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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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schallendem Gelächter unterbrochen wurden.
    Sie kehrte zu dem Aktenschrank zurück. Lange brauchte sie nicht, um zu begreifen, dass es sich um alte Akten handelte, die mit dem Jahr 1845 endeten. Der zweite Schrank enthielt Akten von 1846 bis 1855, keine waren neueren Datums. Mary kaute auf der Unterlippe. Die aktuellen Akten mussten sich aneinem anderen Ort befinden. Sie warf aufs Geratewohl einen Blick in einige der Bündel, nur um sicherzugehen, aber es schien alles in Ordnung zu sein: mit Laufzetteln und Datum abgelegt, keine größeren Lücken oder Unregelmäßigkeiten. Falls es sich nicht um einen ausgefeilten Geheimcode handelte, waren die Akten harmlos. Anscheinend musste sie es doch im Speicherhaus versuchen.
    Wieder das Geräusch   – wie ein leichtes Kratzen. Sie blieb stehen und lauschte. Jetzt wieder nur der Festlärm aus der Ferne.
    Dann plötzlich etwas   – Schritte, die den Gang entlang und näher kamen. Sie ließ das Schubfach zugleiten   – keine Zeit, es abzuschließen   – und sah sich um. Dachte verzweifelt daran, unter den Schreibtisch zu kriechen, änderte jedoch ihre Meinung, als die Schritte näher kamen. Der Schrank stand in Reichweite und war   – Gott sei Dank!   – nicht verschlossen. Sie stieg eilig hinein. Zum Glück trug sie keinen weiten Reifrock, der sie in ihrer Bewegungsfreiheit behindert hätte. Gerade als sie hörte, wie der Türknopf zum Arbeitszimmer klickte und sich drehte, zog sie die Tür zu.
    Einige Augenblicke konnte Mary über dem wilden Schlagen ihres Pulses nichts hören. Sie versuchte einmal langsam und tief durchzuatmen. Dann noch einmal. Beim dritten Mal wurde sie wieder verhältnismäßig ruhig. Sie spähte in die warme Dunkelheit des Schrankes. Ihre Wange streifte ein raues, wollenes Kleidungsstück   – einen Mantel?   –, und sie konnte eineMischung aus Tabak und Rasierwasser wahrnehmen, nach der auch die Bücherschränke gerochen hatten.
    Ihr Mund war trocken. Wer verursachte das Geräusch im Zimmer? Warum hatte sie sich nur nicht die Zeit genommen, die Tür richtig hinter sich abzuschließen?
Aus Ungeduld
, schalt sie sich.
    Allmählich drang ein neues Geräusch an ihr Ohr, so sachte, dass sie zuerst glaubte, es sich eingebildet zu haben. Es klang fast wie   … leises Atmen. Ja, wie Atmen. Nicht ihr eigenes Atmen. Und es war   … hinter ihr?
    Lächerlich.
    Oder etwa nicht?
    Instinktiv hielt sie die Luft an   – das andere Atmen hörte einen Augenblick später ebenfalls auf. Sie zählte bis fünf und atmete ganz leise aus   – und vernahm ein leises Echo, nur kurz nach ihrem.
    Blödsinn. Sie durfte nicht durchdrehen. Wenn sie jetzt schon die Nerven verlor, wo würde das enden? Also gut. Sie musste sich beweisen, dass sie sich das nur eingebildet hatte.
    Ruhig und langsam griff sie mit der linken Hand hinter sich und berührte   – ja, Stoff. Feines Leinen, um genau zu sein. So weit, so gut: Sie stand ja schließlich in einem Kleiderschrank. Das Problem war nur, dass das Leinen seltsam warm war. Körperwarm. Unter dem tastenden Druck ihrer Hand schien es sich zu bewegen   …
    Plötzlich und erschreckend unerwartet wurde ihr eine bloße Hand fest über Mund und Nase gelegt. Einlanger Arm hielt ihre Arme an ihre Seiten gedrückt. Kräftig wurde sie an einen harten, warmen Körper gepresst.
    »Pscht«, flüsterte ein Mund, der dicht an ihr linkes Ohr kam. »Wenn Sie schreien, sind wir beide dran.«
    Sie hätte gar nicht schreien können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Der Laut blieb ihr tief im Hals stecken.
    Die Person drückte ihr die Hand noch fester über Mund und Nase. »Verstanden?« Sein Ton war ruhig, seine Hand warm und trocken. Er hätte sie auch fragen können, ob sie Zucker in den Tee nahm.
    Mit Mühe brachte sie ein Nicken zustande.
    Sekunden, die sich hinzogen, verstrichen. Die Schritte im Zimmer kamen näher und entfernten sich wieder. Das Scharren von Metall auf Metall   – einmal, ein zweites Mal   – deutete an, dass jemand die Vorhänge zuzog.
    Tränen standen Mary in den Augen, aber es gelang ihr, sie mit zusammengebissenen Zähnen zu unterdrücken. Sie würde ihm nicht die Genugtuung bereiten   – auf keinen Fall, um keinen Preis   –, ihm zu zeigen, dass sie Angst hatte. Stattdessen versuchte sie herauszubekommen, wer dieser Mann im Kleiderschrank war. Die Stimme klang gebildet.
Michael Gray?
Nein. Der Duft dieses Mannes roch anders   – Zedernseife und ein Hauch Whisky, nicht der leichte Hauch von

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