Ein Vampir fuer alle Sinne
näherte, mit ihr sprach und sie dann zum Tisch zurückbrachte.
»Ja, ich weiß, dass es dir gefallen hat, mein Schatz. Aber wir kommen ein anderes Mal wieder her. Jetzt müssen wir erst mal zurück nach Hause, weil es schon spät ist«, sagte er zu seiner Tochter, als sie beide bei Jeanne Louise eintrafen. Zurück am Tisch holte er die Brieftasche hervor, um zu bezahlen, dann nahm er Livy auf den Arm und warf Jeanne Louise einen unmissverständlichen Blick zu, während er ihr zuraunte: »Während der Heimfahrt kann sie schlafen.«
Sie nickte erleichtert und schickte das Kind in den Schlaf. Livy ließ sich daraufhin gegen ihren Vater sinken und legte den Kopf an seine Schulter. Jeanne Louise blieb noch so lange in den Gedanken des Mädchens, bis die Endorphine die Arbeit aufgenommen hatten, erst dann zog sie sich zurück. Mit einem Mal wurde Jeanne Louise nicht mehr von den Schmerzen geplagt, was für einige Augenblicke eine Art Vakuum in ihrem Kopf entstehen ließ. Sie schwankte leicht auf ihrem Platz hin und her, weshalb Paul sofort zu ihr kam und sie am Oberarm fasste.
»Geht es dir gut?«, fragte er beunruhigt.
Jeanne Louise atmete einmal tief durch, dann nickte sie, zuckte aber leicht zusammen, da der noch verbliebene dumpfe Schmerz durch die Bewegung für einen Moment stärker wurde. Jetzt hatte sie ihre eigenen Kopfschmerzen, vermutlich ausgelöst durch die permanente Anspannung, gegen Livys Schmerzen anzukämpfen. Die Nanos würden damit schon kurzen Prozess machen, sagte sie sich und stand auf. »Mir geht’s gut. Wollen wir?«
Paul begleitete sie nach draußen, dabei ließ er seine Hand die ganze Zeit über auf ihrem Arm liegen. Da es Jeanne Louise nicht so vorkam, als fürchte er immer noch, sie könne weglaufen, musste sie wohl wirklich so mitgenommen aussehen, wie sie sich fühlte. Dass er sie musterte, als rechnete er damit, sie könne jeden Moment ohnmächtig zu Boden sinken, bestärkte sie in ihrer Vermutung.
Am Wagen angekommen machte sie für ihn die hintere Tür auf und sorgte dafür, dass Livy nicht aufwachte, während er sie in den Kindersitz auf der Rückbank setzte. Sie war froh, als sie Augenblicke später wieder den Verstand des Mädchens verlassen konnte und die Tür schloss.
Als sie die Beifahrertür öffnen wollte, hielt Paul sie davon zurück, um seine Hände auf ihre Schultern zu legen und ihre verspannten Muskeln zu massieren. Ein wohliges Stöhnen kam über ihre Lippen, sie schloss die Augen und ließ den Kopf langsam kreisen, während die Verspannung allmählich nachließ.
»Vielen Dank«, sagte sie, öffnete die Augen und sah Paul überrascht an, da er die Hände von ihren Schultern nahm und stattdessen auf ihre Wangen legte.
»
Ich
habe zu danken«, widersprach er nachdrücklich und sah ihr tief in die Augen. »Ich weiß, es bereitet dir selbst Schmerzen, wenn du ihr hilfst, und das weiß ich sehr zu schätzen. Livy wäre dir auch dankbar, wenn sie es wüsste.« Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete leise seufzend aus. »Livy ist schon lange nicht mehr so glücklich gewesen. Dafür danke ich dir.«
Jeanne Louise lächelte ihn schwach an und hob die Hände, um sie auf seine Finger zu legen und sie leicht zu drücken. »Gern geschehen.«
Er nickte kurz, dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und ließ sie los, um ihr die Tür aufzuhalten. Nachdem sie eingestiegen war, ging er herum auf die Fahrerseite.
Die Rückfahrt verbrachten sie schweigend, und während Jeanne Louise sich fragte, worüber Paul wohl gerade nachdachte, wusste sie nur zu genau, womit ihr eigener Verstand beschäftigt war: mit ihm. Sie hatte sich also seine Dankbarkeit verdient. Das war zwar ein erster Schritt, doch sie wusste nicht so recht, ob es ein guter oder schlechter erster Schritt war. Sie wollte nicht seine Dankbarkeit. Sie konnten keine gleichberechtigten Partner sein, wenn er das Gefühl hatte, dass er ihr etwas schuldete. Er sollte an ihr interessiert sein, er sollte seine Zeit mit ihr verbringen wollen. Aber er sollte sie nicht als jemanden sehen, dem er etwas schuldig war. Bedauerlicherweise ließ die Situation eine solche Entwicklung nicht zu.
Sie grübelte noch immer darüber nach, als sie in die Straße einbogen, in der er wohnte. Ihr Blick wanderte die Fahrbahnränder entlang, als sie auf einmal zwei dunkle SUV s entdeckte, die vor Pauls Haus parkten.
»Halt hier an!«, forderte sie ihn auf.
»Was?« Paul sah sie verständnislos an.
»Mach schon«, zischte sie ihm
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