Ein verheißungsvolles Angebot
weder dir noch deinen Verwandten etwas tun. Wie gesagt, sie ist jetzt schon sehr alt. Diese Tiere werden höchstens sechzehn, die meisten schaffen nicht mal das. Kiko ist jetzt zwölf oder dreizehn und wirklich sehr sanftmütig. Manchmal jault sie ein bisschen, es klingt fast wie Geheule, aber davon abgesehen, ist sie sehr ruhig. Man darf sie nur nicht in die Ecke drängen, dann fühlt sie sich gefangen und könnte panisch reagieren.“ Als er nickte, weil die Antwort ihn zufriedenzustellen schien, stellte sie ihm die erste Frage. „Was ist mit dir? Kein Hund, keine Katze? Oder irgendein exotisches Haustier?“
„Früher, als ich klein war, hatten wir mal Hunde“, antwortete er. „Aber jetzt möchte ich lieber kein Haustier mehr.“
Das verwunderte Larkin. Sie konnte sich ein Leben ohne einen vierbeinigen Gefährten überhaupt nicht vorstellen. „Und warum nicht?“
„Man müsste die Verantwortung für so ein Geschöpf übernehmen, und das für einen langen Zeitraum, vielleicht zehn oder fünfzehn Jahre. Auf so eine Verpflichtung möchte ich mich nicht einlassen.“
Wenn er schon ein Haustier als Bürde empfindet, dachte Larkin, scheint er für eine Partnerschaft erst recht nicht geschaffen zu sein. Denn auch die bedeutet Verantwortung. Wie er sich wohl in seiner Ehe mit Leigh gefühlt hat?
„Kiko ist wohl nicht die Einzige, die sich nicht gern fangen oder bedrängen lässt“, sagte sie. „Hast du die Ehe auch so empfunden?“
„Ich habe sie nicht so empfunden, sie war so.“ Er erhob sein Glas wie zu einem Trinkspruch. „Ein Gutes hatte die Sache immerhin. Mir ist klar geworden, dass ich für die Ehe nicht geschaffen bin. Mein Freiheitsdrang ist zu groß, ich will lieber unabhängig sein.“
Das ist eigentlich komisch, ging es ihr durch den Kopf, wenn man bedenkt, wie eng seine Familie zusammenhält. Ich kenne die Dantes ja noch nicht lange, aber eins ist sonnenklar: Sie mischen sich ständig in die Belange der anderen Familienangehörigen ein. Das ist nicht böse oder bevormundend gemeint, sie lieben und sorgen sich eben so. Vielleicht liegt da die Erklärung für Rafes Verhalten …
„Und woher kommt dieser Freiheitsdrang?“, hakte sie nach. „Willst du so deine Familie auf Distanz halten – oder steckt mehr dahinter?“
Nachdenklich neigte er den Kopf. „Früher hatte ich nicht das Gefühl, meine Familie auf Distanz halten zu müssen. Das ging erst los, als dieser ganze Inferno-Quatsch anfing.“ Er runzelte die Stirn. „Na ja, ich muss zugeben, dass sie sich gerne in die Angelegenheiten der anderen einmischen.“
„Also liegt es nicht an deiner Familie, dass du diesen Freiheitsdrang entwickelt hast. Aber woran dann?“
Während er sein Weinglas absetzte, schüttelte er den Kopf. „He, langsam. Du hast die zulässige Höchstgrenze für Fragen längst überschritten. Das waren schon vier oder fünf, wenn ich richtig mitgezählt habe. Wenn wir die nächste Runde einläuten wollen, bin ich jetzt wieder mit Fragen dran.“
„Na schön“, erwiderte sie seufzend. „Aber eine leichte Frage, wenn ich bitten darf. Ich werde langsam müde, da fällt es mir schwer zu entscheiden, was ich dir noch verheimlichen muss und was nicht.“
„Noch sind wir ja nicht mal offiziell verlobt“, kommentierte er lachend. „Da möchte ich natürlich nicht, dass dir aus Versehen eines deiner wirklich tiefen, dunklen Geheimnisse rausrutscht.“
„Wenn du wüsstest“, murmelte sie. „Aber jetzt leg los. Nächste Frage.“
„ Gut, also was Leichtes. Mal sehen … Du hast mir doch erzählt, du hast dir auch mal das Bein gebrochen. Da hast du also was mit Kiko gemeinsam.“
„Mehr als du ahnst.“
„Dann raus damit. Wie ist das passiert?“
Sie verzog das Gesicht, weil sie diese Erinnerungen nur ungern wieder hervorholte, auch wenn auf lange Sicht betrachtet alles wieder gut geworden war. „Ich war damals acht“, begann sie zögernd. „Ich habe bei einer Schulaufführung mitgemacht und bin dabei von der Bühne gefallen.“
„Oh, das tut mir leid.“ An seinem Tonfall konnte sie ablesen, dass das nicht nur so dahergesagt war, sondern dass er es ernst meinte. „Sollte da etwas zurückgeblieben sein, dann kannst du es aber gut verbergen. Nur gestern Abend, als du so erschöpft warst, ist es mir ganz kurz aufgefallen. Ansonsten bewegst du dich unheimlich elegant.“
„Ich hatte jahrelang Tanzunterricht. Das hat mir geholfen, die Beeinträchtigung schneller zu überwinden. Aber so gut wie vor
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