Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
Gebühr zu strapazieren.«
Er machte den Vorschlag bloß halbherzig, denn am liebsten hätte er sie noch einmal auf die Decke gedrängt, so verführerisch sah sie aus mit dem zerzausten Haar.
Wenn sie doch nur mehr Zeit hätten!
Zum Glück würde das Warten bald vorüber sein, tröstete er sich und stellte sich vor, wie sie lange Abende der Leidenschaft verleben würden und oft genug zusätzlich einen gemütlichen, unanständigen Morgen.
»Du wirst mir mit dem Kleid helfen müssen«, unterbrach sie seine Gedanken.
Nichts lieber als das, weil er sie dabei noch einmal berühren konnte. Er schloss im Rücken die zahlreichen Knöpfe und half ihr, die Haare im Nacken zusammenzustecken, damit niemand merkte, dass sie nicht nur vom Fahrtwind zerzaust waren.
Als sie wieder die Kutsche bestiegen, fühlte sich Lucien so zufrieden und hochgestimmt wie schon lange nicht mehr. Mag sein, dass es nicht gerade vernünftig gewesen war, was er heute Nachmittag mit voller Absicht in Szene gesetzt hatte, doch eines war ihm dadurch endgültig bestätigt worden:
Er, der weltgewandte und umschwärmte Junggeselle, hatte sich ernstlich verliebt.
Kapitel 13
Das Ticken der Uhr war das einzige Geräusch, das im Wohnzimmer des Pfarrhauses zu hören war. Sie konnte sich nicht erinnern, das früher je bemerkt zu haben. Aber vermutlich lag es nur an dem peinlichen Schweigen. Louisa blickte erst ihre Mutter, dann ihre ältere Schwester an und erhob sich.
»Ich glaube, ich habe mir nie klargemacht, wie oberflächlich und selbstgerecht eure Interpretation von christlicher Nächstenliebe ist.«
»Du hast den Sohn eines Dukes geheiratet«, antwortete Lavinia säuerlich. »Ich bezweifle daher, ob du überhaupt noch unserer Nächstenliebe bedarfst.«
»Mutter?«
»Du hättest deinen Vater niemals übergehen dürfen«, flüsterte die Pfarrersfrau leise, während sie eifrig ihre Flickarbeit an einem Hemd des Vikars fortsetzte.
Warum war sie überhaupt hergekommen? Ihr Vater hatte ihr eiskalt ins Gesicht gesagt, in seinen Augen sei sie eine Närrin, die Mutter wagte sie nicht zu verteidigen, weil sie sich damit gegen ihren Mann stellen würde, und die Reaktionen der Schwester zeugten eindeutig von Neid, den sie mit moralischer Empörung zu bemänteln suchte.
Verglichen damit war der Duke of Sanford ja geradezu ein Ausbund an Toleranz gewesen, obwohl sie immer noch einen Heidenrespekt vor diesem Mann hatte, der immerhin jetzt ihr Schwiegervater war.
Hier allerdings hatte sie nichts mehr verloren.
Und nichts mehr zu hoffen.
Da verabschiedete sie sich lieber schnell wieder. Charles, der draußen auf sie wartete und unruhig auf und ab lief, wusste sofort, was los war, als sie aus dem Haus kam. Jedes Wort erübrigte sich.
Er streckte die Hand nach ihr aus. »Es tut mir so leid, Liebling.«
Sie warf sich in seine tröstenden Arme, barg ihr Gesicht an seiner Jacke und bemühte sich, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. So standen sie eine Weile reglos, bis sie sich einen Ruck gab, sich von ihm löste und den Rücken straffte.
»So langsam frage ich mich«, sagte sie mit zittriger Stimme, »ob du nicht die einzige Person auf der Welt bist, die mich wirklich liebt. Und zugleich bin ich traurig, wie lieblos meine Familie sich benimmt, während du dir so sicher bist, dass dein Vater, dein Bruder und selbst Miss Lacrosse dir bald alles verziehen haben werden. Beneidenswert.«
»Wenigstens haben wir dann eine Familie, die uns nicht im Stich lässt.« Er wischte mit dem Daumen eine Träne aus ihrem Gesicht. »Und unsere Kinder werden wir später mit bedingungsloser Liebe erziehen, natürlich auch mit notwendigen Regeln. Aber sie müssen immer wissen, dass ihre Eltern zu ihnen stehen. Was hältst du davon?«
Sie nickte. Ihre Kehle wurde ganz eng, weil er sie so zärtlich anblickte. Egal was ihre Eltern denken mochten … Sie selbst wusste, dass sie nicht falsch oder schlecht gehandelt hatte. Nein, mehr und mehr erkannte sie, dass die Heirat mit Charles sogar die einzig richtige Entscheidung gewesen war.
Er führte sie zu seinem Pferd und half ihr in den Sattel, ehe er hinter ihr aufsaß und seine Arme um sie legte. Da sie keine besonders sichere Reiterin war, verzichtete sie auf ein eigenes Pferd und hatte eigentlich den ganzen Weg laufen wollen, obwohl es einige Meilen vom Herrenhaus ins Dorf waren.
Charles protestierte, weil er ahnte, wie dieser Besuch enden würde. Er müsse sie nicht begleiten, hatte sie beteuert, aber jetzt war sie froh
Weitere Kostenlose Bücher