Ein verheißungsvolles Angebot
Nonna.“
„Eigentlich ist es doch auch egal, oder?“, merkte sie an. „Ich meine, selbst wenn sie mich nicht mögen, was soll’s? Wir spielen ihnen ja nur was vor, und …“
Völlig überraschend unterbrach er ihren Redeschwall mit einem Kuss. Und was für ein Kuss! Voller Leidenschaft und Zärtlichkeit. Sie schlang Rafe die Arme um den Hals und erwiderte den Kuss, überwältigt von der Hitze, die sie wie immer durchströmte, wenn sie sich berührten. Das Zeitgefühl verließ sie völlig. Wie lange küssten sie sich? Sekunden? Minuten? Stunden? Als er sich endlich von ihr löste, konnte sie ihn nur wie betäubt ansehen. Ihre Benommenheit entlockte ihm ein Lächeln.
„Interessant“, meinte er. „Muss ich mir merken. Das mache ich jetzt immer so, wenn ich das Thema wechseln will.“
„Was? Ich verstehe nicht …“
Ihre Verwirrung schien ihn zu amüsieren. „Du wolltest etwas sagen, was unser Geheimnis ist“, erklärte er mit leiser Stimme. „Ich habe dir einen Kuss gegeben, damit du den Mund hältst. Man weiß ja nie, wer heimlich zuhört.“
Allmählich begann Larkins Gehirn wieder zu arbeiten. „Alles klar. Ich verstehe.“
Wie gemein! Für sie hatte sich der Kuss völlig echt angefühlt. Wie wahre Leidenschaft. Aber für Rafe …
Sie beide entwickelten so viel Hitze – brachte das ihn nicht zum Schmelzen? Eigentlich hatte sie schon den Eindruck. Aber vielleicht war das nur Wunschdenken. Auf jeden Fall musste sie ihre Gefühle unter Kontrolle halten.
„Ab jetzt bin ich vorsichtiger“, versprach sie. Das würde nicht nur ihm zugutekommen, sondern auch ihr.
Gemeinsam betraten sie den prächtig angelegten großen Garten, wo das Familientreffen stattfand. Die folgende Stunde verbrachte Rafe damit, Larkin immer neue Verwandte vorzustellen, bis ihr der Kopf schwirrte. Manche hatten mit Handel und Verkauf des Dante-Schmucks zu tun, andere, wie Rafe und sein Bruder Luc, kümmerten sich um den Kurierservice. Wieder andere waren in der Verwaltung des erfolgreichen Unternehmens tätig. Endlich lernte Larkin auch Rafes Vater Alessandro kennen, der ganz im Gegensatz zu seinem Sohn völlig locker, gesellig und umgänglich war. Und auch die Ehefrauen traf sie, die allesamt überaus glücklich mit ihren Ehemännern zu sein schienen. Ein solches Eheglück wird mir leider nicht vergönnt sein, dachte Larkin betrübt. Jedenfalls nicht mit Rafe.
„Haben alle verheirateten Paare hier das Inferno erlebt?“, fragte sie ihn schließlich.
Rafe lachte auf. „Das behaupten sie jedenfalls.“ Als sie ihn stirnrunzelnd ansah, hakte er nach: „Was ist denn?“
„Du bist doch hier der Mann der Logik und des Verstandes, oder?“
„Das will ich meinen.“
Sie machte eine ausladende Handbewegung. „Und alle Ehepaare hier, einschließlich deiner Eltern und deiner Großeltern, haben es erlebt und glauben fest daran.“
Ratlos zuckte er mit den Schultern. „Was soll ich dazu sagen? Meiner Meinung nach leidet die Familie Dante an einem Gendefekt, der zu schwerem Aberglauben führt. Zum Glück bin ich davon nicht betroffen.“ Mit einem Blick auf seinen jüngeren Bruder und seine Schwester fügte er hinzu: „Die Zeit wird zeigen, ob Draco und Gia dieser Defekt auch erspart geblieben ist.“
„Dieser Gendefekt ist ja eine schöne Theorie“, erwiderte Larkin lächelnd. „Aber Primo hat erzählt, dass er und Nonna schon seit über fünfzig Jahren verheiratet sind. Und deine Eltern auch schon über dreißig Jahre, richtig?“
„Worauf willst du hinaus?“
„Betrachten wir es mal logisch, das ist doch deine Spezialität. Schau dich um, und du siehst lauter glückliche Ehen. Ausnahmslos. Ist das kein Beweis, dass es das Inferno wirklich gibt? Und dass deine Ehe mit Leigh gescheitert ist, bei der du das Inferno nicht gespürt hast, wie du selber zugegeben hast – ist das nicht ein weiterer Beweis?“
Bevor er antworten konnte, gesellte sich Draco zu ihnen, der einen Teil des Gesprächs zufällig mitgehört hatte. „Du wirst ihn nicht überzeugen können“, sagte er schmunzelnd zu Larkin. „Rafaelo ist einfach ein Ungläubiger. Ein Zyniker, der sich für einen Realisten hält und die Existenz des Infernos schon deshalb leugnet, weil es ihm seine Selbstkontrolle rauben könnte.“
„Wenn du damit sagen willst, dass ich mich strikt weigere, noch einmal in die Ehefalle zu tappen, gebe ich dir recht“, konterte Rafe kühl. „Aber willst du mir erzählen, dass du anders darüber denkst? Würdest du deinen
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