Ein verfuehrerischer Handel
Mir ist klar, dass ich wieder einmal in deiner Schuld stehe, weil du mir geholfen hast... mit meinen Problemen mit Lord Horwick - aber das gibt dir nicht das Recht, Entscheidungen zu treffen, die in mein Leben eingreifen! Wenn du die Stadt verlassen willst, dann kannst du das gern tun, aber ich komme nicht mit. Ich bin bis dahin meinen eigenen Weg gegangen, und das habe ich auch weiterhin vor. In der Tat wäre es mir lieber, wenn ich ganz auf mich allein gestellt wäre.«
Justin erinnerte sie nicht an das klägliche Scheitern ihres letzten Versuchs. Er griff einfach nach der Zeitung, die Clay auf den Schreibtisch gelegt hatte, und reichte sie ihr. »Vierter Absatz unten«, war alles, was er sagte.
Mit einem unsicheren Blick faltete Ariel die Zeitung auseinander und begann zu lesen. Schnell überflog sie den Artikel; dann las sie ihn noch einmal, langsamer diesmal, ihre rosige Haut wurde langsam blass. »Das stimmt nicht. Nicht ein einziges Wort davon ist wahr!«
Justin nahm ihr die Zeitung aus den zitternden Händen. »Ich möchte, dass du weit weg bist von all dem Klatsch. In Greville Hall wirst du vor den spitzen Zungen geschützt sein. Dort ist es ruhig. Du wirst Zeit haben, zu entscheiden, was du mit deiner Zukunft anfangen willst.«
»Aber deine Schwester lebt dort. Sie wird wütend sein über die Einquartierung.«
»Ich habe ihr bereits eine Nachricht geschickt, dass wir kommen. Außerdem gehört das Haus mir und nicht ihr.
Barbara lebt dort, weil ich es ihr gestatte. Wenn ich eine Woche dort bleiben will - oder auch ein ganzes Jahr -, dann geht sie das gar nichts an.«
Blaue Augen richteten sich auf ihn. »Ich lebe auch von deiner Wohltätigkeit. Was für eine Bezahlung erwartest du von mir?«
Justin wich ihr aus, der Vorwurf in ihrem Blick ließ ihn sich schuldig und unbehaglich fühlen. Was er von ihr wollte, war die Wärme ihres Lächelns. Was er wollte, war der Klang ihres Lachens, zu hören, wie sie leise seinen Namen murmelte. Doch er erwartete es nicht wirklich.
»Du wirst dort mein Gast sein, das ist alles. Ich möchte dich nur in Sicherheit wissen.«
»Warum? Warum tust du das?«
»Weil mir etwas an dir liegt, verdammt! Ist das denn so schwierig zu verstehen?«
Ariel sah ganz benommen aus. Justin starrte sie an; er verspürte eine Mischung aus Zorn und noch etwas anderem -einem Gefühl, das so verwirrend war, dass er ihm keinen Namen geben konnte.
Ein paar Meter weiter weg murmelte Clay etwas, dann räusperte er sich. »Ich möchte dich nicht von deiner Reise abhalten. Du hast eine ziemliche Strecke zu bewältigen bis nach Greville Hall.« Dann wandte er sich Ariel zu. »Manchmal im Leben übersehen wir das Nächstliegende«, sagte er sanft. »Fahrt mit ihm, Liebes. Mit der Zeit wird sich alles finden.«
Lange Zeit schwieg Ariel, dann nickte sie.
Justin war erleichtert. »Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen, ehe wir aufbrechen«, meinte er. »Wir treffen uns dann in einer halben Stunde in der Halle.«
Wortlos wandte sich Ariel ab und schloss die Tür leise hinter sich.
»Ich werde hier ein Auge auf alles werfen«, bot Clay an. »Wenn du irgendetwas brauchst, lasse es mich wissen.«
Justin verzog den Mund zu einem dankbaren Lächeln. »Danke, Clay. Für alles.« Er konnte sich glücklich schätzen, einen Freund wie Clay zu haben. Justin sah ihm nach, als er das Arbeitszimmer verließ; dann wandte er sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch zu. Doch trotz guten Willens konnte er sich nicht konzentrieren; die Zeilen auf den Seiten schienen vor seinem Blick zu verschwimmen. Er legte die Akten beiseite und zog die unterste Schublade seines Schreibtisches auf. Ganz hinten lag eine kleine Samtschatulle an der Rückwand, als besäße sie nicht mehr Wert als ein zerknülltes Blatt Papier. Er holte das Behältnis hervor und öffnete es. In einem Bett aus weißer Seide blitzten ihm perfekt geschliffene Saphire entgegen, die eisig weißen Diamanten darum herum leuchteten in kalter Anklage.
Von dem Augenblick an, in dem er ihren ersten Brief gelesen hatte, hatte er ihr nur helfen wollen. Stattdessen hatte er nichts anderes getan, als sie zu verletzen. Er hatte ihr die Unschuld genommen und sie betrogen. Niedergeschlagen blickte er auf die Steine, die aus der mit Seide ausgeschlagenen Schatulle blitzten. Sie zu heiraten wäre wohl der größte Betrug von allem ...
Justin nahm den wunderschönen Ring in die Hand; er betrachtete jeden der leuchtenden, geschliffenen Steine einzeln und
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