Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
Vom Netzwerk:
stoppte. Bei drei Minuten sechsundzwanzig gab mir der Polizist Ausweis und Telefon zurück.
    »Er will mit Ihnen sprechen«, erklärte er. Dann nickte er mir zu und verschwand dicht gefolgt von seinem Partner die Treppe hinunter.
    »Ich gehe davon aus, dass ich vom Haken gelassen wurde«, sagte ich und schloss die Wohnungstür.
    »Jepp.«
    »Danke.«
    »Kein Problem.«
    Wir legten auf. Da meine Zehen sich anfühlten wie Eiszapfen, ging ich ins Bad, zog die Socken aus, steckte den Stöpsel in die Wanne und ließ genug heißes Wasser ein, um meine Füße darin zu baden. Von meiner Position aus hatte ich einen guten Blick auf die Eingangstür, weshalb ich auch sofort den versteinerten Ausdruck in Vayls Gesicht registrierte, als er wenige Minuten später die Wohnung betrat. Das änderte sich, als er das Blut an den Wänden sah.
    »Um Gottes willen!« Er stolperte zur Seite, fand sein Gleichgewicht wieder und zog mit zitternden Fingern das Handy aus der Tasche. »Lass es ihr gut gehen, bitte, lass es ihr gut gehen«, flüsterte er, während er wählte. Plötzlich wirkte sein Gesicht sehr menschlich und extrem
besorgt. Er zuckte heftig zusammen, als mein Telefon zu klingeln begann. Ich nahm das Gespräch an.
    »Mach es kurz«, sagte ich. »Da ist noch jemand hier in der Wohnung, und er wirkt aufgeregt.«
    Er sagte kein Wort, ließ einfach sein Telefon fallen, kam zu mir rüber und hob mich vom Badewannenrand. Es ist ein bisschen verstörend, wenn man so mühelos durch die Gegend getragen wird. Außerdem verbinde ich bärenstarke Umarmungen normalerweise mit Holzfällern und freundlichen lilafarbenen Dinosauriern, aber nicht mit weltgewandten, sexy Vampiren, die ihren Spaß daran haben, einen jeden Tag zu triezen.
    »Ich dachte, du wärst tot«, sagte er.
    Ah, das erklärte diesen kolossalen Ausbruch von Zärtlichkeit. »Dann wusstest du also, dass Liliana hinter mir her war?«
    »Ich … hatte so eine Ahnung.« Für den Moment ließ ich ihm seine Ausweichtaktik durchgehen. Aber innerlich zog ich eine Grenze. Noch einmal, und ich würde ihm die Hölle heißmachen. Oder ihn - klüger, aber weniger befriedigend - bitten, reinen Tisch zu machen. Er ließ mich durch seine Arme gleiten, bis meine Füße den Teppich berührten. Dann ließ er mich ganz los. Ich trat einen Schritt zurück. Und ignorierte das starke Gefühl der Einsamkeit, das mich plötzlich überkam. Kämpfte gegen den Drang an, ihn zu berühren, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich mir die Umarmung nicht nur eingebildet hatte.
    »Es tut mir leid, dass ich dich alleingelassen habe. Ich hatte den starken Verdacht, dass sie dich verfolgen würde, aber noch nicht so bald. Sie war immer fasziniert von Cirilai, zunächst, weil sie meine Frau war und dachte, sie hätte ihn verdient. Dann, weil unsere Söhne tot waren und sie dachte, ich verdiente ihn nicht.«

    »Dann … hast du ihn vorher … noch nie abgenommen?«
    »Nein. Nicht für Liliana. Für niemanden. Bis jetzt.«
    Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Innerlich verpasste ich mir eine Ohrfeige. Keine Panik, Jaz. Immer, wenn du in Panik verfällst, bricht die Hölle los, also … keine … Panik.
    »Du hast Recht. Sie ist wegen des Rings gekommen«, erklärte ich ihm. »Sie hat verlangt, dass ich ihn ihr gebe.«
    »Was hast du getan?«
    »Ich habe auf sie geschossen. Und dann habe ich sie vom Dach gestoßen.«
    Er lächelte. Nicht nur ein Lippenzucken, sondern ein echtes, breites Lächeln. »Dieser Ring muss es dir ja wirklich angetan haben.«
    Ich zog mich hinter das Sofa zurück, auf dem ich geschlafen hatte, und bohrte die Finger in die Rückenlehne, da ich befürchtete, dass ich in naher Zukunft anfangen würde zu hyperventilieren, und deshalb etwas Starkes zum Anlehnen brauchte. Ich sah in seine außergewöhnlichen Augen, die gerade in einem goldenen Honigton mit kleinen bernsteinfarbenen Flecken erstrahlten, und nickte. »Ehrlich gesagt, ja. Ich … kann dir nicht sagen, wie geehrt ich mich fühle, dass ich ihn tragen darf. Aber, wenn ich schon mal ehrlich bin, diese ganze Abmachung macht mir auch eine Heidenangst.«
    »Und zwar, weil …«
    Ich starrte eine Weile auf die Stickerei an seinem Kragen, und der Drang, mich diesem Gespräch zu entziehen, wurde fast übermächtig. Wir waren so lange auf Zehenspitzen um dieses Thema herumgeschlichen, dass ich nun befürchtete, dass einer von uns aussteigen und fliehen müsste, wenn ich uns zwang, ihm offen ins Gesicht zu sehen. Eine vollkommen akzeptable

Weitere Kostenlose Bücher