Ein Vampir ist nicht genug - Roman
ignorieren zu können, starrte ich angestrengt auf den Knauf einer Schublade an dem Beistelltischchen neben meinem Sessel, während ich darauf wartete, dass jemand abhob. Beim zwölften Klingeln war es so weit.
»Hmmm?«
»Pete? Hier ist Jasmine.«
»Sag nicht, du hast noch ein Auto zu Schrott gefahren.«
»Okay.«
Mittellange Pause. Ich hörte ein Rascheln. Vermutlich sah er auf die Uhr auf seinem Nachttisch, denn als Nächstes fragte er: »Weißt du, wie spät es ist?«
»Hier ist es kurz nach fünf morgens.«
Schweigen. Halb erwartete ich, dass er anfangen würde zu schnarchen.
»Komm zur Sache, Parks.«
»Ich habe das Auto nicht zu Schrott gefahren.«
»Spuck’s aus, Jaz.«
»Bitte schrei mich nicht an.«
»Ich schreie nicht!«
»Ich weiß. Aber das wirst du gleich.«
»Wenn du nicht bald anfängst, mit relevanten Informationen rüberzukommen, werde ich meine Frau anschreien. Und das ist dann deine Schuld.«
»Manipulator.«
»Red schon.«
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare, wobei sich Cirilai in den Strähnen verfing. Während ich versuchte, mich zu befreien, sagte ich: »Ich habe heute Nacht einen Vampir von einem Dach geschubst.«
»Nicht Teil der Mission, aber akzeptabel.«
»Nicht wirklich. Die Bullen werden bald hier auftauchen, und sie werden mir nicht glauben, dass ich unschuldig bin, wenn sie die Blutflecken sehen.«
»Blutflecken?«
»Ich habe erst auf sie geschossen, hier im Zimmer. Und ihre Handlanger sind gekommen und haben sie weggeschafft, als ich noch auf dem Dach war, also habe ich keine Beweise dafür, dass ein Kampf stattgefunden hat.«
»Dein Dienstausweis …«
»… könnte gefälscht sein. Und ich habe nicht genug Zeit, um mich aus der Sache rauszureden, Pete. Es dämmert bald.«
»Alles klar. Lass mich mit ihnen reden.«
»Ich habe Sirenen gehört. Sie werden in einer Minute hier sein. In der Zwischenzeit …«
»Wage es ja nicht, mir ein Schlaflied zu singen.«
»Nicht einmal im Traum würde mir das einfallen. Ich wollte dir nur mitteilen, dass wir denken, dass einer der Senatoren aus unserem Aufsichtsausschuss Dreck am Stecken haben könnte.«
»Das sind Politiker, Jaz. Das gehört quasi dazu.«
»Du bist müde, verstehe.« Ich erklärte ihm unseren Verdacht, auch wenn ich mich fragte, wie viel davon er wirklich aufnahm. Schließlich war der Mann quasi noch im Tiefschlaf. Dave konnte das auch: mitten in der Nacht
eine vollkommen logische Unterhaltung mit einem führen und sich dann am nächsten Tag an nichts erinnern, weil er die meiste Zeit davon gar nicht wach gewesen war. »Pete, bist du wach?«
»Ja, Jasmine, ich bin wach. Und das ist auch deine Schuld. Vergiss das ja nicht.«
»Werde ich nicht, glaub mir. Und, ähm, um die Sache mit dem Senator kümmern wir uns hier, okay? Wenn du nämlich zu neugierig wirst und dich umbringen lässt, muss ich deine Kinder durchs College bringen, also tu mir den Gefallen und halte dich raus.«
»Weißt du, letzte Woche hat Ashley erwähnt, dass sie gerne in Yale ihren Doktor machen würde; ich muss also zugeben, es hätte einen gewissen Reiz. Aber keine Sorge. Es gibt einen Grund, warum ich nur die Besten anheuere.«
Wow. Jetzt muss ich einen Zahn zulegen, um diese Anerkennung weiterhin zu verdienen. »Bleib dran, da ist jemand an der Tür.«
Noch bevor das Klopfen verklungen war, öffnete ich. Der Polizist, der draußen stand, wirkte etwas überrumpelt, da ich so schnell reagiert hatte. Das verschlimmerte sich noch, als ich ihm meinen Dienstausweis und das Telefon gab und sagte: »Es ist für Sie.«
Er nahm den Apparat in die Hand, als sei er vermint, und hielt ihn sich vorsichtig und mit viel Abstand ans Ohr. »Hallo?«, fragte er, während sein Partner im Hintergrund blieb, seine Glock zwar gezogen, aber momentan noch auf den Boden gerichtet.
Der Polizist lauschte eine Weile, und als er mir einen amüsierten Blick zuwarf, entspannte ich mich. Als er kicherte, begann ich innerlich zu kochen. Kein Zweifel, Pete erzählte ihm wahrscheinlich gerade von meiner
Tendenz, eine Spur aus schrottreifen Autos und blutverschmierten Wänden zu hinterlassen, der sogar ein blinder, verschnupfter Hund folgen könnte.
»Das hat sie wirklich getan?«, fragte der Cop. Er lachte laut auf und winkte seinem Partner, damit der sich ebenfalls an dem Gespräch beteiligen konnte. Nachdem alles gesagt war, hielt Pete sie noch drei Minuten und fünfundzwanzig Sekunden lang bei Laune, während ich an der Wand lehnte und die Zeit
Weitere Kostenlose Bücher