Ein verheißungsvolles Angebot
er mehrere Nächte, um sich an eine neue Frau neben sich im Bett zu gewöhnen. Bei Larkin war das anders; er konnte sich gar nicht erinnern, wann er das letzte Mal so tief und fest geschlafen hatte. Ohne die Störung wäre er wahrscheinlich erst am Mittag aufgewacht.
Vorsichtig, um Larkin nicht zu wecken, erhob er sich und ging in den Garten hinaus. Noch lag der Vollmond über der Landschaft und tauchte sie in ein silbriges Licht. Kiko saß mitten auf dem Rasen, den Kopf nach oben gestreckt.
Das Tier hatte eine wilde Schönheit, die Rafe in seinem Innersten berührte. Auch ein Teil von ihm wollte frei sein, wollte sich vom Instinkt statt vom Verstand leiten lassen, an den er sich so unerbittlich klammerte. Wie befreiend es wäre, dieser anderen Welt anzugehören, der Welt der Ungezähmtheit!
Doch er wusste, er konnte es nicht. Dass auch Kiko es nicht konnte, stimmte ihn unendlich traurig. Die Wildheit lag tief in ihrem Wesen verborgen, und dennoch war sie dazu verdammt, das Leben eines braven Haustiers zu führen. Bevor sie wieder den Mond anjaulen konnte, führte er den Finger zum Mund und pfiff. Kiko zögerte einen Moment lang, dann winselte sie betrübt und kam auf ihn zugetrottet.
„Irgendwie traurig“, ertönte plötzlich Larkins Stimme hinter ihm. Sie schien genau das Gleiche zu denken wie er.
Als er sich zu ihr umwandte und sie ansah, erstarrte er förmlich. Nackt und bloß stand sie vor ihm, und das silbrige Mondlicht verlieh ihrem makellosen Körper einen fast überirdischen Glanz. Rafe war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig.
Mitfühlend neigte sie den Kopf in Kikos Richtung. „Sie spürt den Ruf der Wildnis. Aber sie kann nicht darauf reagieren, wie sie es in ihrem tiefsten Inneren möchte, weil sie nichts so ganz ist – weder Wolf noch Hund. Sie steht irgendwo dazwischen, und das muss schmerzlich sein.“ Nachdenklich musterte sie Rafe. „Fühlst du dich auch so? Gefangen zwischen zwei Welten?“
Noch immer konnte er nicht klar denken. Die Frage hatte er zwar verstanden, aber er konnte sich nur auf ihren Anblick konzentrieren. Sein Verlangen war so groß, dass es den Verstand völlig überlagerte. „Larkin …“
Sie trat noch näher an ihn heran, was ein Fehler war. Denn nun war da kein Schatten mehr, der ihre Blöße und ihre Schönheit bedeckt hätte. „Deine Verwandten haben keine Probleme damit, ihre Gefühle offen zu zeigen. Aber du schon, stimmt’s?“
Obwohl er sich bemühte, konnte er die Blicke nicht von ihr lassen. „Da sei dir mal nicht so sicher.“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Im Schein des Mondlichts wirkte sie, als sei sie einem Märchen aus fernen Zeiten entsprungen. Eine Fee, eine Elfe, ein ätherisches Wesen nicht von dieser Welt. „Du meinst, du kannst Gefühle zeigen? Wirklich?“
„Das wirst du schon merken – wenn ich dich das nächste Mal berühre.“ Er hatte Mühe, die Worte hervorzubringen. „Aber dann würde ich auch das Versprechen brechen, das ich Primo gegeben habe.“
Einen scheinbar unendlich langen Augenblick herrschte Stille. Schließlich seufzte sie leise und trat zurück, bis die Schatten des Hauses sie verschluckten. Geh ihr nach, forderte eine innere Stimme. Nur mit Mühe riss er sich zusammen. Es waren nur der Vollmond und Kikos Gejaule, redete er sich ein. Aber dein Verstand ist stärker als deine Gelüste.
Unruhig ging er noch eine Weile im Garten auf und ab. Wenn nur seine Hand nicht so kribbeln würde!
Bin ich denn verrückt geworden? schalt sich Larkin und zog sich eine Decke über die bloßen Schultern. Ja, ich bin durchgedreht, eine andere Erklärung gibt es nicht. Warum hätte ich mir sonst die letzten Sachen ausgezogen, bevor ich in den Garten gegangen bin? Völlig nackt? So bin ich doch noch nie gewesen. So aufreizend, so fordernd, so aggressiv. Das war doch eher Leighs Spezialität.
Ja, Leigh.
Bekümmert setzte Larkin sich auf die Bettkante und schlug die Hände vors Gesicht. Wie dumm ich gewesen bin, dachte sie. Wie konnte ich nur glauben, dass ich mich in die Angelegenheit der Dantes einmischen kann und da heil wieder rauskomme? Vielleicht wäre alles besser gelaufen, wenn ich Rafe von Anfang an reinen Wein eingeschenkt hätte. Das war ja ursprünglich auch mein Plan, als ich mich für den Catering-Dienst auf dem Empfang der Dantes habe eintragen lassen.
Sie runzelte die Stirn. Wie hat das alles nur so schiefgehen können? Weil er mich berührt hat. Er hat mir seine verrückte Idee mit der Verlobung
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