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Ein verheißungsvolles Angebot

Ein verheißungsvolles Angebot

Titel: Ein verheißungsvolles Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Day Leclaire
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jetzigen Lebensstil den Launen des Infernos opfern?“
    Rafes Frage schien Draco aus der Fassung zu bringen. Nach außen wirkte er wie ein Sonnyboy, dachte Larkin, aber in sein Inneres lässt er niemanden schauen. Erst nach langem Nachdenken antwortete er: „Gegenfrage. Würde dir deine Inferno-Braut in den Schoß fallen, würdest du sie dann wegstoßen?“
    Nach einem Seitenblick auf Larkin antwortete Rafe: „Schau uns doch an. Was glaubst du, was mit uns passiert ist?“
    „Mit euch?“ Die Frage schien Draco zu verwirren. „Gut, sagen wir, es ist euch passiert. Ihr werdet es doch nicht einfach ignorieren?“
    „Es ist uns aber nicht passiert“, erwiderte Rafe mit Bestimmtheit. „Weil es das Inferno einfach nicht gibt. Also können wir es auch nicht ignorieren.“
    Draco sah Larkin mitleidig an, bevor er seinem Bruder antwortete. „Wenn das so ist, hast du entweder einen Oscar für die Darstellung eines Liebenden verdient, oder du bist ein ganz ausgekochter Lügner. Keine Ahnung, was von beidem zutrifft.“
    „Das solltest du aber wissen. Die Idee für diese kleine Scharade kommt doch schließlich von dir.“
    „Nur die Grundidee“, gab Draco zurück. „Ab dann hast du das Heft in die Hand genommen. Aber ganz offensichtlich ist für dich mehr daraus geworden. Sieh dich doch nur an – du kratzt dir schon wieder die Handfläche. Kribbelt schön, wie? Ein sicheres Zeichen für das Inferno.“
    Rafe zuckte zusammen. Tatsächlich, er hatte sich gekratzt, ganz unwillkürlich, es war ihm nicht einmal aufgefallen.
    „Das … das gehört doch zu meiner Rolle“, versuchte Rafe stotternd zu erklären. „Damit es glaubwürdiger wirkt.“
    Larkin erkannte am Zittern in seiner Stimme, dass das gelogen war. Obendrein fühlte sie es. In ihrer Handfläche.
    „Schön, Bruderherz, red dir das nur ein, wenn du dich dann besser fühlst. Ich schätze, ich habe mit meiner zweiten Vermutung recht – du bist ein ausgekochter Lügner.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung wechselte Draco abrupt das Thema. „Übrigens, liebe zukünftige Schwägerin, wie ich sehe, bin ich nicht der Einzige, der eine gefährliche Kindheit hatte.“
    „Wie bitte?“, fragte Larkin verwirrt. „Was meinst du damit?“
    Dezent wies er auf die kaum sichtbare Narbe, die bei genauer Betrachtung unter dem Saum ihres Kleides zu erkennen war. „So etwas habe ich auch. Bin als Kind mal von einem hohen Baum gefallen. Und was ist bei dir passiert?“
    Er fragte das so offen und freundlich, dass es sie nicht in Verlegenheit brachte. „Ich habe bei einer Schulaufführung eine Pirouette gedreht und bin dabei von der Bühne gefallen.“
    „Autsch“, meinte Draco mitfühlend. „Natürlich habe ich damals nicht halb so viel gelitten wie Rafe.“
    „Rafe?“ Sie wandte sich ihm zu. „Hast du dir auch mal das Bein gebrochen? Warum hast mir das nicht erzählt?“
    „Ich habe mir überhaupt nichts gebrochen.“
    „Er hat nur ein paar jungen Damen das Herz gebrochen“, scherzte Draco. „Nein, ich meine, was mit ihm war, als ich mir das Bein gebrochen habe. Hat er dir das nicht erzählt?“
    Larkin schüttelte den Kopf. „Nein. Kein Wort davon.“
    „Macht ja nichts. Nächste Woche fahren wir sowieso alle zum See, da kann er dir nicht nur alles bis zur letzten schockierenden Einzelheit berichten, er kann dir sogar die Stelle zeigen, wo es passiert ist. Am liebsten würde ich dir dann auch noch den Baum zeigen, aber irgendwann hat es Rafe gepackt, und er hat ihn gefällt.“
    „Weil er voller Schädlinge war“, erklärte Rafe seelenruhig. „Er musste weg, bevor auch andere Bäume befallen wurden.“
    „Langsam durchschaue ich dich“, sagte Draco nachdenklich. „Wenn dir die Realität nicht in den Kram passt, betrachtest du sie einfach aus deinem Blickwinkel. Aber damit änderst du sie nicht – das heißt nur, dass du dir etwas vormachst.“
    Zwar wusste Larkin nicht, was damals mit Rafe passiert war, aber sie spürte seine tiefe innere Unruhe. Nur mit Mühe gelang es ihm, die ruhige Fassade aufrechtzuerhalten.
    „Ich glaube, wir sollten jetzt zum Essen gehen“, meinte sie und versuchte damit die Situation zu entschärfen. Sie reichte Rafe die Hand. „Ich bin schon sehr gespannt, was Primo gezaubert hat. Alle schwärmen ja von seinen Kochkünsten.“
    Zu ihrer Überraschung zog Rafe sie blitzschnell an sich und küsste sie leidenschaftlich. Auch wenn sie damit nicht gerechnet hatte, erwiderte sie den Kuss mit ebenso großer Leidenschaft.

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