Ein verheißungsvolles Angebot
sie zwischen sich und Rafe deutlich spürte. Sie redeten ausschließlich über Belanglosigkeiten und vermieden jedes gefährliche Thema.
Nach dem Essen räumten sie schnell den Tisch ab, setzten sich dann wieder auf die Veranda und tranken Wein. Schließlich seufzte Larkin, halb satt und zufrieden, halb angespannt. „Okay, Zeit für ein paar Geschichten“, verkündete sie. „Nun erklär mir noch mal, wie das alles laufen soll.“
„Wer beim Münzenwerfen gewinnt, darf die erste Frage stellen. Der Verlierer muss antworten.“
„Das könnte gefährlich werden.“
„Auf jeden Fall wird es interessant.“ Mit einem Schwung warf er die Münze in die Luft, fing sie wieder und bedeckte sie mit der Hand. „Sag an. Kopf oder Zahl?“
„Kopf.“
Er zeigte ihr die Münze – die Zahl lag oben. Sofort begann er. „Erste Frage. Erzähl mir alles über Kiko … aber wirklich die Wahrheit, wenn ich bitten darf. Sie wird ja ständig um uns herum sein – um die ganze Familie. Deshalb muss ich es wissen, schon aus Sicherheitsgründen.“
Das leuchtete ihr ein, auch wenn sie das Thema lieber vermieden hätte. „Na schön, ich kann verstehen, dass du das wissen willst. Um ehrlich zu sein – ich weiß nicht genau, was sie ist. Auf jeden Fall ist sie kein reinrassiger Wolf, auch wenn sie fast so aussieht. Wahrscheinlich eine Art Wolfshund-Mischling.“ Als sie sah, wie er die Stirn runzelte, fügte sie schnell hinzu: „Aber ich glaube nicht, dass der Wolfsanteil in ihr sehr hoch ist. Dafür hat sie zu viele Hunde-Eigenschaften, und ihr ganzes Wesen ist eher das eines Hundes.“
„Erklär mir das näher!“
Die Aufforderung kam wie aus der Pistole geschossen, und Larkin zuckte zusammen. Vorsichtig wählte sie ihre Worte. „Es gibt ja Menschen, die Hunde mit Wölfen kreuzen, aber das Verfahren ist sehr umstritten. Meine Großmutter war auf jeden Fall strikt dagegen. Sie hielt das für ein Spiel mit dem Feuer und war der Meinung, dass es sowohl den Wölfen als auch den Hunden gegenüber unfair ist. Denn die Leute erwarten von diesen Mischlingen, dass sie sich wie Hunde benehmen.“ Als er zustimmend nickte, fuhr sie fort. „Aber wie sollte das gehen? Solch ein Geschöpf ist zwischen zwei Welten gefangen, zwischen Haustier und Wildtier. Wenn in so einem Mischling das Wilde durchkommt – wofür er nichts kann –, schlagen alle die Hände über dem Kopf zusammen.“
„Verstehe“, erwiderte er gedehnt. Die Erklärung schien ihm nicht besonders zu gefallen. „Und wie sieht das bei Kiko aus? Wie groß ist das Risiko, dass bei ihr der innere Wolf durchbricht?“
„Sie hat noch nie jemanden etwas zuleide getan. Noch nie.“ Larkin betonte die letzten beiden Worte besonders. „Könnte sie es? Hundertprozentig kann man es nicht ausschließen, aber das kann man bei einem Hund auch nicht. Dazu kommt, dass Kiko eher wegläuft statt anzugreifen. Vor allem jetzt, wo sie schon so alt ist.“
„Und du weißt nicht, woher sie ursprünglich stammt?“
Liebevoll sah Larkin ihre Hündin an. Kiko lag müde da und beobachtete die Umgebung. „Wir vermuten, dass sie ursprünglich jemandem gehörte, der sich nicht um sie kümmern konnte oder sie loswerden wollte. Offenbar hat man sie im Wald ausgesetzt, als sie noch ganz jung war. Wie ich schon mal erwähnt habe, hat meine Großmutter sie in einer illegalen Tierfalle entdeckt. Das Tier war schon halb verhungert.“
„Das arme Ding. Sie muss völlig verängstigt gewesen sein. Ein Wunder, dass sie deine Großmutter überhaupt an sich herangelassen hat.“
„Oh, Granny konnte schon immer gut mit Tieren umgehen.“ Bei der Erinnerung an die alte Dame lächelte sie versonnen. „Und als sie Kiko fand, war das arme Geschöpf überhaupt nicht in der Verfassung, Gegenwehr zu leisten. Die Schnappfalle hatte ihr das Bein gebrochen. Wir können von Glück sagen, dass sie es nicht verloren hat.“
„Hat deine Großmutter sie ganz allein gesund gepflegt?“
Larkin schüttelte den Kopf. „Nein, das gebrochene Bein musste von einem Fachmann behandelt werden. Sie ist zu einem Tierarzt gegangen, mit dem sie befreundet war. Er hat das Bein geschient und ihr Pflegetipps mit auf den Weg gegeben. Sonst hätte man sie einschläfern lassen müssen. Das kam für Granny und mich nicht infrage, deshalb haben wir sie behalten.“
„Ich mache mir immer noch Sorgen um meine Familie. Kann etwas passieren, wenn sie …“
Larkin beugte sich vor und betonte jedes Wort. „Ich verspreche dir, sie wird
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