?«
    Ich klopfte auf meine Melone. »Na ja, umgangen wird ja keiner so gern, andererseits, wenn die Konfrontation eher unangenehm ist ...«
    Er gab mir mit einem Räuspern zu verstehen, daß dieser Witzversuch ihn völlig kaltließ. »Machen Sie, was Sie wollen«, sagte er. »Aber ich muß sagen, ich glaube, Sie sind ...« Er beließ es dabei, drehte sich abrupt um und betrat den Laden.
    Ich stand also da und drückte mir eine Melone an die Brust. Ich war ganz und gar nicht zufrieden mit mir selber. Er war ja nichts anderes als ein engagierter Bürger. Er saß nicht nur zu Hause und polierte seinen Orden. Er hatte mich eingeladen, der Kassenwart des Kirchenrenovierungsfonds zu werden, und als ich eben an meinem ersten Bittbrief feilte, rief er mich an, um mir zu sagen (»Ist nicht persönlich gemeint, alter Freund«), daß er einen seiner Kumpel aus der Stadt angeworben habe, der »sich mit dem ganzen Mittelbeschaffungs-Blabla ziemlich gut auskennt«. Nun
gut, die Pläne für die Umgehungsstraße wurden geändert und die Trasse so verlegt, daß sie jetzt den Einwohnern eines anderen Dorfes etwa fünfzehn Meilen entfernt Scherereien machte. Stellt er auch dagegen eine Petition auf die Beine? Ich glaube nicht. Dieses Erbe ist zu weit weg.
     
    Wenn ich jetzt mit sicherem Abstand an diese Ereignisse zurückdenke, frage ich mich manchmal, ob ich es dort nicht doch hätte länger aushalten sollen. Mit dem teuren Fernglas, das ich mir in Suffolk zur Vogelbeobachtung gekauft habe, wie es von Landbewohnern erwartet wird, schaue ich jetzt zu den Häusern auf der anderen Seite hinüber. Ich hatte das Glas dort nur einmal benutzt, um die Geburt eines Wurms zu beobachten, und hatte es nie bei mir, wenn es vielleicht eine Lerche oder einen Bussard(?) zu sehen hätte geben können. Wie auch immer, ich benutze es auch jetzt kaum, und in all den Jahren, die ich schon in Fenster schaue, habe ich noch nie etwas gesehen. Ich lege das Glas weg und denke an all diese Leute, die einer über dem anderen leben, Meile um Meile, als wären sie eingesperrt in riesigen Wohnheimen und würden täglich freigelassen, nur um auf vorherbestimmten Routen zu anderen Gefängnissen zu eilen, in Gedanken bei irgendeinem Freigang außer dem Tod oder bei Zeiten, die vorbei waren, bevor sie mit dem anfingen, was sie dann hierherbrachte. Und immer den Kopf voller Sorgen. Hoffnung sieht man auf den Gesichtern der Leute auf Straßen oder in Bussen etc. nicht

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