Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
Herr«, versicherte der Stallbursche. »Machen Sie sich keine Gedanken!«
Als er sich verabschiedet hatte, ging Giles zu seinem Schreibtisch.
»Was hat es mit der Schaufel auf sich?«, fragte Minerva.
Giles schloss eine Schublade auf und nahm die Karte heraus, die er aus dem Gedächtnis nachgezeichnet hatte. »Ravenswood hat herausgefunden, was die Karte zeigt.«
»Oh?«, murmelte sie erstaunt.
»Es ist die Kopie eines Exemplars, das sich im Britischen Museum befindet und in den Unterlagen von Henry Mainwaring gefunden wurde.«
»Dem Admiral?«
»Und Piraten. Man sagt, die Karte zeigt, wo er seinen Schatz vergraben hat.«
»Grundgütiger, es ist eine Schatzkarte!« Minerva zog ein Papier aus ihrer Schürzentasche und legte es neben die Karte auf den Schreibtisch.
»Was ist das?«
»Die aktuelle Karte des Gutes. Celia hat sie mir heute Morgen mitgebracht.« Sie lächelte ihn verschmitzt an. »Ich hatte heute wirklich viel um die Ohren – erst kam meine Familie zu Besuch, dann mein heimliches Techtelmechtel mit Mr Pinter …«
»Pass bloß auf, du, ich bin immer noch verärgert über diesen kleinen Zwischenfall.«
Sie lachte, dann beugte sie sich über die beiden Karten, um sie miteinander zu vergleichen. »Ich verstehe nicht, wie Desmond darauf kommen konnte, dass es sich um eine Schatzkarte handelt. Hier in der Mitte ist zwar eine Markierung, aber wenn ich das Ganze richtig deute und es sich wirklich um unser Gut handelt, befindet sich die Markierung genau da, wo heute der Teich ist. Wenn Mainwaring den Schatz dort vergraben hat, wird Desmond ihn nie finden.«
Giles schnaubte. »Ich bezweifle, dass es überhaupt einen Schatz gibt. Euer Vetter ist ein Narr.« Er schloss eine andere Schublade auf.
»Das ist leider wahr. Und außerdem: Ist Admiral Mainwaring nicht in Armut gestorben?«
»Richtig.« Giles holte die Schatulle mit seinen Duellpistolen hervor. »Aber das ist nicht die ganze Geschichte. Nachdem Mainwaring nach seinen Piratenjahren vom König begnadigt und zum Vizeadmiral ernannt worden war, kursierte das Gerücht, er habe irgendwo erbeutete Juwelen gehortet. Doch als Royalist musste er im Englischen Bürgerkrieg nach Frankreich fliehen, von wo er angeblich nie wieder nach England zurückkehrte, um sich seine Beute zu holen.«
Giles nahm beide Pistolen an sich sowie den Beutel mit Kugeln, Schießpulver und anderem Zubehör. »Plumtree ist verrückt, wenn er glaubt, den Schatz auf eurem Gut zu finden. Mainwaring lebte in Dover. Warum hätte er die Juwelen in der Nähe von Halstead Hall verstecken sollen?«
»Vielleicht, weil er auf seiner Flucht dort untergekommen ist«, sagte Minerva und fuhr mit den Fingern eine Linie auf beiden Karten entlang.
Giles sah sie verblüfft an. »Wie bitte?«
»Kannst du dich nicht mehr erinnern? Meine Großmutter hat davon gesprochen. Er war der Vizeadmiral, der bei unserer Familie zu Besuch war, als er davon erfuhr, dass Cromwell seinen Kopf wollte. Er konnte nicht mehr nach Hause und fuhr direkt zum Londoner Hafen und versteckte sich auf einem Schiff, das ein Freund von ihm befehligte, der ihn außer Landes brachte.«
Giles lief es kalt über den Rücken. Vielleicht war Plumtree gar nicht so verrückt. Was, wenn Mainwaring seinen Schatz tatsächlich auf dem Gut vergraben hatte?
Nein, der Gedanke war einfach absurd! »Warum hätte Mainwaring seine Juwelen mit sich herumtragen sollen, als er bei Freunden zu Besuch war? Und selbst wenn es so gewesen wäre, warum hat er sie dann nicht mit nach Frankreich genommen?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich sage nur, dass er auf Halstead Hall übernachtet hat. Von den Juwelen habe ich nie etwas gehört.«
Giles wünschte, er wäre Plumtree an jenem Tag gefolgt, um zu erkunden, wo genau er nach diesem Schatz gesucht hatte. Denn wenn der Mann dumm genug gewesen war zu glauben, dass der Schatz auf dem Gut der Sharpes vergraben war, und sich an dem Tag auf die Suche gemacht hatte, als die Sharpes umkamen …
Giles lud die Pistolen.
»Was hast du vor?«, fragte Minerva.
»Ich werde deinem Vetter nicht unbewaffnet nachstellen«, sagte er. »Auch wenn er tatsächlich nur eine Schaufel mitgenommen hat.«
»Glaubst du wirklich, dass er sich aufgemacht hat, um den Schatz zu suchen?«
»Warum nicht? Es ist Sommer – bis zum Sonnenuntergang bleiben ihm noch ein paar Stunden. Und wenn ich ihn in flagranti erwische, kann ich vielleicht die eine oder andere Antwort aus ihm herausholen.«
Minerva faltete die beiden Karten
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