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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Errötens Sorgen machen zu müssen.
    Schließlich unternahm sie einen Versuch, zu bestimmen, wo sie eigentlich stand. Und in welche Richtung sie steuerte.
    Der erste Punkt war nur zu klar. Sie stand bedrohlich dicht am Rande eines Abgrunds. Und was den zweiten betraf, so gab es verschiedene Möglichkeiten, die alle, wenn auch in unterschiedlichem Maß, Grund zur Sorge boten.
    Ihr Dilemma war offensichtlich. Sie musste die elegante Witwe spielen, eine erfahrene Frau, die sich mit intimen Beziehungen auskannte - und das aus eigener Erfahrung. Die Frage, die sich daraus für sie ergab, war einfach: Wie weit sollte sie dabei gehen, ihre Rolle aufrechtzuerhalten?
    Zu ihrer nicht geringen Bestürzung lag die Antwort darauf keineswegs auf der Hand.
    Ihre Hingabe an die Sache, ihr Ziel, riet, die Antwort müsse lauten, so weit wie nötig, um Adriana die Saison zu ermöglichen und für ihre Familie Erlösung aus den finanziell angespannten Verhältnissen zu erlangen. Aber das warf sofort eine weitere Frage dabei auf: Wie weit konnte sie gehen, ohne dass Torrington etwas auffiel?
    Er war nicht nur erfahren, nein, er war ein Experte. Es war ihr mit Müh und Not bislang gelungen, mit ihm Schritt zu halten; aber bald würden sie einen Punkt erreichen, wo ihr das nicht mehr gelänge, und er würde herausfinden …
    Die gesellschaftlichen Beschränkungen waren wiederum klar. Gleichgültig, was für eine Rolle sie spielte, sie war schlicht keine Witwe, sondern eine tugendhafte Jungfer - sie hätte ihm keinesfalls die Freiheiten erlauben dürfen, die er sich bereits mit ihr genommen hatte. Unseligerweise meldete sich ihre innere Stimme sogleich zu Wort, argumentierte dafür, den Wünschen und Sehnsüchten nachzugeben, deren Existenz ihr jetzt erst bewusst wurde. Was, fragte die innere Stimme, konnte es schon schaden?
    Sie hatte schon vor mehr als einem Jahr erkannt, dass sie ihre Chance auf eine Heirat versäumt hatte; sie war jetzt vierundzwanzig - zwar noch heiratsfähig nach den Maßstäben der guten Gesellschaft, aber ehrlich betrachtet, würde sich für sie kaum noch eine Gelegenheit ergeben. Sobald Adriana sicher versorgt war, würde sie selbst aus der Gesellschaft verschwinden. Sie hatte sich immer vorgestellt, sich aufs Land zurückzuziehen und die Jungen zu erziehen, ihnen ein Zuhause zu bieten, ob nun mit Adriana und ihrem Ehemann oder ohne.
    Der Plan galt noch; nichts war geschehen, sie davon abzubringen. Jede Affäre mit Torrington würde ja - wie bei solchen Arrangements üblich - nur flüchtiger Natur sein. Eine Liaison mit ihm konnte jedoch sehr gut ihre einzige Gelegenheit im Leben sein, das zu erfahren, was sie im Moment zu wissen vorgab.
    Er war der einzige Gentleman, der sie jemals auf diese Weise angesprochen hatte; selbst jetzt noch war sie sich nicht sicher, wie er es angestellt hatte, wie es geschehen war. Dennoch war es passiert. Jetzt bestand eine Chance, wo zuvor keine gewesen war. Wenn sie mehr wissen wollte, erleben wollte, was alles zwischen einem Mann und einer Frau möglich war. Alles, was sie tun konnte, war, es sich von Torrington zeigen zu lassen.
    Die Kutsche fuhr leise schaukelnd über die Straßen nach Mayfair, blieb hie und da stehen, um andere Wagen an den überfüllten Kreuzungen passieren zu lassen. Sie merkte kaum etwas von den Halten, war sogar dankbar für die Gelegenheit, ihre Gedanken schweifen zu lassen, zu erwägen und zu überlegen.
    Wenn sie sich auf eine Liaison mit Torrington einließe …
    Er würde bald genug feststellen, dass sie noch Jungfrau war, und dann messerscharf daraus schließen, dass sie nie verheiratet gewesen war. Wie auch immer, sie bezweifelte, dass er sie vor der guten Gesellschaft entlarven oder bloßstellen würde; dazu gäbe es keinen Grund, nicht, wenn sie es ihm erklärt hatte.
    Es gab jedoch noch eine andere Gefahr. Eine, vor der sie ihre Instinkte warnten - so unerfahren sie auch war. Wie berechtigt diese Gefahr war, konnte sie nicht sicher sagen, aber Tony - Torrington - war ein Adliger vom Scheitel bis zur Sohle. Er war arrogant, sicher, und er verfügte auch über eine gewisse Rücksichtslosigkeit hinter seiner charmanten Fassade, und … Sie suchte nach dem richtigen Wort, um zu beschreiben, was sie in ihm spürte, wenn er sie anschaute, sie in den Armen hielt und küsste, liebkoste.
    Besitzergreifend.
    Wenn sie sich ihm schenkte, ihm so weit vertraute, würde er dann bereit sein, sie gehen zu lassen?
    Sie war nicht dumm genug, um diesen Punkt einfach zu

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