Ein verfuehrerischer Handel
drinnen geschehen ist.«
»Mir schon«, entgegnete Clay verständnisvoll. »Es macht nichts. Wir werden irgendwann wiederkommen.«
Justin nickte nur. Er tat sein Bestes, Ariel aus seinen Gedanken zu vertreiben, und die meiste Zeit gelang ihm das auch. Ab und zu, beispielsweise am heutigen Abend, erinnerte er sich jedoch an die Frau, für die er sie dummerweise gehalten hatte - erinnerte sich an ihr sanftes Lachen, ihre Intelligenz, an das süße, unschuldige Mädchen aus ihren Briefen. Ihm schwebte die Frau vor Augen, die er geliebt, der er vertraut hatte wie keiner anderen zuvor; und ein erbarmungsloser Schmerz wütete in seinem Herzen.
Er biss die Zähne zusammen. Dann atmete er tief ein und ließ die Luft ganz langsam entweichen. »Ich bin doch müder, als ich dachte. Am liebsten ginge ich nach Hause, wenn du nichts dagegen hast.«
»Nein«, versicherte ihm Clay, »schon gut! Pass auf dich auf, mein Freund.«
Eilig wandte Justin sich ab; er wünschte, er wäre nicht gekommen, wünschte, er hätte die hübsche Blondine nicht gesehen, die ihn an Ariel erinnerte - so wie daran, dass sie genauso eine Dirne war wie die Mädchen bei Madame Charbonnet.
Für den Grafen von Horwick zu arbeiten, stellte sich als schwierige Aufgabe heraus. Das Haus war riesig, und es gab nur wenige Bedienstete. In dem alten Gemäuer zog es, war alles voller Staub und schwer sauber zu halten. Der anspruchsvolle Arbeitgeber ließ seine Angestellten von morgens bis abends schuften, ließ ihnen auch Mahlzeiten servieren, die man kaum essen konnte; außerdem war er der alte
Lustmolch, wie die Frauen auf dem Schrubbermarkt ihn bezeichnet hatten.
Er war ein abscheulicher Fettwanst mit dicken Lippen, und roch ständig nach Alkohol und Zigarren. Zwei Mal war er Ariel schon im Flur begegnet, hatte sie gegen die Wand gedrängt und versucht, sie zu küssen. Doch stets konnte sie seinen Zudringlichkeiten entkommen und vor ihm fliehen.
Sie hasste es, für einen solchen Widerling zu arbeiten, und in den nächsten Wochen ging sie ihm so weit wie möglich aus dem Weg. Es galt einen anderen Posten zu finden; aber sie hatte gehört, was er sich mit den Mädchen erlaube, die ihn verlassen hatten. Er weigerte sich, ihnen eine Referenz zu geben, verbreitete Lügen über sie und machte es ihnen fast unmöglich, woanders unterzukommen. Sie würde ihr Geld sparen müssen und abwarten; an ihren freien Tagen würde sie regelmäßig Ausschau halten. Wenn sie erst einmal etwas Passendes gefunden hatte, könnte sie ruckzuck verschwinden.
»Wir müssen die Laken in den letzten vier Schlafzimmern im Ostflügel wechseln.« Mrs. O’Grady, die Haushälterin, begegnete ihr ihm Flur. »Lady Horwick wird morgen von ihrem Landsitz zurückkehren. Sie hat vor, die üblichen Partys zu besuchen und möchte einen Ball geben anlässlich des Geburtstags ihrer Nichte. Es werden Unmengen von Verwandten teilnehmen.«
»Ich fange sofort an, Mrs. O’Grady.« Sie verbeugte sich ein wenig vor der grauhaarigen Irin, die das Haus des Grafen mit dem wenigen Geld führte, das er ihr dazu zur Verfügung stellte. Ariel mochte die untersetzte kleine Person, sie erachtete sie beinahe als Freundin. Energisch schnappte sie sich den Besen und ging nach oben; dabei hoffte sie nur, dass der alte Horwick nicht in der Nähe war und freute sich gleichzeitig über Lady Horwicks baldige Ankunft. Sicher würde der geile alte Bock es nicht wagen, sich ihr zu nähern, wenn seine Frau im Haus war.
Ariel arbeitete den ganzen Morgen und auch noch am Nachmittag. Im Gegensatz zu vielen Nebenräumen waren einige der Gästezimmer und auch die Salons in der unteren Etage üppig eingerichtet und wiesen nichts von der Abnutzung auf, die im schäbigen Rest des Hauses herrschte. Gerade hatte sie das letzte Gästezimmer fertig, als sich die Tür öffnete und ein ekliger Fettkloß auf der Schwelle erschien.
»Hallo, meine Liebe«, begrüßte Horwick sie. »Ich habe Euch überall gesucht. »Gut, dass ich Euch endlich finde.«
Ariels Herz sank. »Ihr habt nach mir gesucht? Was wünscht Ihr?«
Horwick runzelte die Stirn. »Ihr fürchtet Euch nicht? Dazu besteht auch keinerlei Anlass. Ihr müsst doch mittlerweile bemerkt haben, wie attraktiv ich Euch finde.«
»Ich habe Arbeit, die erledigt werden muss«, erklärte Ariel und wich vorsichtig zurück, als er näher rückte.
»Ja. Das kann ich mir vorstellen. Ich käme Euch in dieser Hinsicht gerne entgegen, müsst Ihr wissen. Wenn Ihr ein wenig bereitwilliger
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