Ein verführerischer Pakt
Auffassungsgabe, Bradshaw!"
Beau grinste. "Danke, Duquesne."
"Ruhe! Hört auf damit, alle beide! Beau, geh zurück ins Kinderzimmer und übe das Einmaleins mit der Neun. Zwanzig Mal, und nicht trödeln, ja? Guy, nun zu dir!"
"Du bist schon bei der Neun?" fragte Guy seinen Stiefsohn ehrlich erstaunt. Für das Multiplizieren kam ihm der Junge fast noch zu jung vor.
"Bei neun mal sieben bleibe ich dummerweise jedes Mal stecken", gestand Beau seufzend.
"Dreiundsechzig. Das ist allerdings auch wirklich schwer zu merken."
"Hinaus!" brauste Lily auf und zeigte zur Tür. Guy sah ihr an, dass sie Mühe hatte, nicht laut loszulachen. Und so gewieft wie der kleine Beau war, entging ihm das bestimmt nicht.
Als der Junge die Treppe hinaufstürmte, ließ Lily sich neben Guy auf das Sofa fallen. "Nun, das ging ja leichter als ich gedacht hatte."
"Clives Rückzug? Der Mann ist doch ein Waschlappen."
Lily lächelte und lehnte den Kopf gegen das Polster, als sei sie erschöpft. "Ich meinte eher dich und Beau. Es gibt doch nichts Besseres als eine gemeinsam erlebte Bedrohung, um zwei Männer zusammenzuschweißen, nicht wahr?"
"Nein, was für ein raffinierter Plan! Ich habe überhaupt keinen Verdacht geschöpft!"
"Aber es hat doch gut funktioniert, findest du nicht?"
Guy sah ihr in die Augen, und er liebte das strahlende Leuchten darin. "Beau ist ein prächtiger Junge, Lily. Er hat deinen scharfen Verstand."
"Und Jonathans trockenen Sinn für Humor und seine Respektlosigkeit vor jeder Art von Autorität. Du wirst mir helfen müssen, ihm Letzteres abzugewöhnen, denn wenn wir darin die Zügel zu locker lassen, ist er mit zehn unverbesserlich."
"Unverbesserlich zu sein hat auch seine Vorteile", gab Guy zu bedenken und legte den Arm auf die Rückenlehne des Sofas. "Dein Sohn ist großartig. Als er in den Salon kam, hätte er mich am liebsten mit Fragen bombardiert, das war ihm deutlich anzusehen. Trotzdem hat er sich zurückgehalten."
"Ich muss dir gestehen, er war nicht gerade begeistert, als er hörte, dass er einen Stiefvater bekommen hat. Ich sagte ihm jedoch, er solle meinem Urteil vertrauen und dich ins Visier nehmen, wenn wir drei miteinander allein wären. Das hat er mir dann auch versprochen, und Beau steht zu seinem Wort."
"Ich werde mit ihm reden, sobald er mit dem Lernen fertig ist." Guy schüttelte fasziniert den Kopf. "Meine Güte, er hat sich wirklich fantastisch im Griff! Ich bin schwer beeindruckt. Ich mag ihn, Lily!"
"Mal sehen, ob das auch noch anhält, sollten deine Nerven irgendwann dünner werden. Und jetzt … Hättest du etwas dagegen, wenn wir uns auf unsere Zimmer zurückziehen? Wenn ich nicht bald meinen Schlaf nachhole, kann ich für nichts mehr garantieren."
"Gute Idee. Ich schätze, wir brauchen einen klaren Kopf, wenn unsere Gäste erst einmal begriffen haben, welche Auswirkung unsere Hochzeit auf das große Komplott hat, das Clive möglicherweise für dich geschmiedet hat."
"Ja, wenn er denn wirklich dahinter steckt", erwiderte Lily seufzend. "Fandest du, dass er sehr überrascht war, mich hier anzutreffen und nicht in London?"
"Schwer zu sagen, da die Neuigkeit von unserer Hochzeit ihn völlig überrumpelt hat." Guy musste zugeben, dass ihm mittlerweile selbst ein paar Zweifel in Bezug auf Clive gekommen waren. Aber wer sonst hätte etwas so Haarsträubendes veranlassen können, Lily in eine Anstalt zu bringen? Wer sonst noch könnte davon profitieren? Er stand auf und reichte ihr die Hand. "Komm. Zeig mir, wohin ich mein müdes Haupt betten kann. Das Leben als Ehemann war bislang verdammt anstrengend!"
Lily erhob sich und warf ihm einen ihrer koketten Blicke zu. "Ich hoffe nur, es langweilt dich nicht längst!"
Er zog sie zu sich heran und freute sich, weil sie sich nicht dagegen wehrte. "Nicht im Geringsten. So viel Aufregendes habe ich schon lange nicht mehr erlebt."
"Und dabei hat dieser Tag gerade erst angefangen!" Sie löste sich aus seiner Umarmung und führte ihn aus dem Salon. "Warte, bis du erst siehst, wo du schlafen musst."
"So wie ich den jungen Bradshaw kenne, wird das bestimmt nicht im Hauptschlafzimmer sein."
Sie lachte fröhlich und stieg mit ihm die Treppe empor.
6. Kapitel
Lily führte Guy in ihr eigenes Schlafzimmer. Ihr Ehemann hatte Recht gehabt mit seiner Vermutung, dass Beau das Hauptschlafzimmer für sich beanspruchte. Nach Jonathans Tod hatte sie ihm das erlaubt, vor allem, weil es so auch für sie bequemer war. Sie wollte dort nicht mehr nächtigen,
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