Ein Vampir liebt auch zweimal (German Edition)
machte ein Gesicht, als hätte er einen Tritt in die Magengrube bekommen. »Das kann doch nicht … Eleanor?«
Mir sträubten sich die Nackenhaare. »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte ich unwirsch.
»Ich bin Eleanor von Riger«, sagte sie mit einem giftigen Blick und warf den Kopf in den Nacken. »Und ich bin Alecs Auserwählte.«
9
Ich starrte die Frau entgeistert an. Sie war deutlich kleiner als ich, etwas über eins fünfzig vielleicht, hatte schmutzig blondes Haar, scharfe dunkle Augen und ein spitzes Kinn und sah mich hochnäsig an. Das war ich? Mein früheres Ich? Ich schüttelte den Kopf. Wie war das möglich? Ich war so verwirrt, dass ich am liebsten davongerannt wäre.
»Eleanor«, sagte Alec noch ein drittes Mal und fasste sich langsam, während die Frau – in der ich mich einfach nicht wiedererkennen konnte, weil sie ganz anders war als ich – auf ihn zuging und ihn in die Arme schloss.
»Ja, mein Liebling, ich bin es. Ich bin wieder da«, hauchte sie, und im nächsten Moment steckte sie ihm auch schon die Zunge in den Hals.
»Aber … « Ich ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich meine Fingernägel in meine Handflächen bohrten, denn ich musste sehr an mich halten, um die Frau nicht von Alec wegzuzerren. »Aber ich … äh … Alecs Auserwählte ist tot. Sie wurde vor mehreren Hundert Jahren von einem Ochsenkarren überfahren.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Kristoff und studierte mich eingehend.
»Ich … äh … Ich hatte eine Vision.«
»Aha.« Er wirkte nicht überzeugt, hakte aber auch nicht nach. Eleanor löste sich von Alec, um Atem zu schöpfen. Wie mir auffiel, hatte er ihr nicht viel Widerstand geleistet, obwohl er nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen alles andere als glücklich war, seine lange verloren geglaubte Auserwählte wiederzusehen. Ihre Originalausgabe, besser gesagt.
Jesus, Maria und Josef, in was war ich da nur wieder hineingeraten? Ich hätte froh sein sollen, dass sie zurück war. Nun konnte ich Alec loswerden und das Kapitel Vampire ein für alle Mal hinter mir lassen.
Mein innerer Teufel freute sich diebisch über die Bekümmerung, die mich bei diesem Gedanken befiel.
»Ich war tot«, sagte Eleanor und gab Alec einen Kuss aufs Kinn – wofür ich ihr am liebsten den Kopf abgerissen hätte – , bevor sie sich mir zuwendete. »Aber sie haben mich zurückholen lassen.«
»Wir kennen einen Totenbeschwörer«, sagte Pia und ihr Blick wanderte unruhig zwischen Alec, Eleanor und mir hin und her. »Wir dachten, wenn wir sie zurückholen, ist der Rat gezwungen, dich aus dem Akasha zu befreien, Alec. Wir wussten doch nicht, dass du … dass Cora … Au Mann, was für ein Schlamassel!«
»Ich bin sicher, es lässt sich alles klären«, sagte Kristoff beschwichtigend und wies auf die Sitzecke. »Bitte nehmen Sie Platz, Cora.«
»Wo sind meine Manieren! Ja, setzt euch bitte alle. Wir haben so viel zu besprechen.« Pia ging lächelnd auf eines der beiden Sofas zu.
»Ein herrliches Wohnzimmer«, sagte ich und blieb beklommen an der Tür stehen. Ich wollte es mir zwar nicht eingestehen, aber es setzte mir ziemlich zu, dass Eleanor Alec neben sich auf das Zweiersofa zog. »Das ganze Haus ist hinreißend.«
»Es ist hübsch, nicht wahr? Es wurde auf den Grundmauern eines Turmhauses aus dem zwölften Jahrhundert errichtet, das später zu einem Kloster gehörte. Mit Kreuzgang und allem Drum und Dran. Ich führe Sie später gern herum – jetzt haben Kristoff und ich aber erst einmal eine Menge Fragen. Zum Beispiel, woher ihr den Ilargi kennt, der Ulfur entwendet hat. Und wie bist du überhaupt aus dem Akasha entkommen, Alec?«
Alec hatte mich mit einer Aufmerksamkeit beobachtet, die Eleanor offensichtlich missfiel, denn sie legte besitzergreifend eine Hand auf seinen Oberschenkel und bedachte mich mit einem kühlen Blick, als er sagte: »Das habe ich Cora zu verdanken.«
»Ach, wirklich?«, sagte sie leise.
»Sind Sie eine … Wie heißt das noch … ?« Pia sah Kristoff fragend an.
»Wächterin«, sagte er und betrachtete mich eingehend. »Nein, das glaube ich nicht.«
»Ich bin keine Wächterin, sondern Sekretärin. Ich bin durch einen unglücklichen Zufall im Akasha gelandet, und als ich wieder rauskam, habe ich dafür gesorgt, dass Alec auch herausgeholt wurde.«
»Warum?«, fragte Eleanor.
Ich hätte ihr am liebsten ins Gesicht geschrien, dass ich seine Auserwählte war und nicht sie und dass ich ihn gerettet hatte, weil er mich brauchte, doch das
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