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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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Seine leise Stimme klang bedrohlich, gefährlich. Nie in ihrem Leben hätte sie sich vorgestellt, dass der elegante Earl of Parkhurst, den sie das erste Mal in einem Ballsaal gesehen hatte, so sprechen konnte. Das allein war schon aufregend.
    Wilfred hob beide Hände. »Schon gut, alles klar. Nix für ungut.«
    Mit einem letzten drohenden Blick wandte Julian sich ab und kehrte zu seinem Platz zurück. Als sie zwischendurch einmal nicht so viel zu tun hatte, ging sie zu ihm.
    »Ich wäre auch alleine mit Wilfred fertiggeworden«, sagte sie leise.
    »Ich glaube, dass du dich da irrst.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie finster an. »Solche Typen meinen, sie könnten sich alles erlauben.«
    »Und das erkennst du nach einer kurzen Begegnung in einem Schankraum?«, fragte sie skeptisch.
    »Das tue ich. Ich nehme an, du kannst sein Bier nicht verdünnen, oder?«
    Sie lächelte. »Nein. Das geht nicht.«
    »Geh nicht wieder auf seine Seite des Tisches.«
    »Ich werde es versuchen.«
    Als sie sich das nächste Mal dem Mann näherte, der Julian ein Dorn im Auge war, klopften er und die anderen, die bei ihm saßen, gerade unter brüllendem Gelächter mit den Fäusten auf den Tisch. Sie bestellten noch mehr Bier, und als sie damit zurückkam, legte Wilfred ihr einen Arm um die Taille, ehe sie beiseitespringen konnte. Ausgerechnet das noch, dachte sie und schielte zu Julian hinüber.
    »Tanz für uns, Mädchen«, sagte er und drückte sie. »Dora hat ’nen zu dicken Bauch vom Kind – da macht’s kein Spaß zuzugucken.«
    Sie lächelte und versuchte, seinen Arm wegzudrücken. »Heute Abend nicht, Leute. Ich tanze für niemanden.«
    »Außer für mich«, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihr.
    Sie zuckte zusammen, drehte sich um und sah Julian mit finsterer, bedrohlicher Miene anmarschiert kommen. Sie wollte ihm auf halbem Wege entgegenkommen, doch Wilfreds Arm lag immer noch um ihre Hüften. Sie schaute den Mann warnend an, aber er beachtete es nicht. Angestachelt von seinen Freunden erhob er sich, und sie bemerkte, dass er nur unwesentlich kleiner war als Julian, allerdings um einiges leichter. Trotz des vielen Alkohols stand er sicher auf seinen Beinen.
    »Na, na, Jungs«, sagte sie.
    Julian schob sie beiseite wie ein kleines Kind.
    »Schnapp ihn dir, Wilfred«, knurrte einer aus der Gruppe.
    Wollte Mylord sich etwa in eine Wirtshausschlägerei verwickeln lassen? Weil einer sie angefasst hatte? Das schien ihr völlig unmöglich. Immerhin war er ein logisch denkender Mensch, der seine privaten und geschäftlichen Angelegenheiten mit Worten regelte.
    »Ich schlage vor, Sie nehmen Ihre Hände von meiner Frau«, sagte Julian und trat drohend einen Schritt näher.
    Statt mit Worten versuchte er jetzt, seinen Gegner mit seiner körperlichen Präsenz einzuschüchtern.
    »Das schlagen Sie also vor, ja?«, erwiderte Wilfred dreist. »Wie höflich Sie doch sind. Wirklich ’ne Schande, dass ich nich auf Ihren Vorschlag eingeh.«
    Der Wirt kam aus dem Nebenraum und wischte sich die Hände an seiner Schürze ab. Er war ein älterer Mann mit Tränensäcken unter den Augen und schütterem Haar. Erschöpft sah er Wilfred an.
    »Ach, hört doch auf, Jungs«, sagte er.
    Als Julian sich zu dem Wirt umdrehte, nutzte Wilfred die Gelegenheit, um ihm ins Gesicht zu schlagen. Rebecca stieß einen kleinen Entsetzensschrei aus, aber Julian wich nur einen Schritt zurück unter der Wucht des Hiebes. Seine Miene verfinsterte sich noch mehr, wenn das überhaupt möglich war, und dann bleckte er die Zähne zu einem wölfischen Grinsen.
    Sie schlug die Hände vor den Mund, vor Angst um ihn – und weil sie ein wenig stolz war, dass er sich ihretwegen schlagen wollte.
    Der Wirt versuchte es erneut. »Wilfred, nich schon wieder! Letztes Mal is ein Tisch zu Bruch gegangen.«
    »Dieses Mal nicht.« Julian packte Wilfred an den Aufschlägen und trug den sich windenden Mann nach draußen.
    Als alle aus dem Schankraum vor die Tür drängten, um den Kampf zu verfolgen, schloss Rebecca sich den Männern an. Julians beeindruckende Demonstration von Kraft und Stärke ließ sie fast schwindelig werden. Wie es wohl war, über diese Kraft zu gebieten?
    Der Wirt ging neben ihr her und schüttelte den Kopf. »Wilfred kann seine Finger einfach nich von meinen Mädchen lassen«, sagte er. »Tut mir leid, Lucy. Ich hoff nur, dass Ihr Mann nich das meiste abbekommt.«
    »Sieht er etwa so aus?«, fragte sie.
    Aber vielleicht sollte sie wirklich nicht so

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