Ein verfuehrerischer Handel
den Preis dafür entrichten würde. Ariel erschauderte.
Justin stand von dem Stuhl auf. »Ich sage Silvie, dass du wach bist und ihre Hilfe brauchst.«
»Danke.«
Ohne einen Blick zurückzuwerfen, verließ er sie. Ariel sah ihm nach, ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Sie war wieder dort, wo alles angefangen hatte - lebte in Grenvilles Haus und war ihm wieder einmal, ohne Geld oder Zufluchtsort, verpflichtet. Selbst das Geld, das sie bei Lord Horwick verdient hatte, war verloren; sie hatte es unter dem Kopfkissen in ihrer Kammer versteckt, und es gab keine Möglichkeit, es sich zu holen. Es war nicht fair, ganz einfach ein unfaires Schicksal!
Seufzend erhob sie sich, zerbrach sich das Hirn, was sie jetzt tun sollte. Sie besaß eine sehr teure Erziehung, doch was hatte die ihr genützt? Anschließend hatte sie gearbeitet, um sich selbst durchzuschlagen, doch dabei elend versagt. Stattdessen war all ihr Verdienst weg, sie im Gefängnis und schließlich wieder unter der Kontrolle des Grafen gelandet.
Doch das naive junge Mädchen, das sie zuvor gewesen war, gab es nicht mehr. Sie wusste, was für ein Mann Justin war. Er tat nichts, wo er nicht einen eigenen Vorteil sah. Welchen Preis würde er diesmal verlangen?
Ariel unterdrückte einen eisigen Schauder.
Justin saß hinter seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer und las den Artikel im London Chronicle schon zum zweiten Mal heute Morgen, dann fluchte er. Da die Bediensteten den Vorfall bei Graf Horwick mitbekommen hatten und auch Ariels darauf folgende Verhaftung, hätte er sich zusammenreimen können, dass ein Artikel darüber in der Zeitung erscheinen würde. Obwohl Initialen benutzt wurden und nur Ariels Name vollständig erschien, war es ziemlich eindeutig, welche Mitglieder der Aristokratie in den Fall verwickelt waren, und es würde nicht lange dauern, bis sich die Geschichte in der gehobenen Gesellschaft herumgesprochen hatte.
Verdammt, er hatte geglaubt, er könnte die ganze Angelegenheit geheim halten. Er hätte es eigentlich besser wissen müssen. Bis auf seine Geschäfte war ihm das Glück wirklich nicht hold! Während er sich die müden Augen rieb und wünschte, alles wäre anders gekommen, öffnete sich die Tür, und Clay trat ein, mit einer Ausgabe der Zeitung in der Hand.
»Hast du das gelesen?«
»Allerdings! Einer der Diener des alten Horwick wollte sich wohl damit ein paar Guineen verdienen.«
»Das denke ich auch. Horwick und Greville, zwei der bedeutendsten Aristokraten Londons, in einen Skandal verwickelt, in dem es um Sex geht, um versuchten Mord und eine wunderschöne, geheimnisvolle Frau! Insgesamt einfach unwiderstehlich für den Mann ...«
»Ich bin sicher, es hat ihm eine hübsche Summe eingebracht«, meinte Justin säuerlich.
Clay klopfte auf die Zeitung. »Hier steht, dass Ariel Lord H.s Geliebte war. Es wird behauptet, dass er sie dabei erwischt hat, wie sie versuchte, sein Geld zu stehlen - deshalb soll sie ihn niedergeschlagen haben. Offensichtlich glaubt man, dass du - Lord G. - sie bei Horwick kennen gelernt hast und dich in sie verguckt hast. Das sei der Grund, warum du dich entschieden hast, ihr zu helfen.« Clay warf die Zeitung auf den Schreibtisch. »Was wirst du tun?«
»Gestern habe ich mit Horwick gesprochen. Er war einverstanden, die Anklage zurückzuziehen.«
Clay grinste. »Ich kann mir vorstellen, dass du ihm ziemlich deutlich gemacht hast, was mit ihm geschehen wird, wenn er das nicht tut.«
Justins Mundwinkel zogen sich hoch. »Mehr als deutlich!«
»Und was ist mit Ariel? Wenn sie nicht schon zuvor ruiniert war, dann ist sie es ganz sicher jetzt. Wie wird sie damit fertig?«
»Ich werde sie von hier wegbringen. Silvie packt bereits ihre Sachen. In einer Stunde reisen wir nach Greville Hall.«
Die Tür öffnete sich zum zweiten Mal in wenigen Minuten, diesmal stürmte Ariel herein. In den beiden Tagen seit ihrer Rettung aus Newgate hatte sie sich erholt; zusätzlich verwöhnten alle Diener sie, und jetzt schien sie bereits wieder ganz die alte zu sein. Ihre Haut leuchtete, und in ihrem blonden Haar glänzten silberne Lichter. Kaum zu glauben, dass dies das schmutzige Häuflein Elend war, das er aus dem Gefängnis nach Hause getragen hatte!
Heute brannte Feuer in ihren Augen. Sie blitzte ihn wütend an, die schlanken Hände hatte sie in die Hüften gestemmt. »Ich will wissen, was hier los ist. Silvie hat gesagt, du hättest ihr befohlen, meine Sachen zu packen. Angeblich bringst du mich aus London weg!
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