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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Sie, guter Mann«, rief er ihm zu, »haben Sie vielleicht noch Zimmer frei? Oder haben Sie sie schon alle an diese Leute hier vermietet?«
    Der Wirt taxierte sie kurz, dann breitete sich ein freundliches Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Nein, Sir. Die sind nur hier, um nach dem Rennen einen zu trinken. Bis zum Abend werden sie wieder weg sein. Brauchen Sie ein Zimmer für diese Nacht?«
    »Für mehrere Nächte«, antwortete Giles. Als Minerva stutzte, drückte er ihr beschwichtigend die Hand. Dann fügte er mit exakt dem richtigen Maß an Herablassung hinzu: »Ich bin Lord Manderley aus Durham, und das ist meine Gattin.«
    Die Augen des Wirtes leuchteten auf. Er glaubte Giles ganz offensichtlich, und warum auch nicht? Giles war wie immer ebenso gut gekleidet wie ein Adeliger – seine Jacke und seine Hose aus dunkelbraunem Bath Superfine, einem edlen Wollstoff, waren perfekt geschnitten und brachten seine breiten Schultern und seine muskulösen Waden hervorragend zur Geltung. Seine Weste war aus der feinsten gemusterten Seide, und seine Wellington-Stiefel waren auf Hochglanz poliert.
    Und die Kunst des arroganten Auftretens beherrschte er wie kein anderer. »Ihr Gasthaus scheint mir für unsere Zwecke geeignet zu sein«, sagte er. »Wir wollen uns in der Gegend einige Anwesen ansehen, die zum Verkauf stehen. Eine Woche würden wir mindestens bleiben, doch ich habe noch eine Frage, bevor wir entscheiden, ob uns Ihr Haus wirklich zusagt.«
    »Fragen Sie nur, gnädiger Herr!«, entgegnete der Wirt beflissen.
    Minerva konnte praktisch sehen, wie er im Geist überschlug, wie viel er an einem reichen Lord verdienen konnte, der einer Unterkunft für eine Woche und teurer Mahlzeiten bedurfte, ganz zu schweigen von der Versorgung zweier Pferde.
    »Als wir herkamen«, fuhr Giles fort, »sahen wir einen Herrn, den wir zu kennen glauben. Einen Mr Desmond Plumtree?«
    »Ja, gnädiger Herr. Mr Plumtree logiert hier mit seinem Sohn.«
    Giles wandte sich Minerva zu und runzelte die Stirn. »Ich habe dir gesagt, er ist es, meine Liebe. Den Anblick dieses Mannes kann ich nicht Tag für Tag ertragen. Wenn man bedenkt, was er meinem armen Bruder angetan hat …«
    Minerva spielte mit und redete beruhigend auf ihn ein: »Oh, ich bin sicher, es wird kein Problem sein, Liebling.« Sie lächelte den Wirt an. »Er bleibt doch gewiss nicht lange, oder?«
    »Oh, nein, gnädige Frau, nur noch eine Nacht!«, versicherte der Wirt hastig. »Und im Moment ist er nicht einmal da. Er ist zu einem seiner Ausflüge aufgebrochen.«
    »Ausflüge!«, rief Giles. »Also ist er öfter hier in der Gegend?«
    »Nein, gnädiger Herr, keineswegs! Er war fast zwanzig Jahre lang nicht mehr hier … bis vor ein paar Monaten.«
    »Doch ausgerechnet heute ist er hier.« Giles stieß einen tiefen Seufzer aus und sah Minerva an. »Wir sollten uns ein anderes Gasthaus suchen, das Ealing näher ist. Ehrlich gesagt, mein Zuckerpüppchen, gibt es dort mehr Anwesen, die unseren Wünschen entsprechen, als hier in der Gegend.«
    Mein Zuckerpüppchen?
Sie musste an sich halten, um nicht zu lachen. »Aber ich bin so müde. Können wir nicht einfach hierbleiben?«
    »Ich weiß nicht. Wenn wir Mr Plumtree zufällig begegnen, kann ich mich möglicherweise nicht beherrschen.«
    »Mein Herr«, warf der Wirt ein, »ich schwöre Ihnen, dass sich Ihre Wege nicht kreuzen werden. Ich bringe Sie in einem ganz anderen Teil des Gasthauses unter.«
    »Ich nehme an, die besten Zimmer hat
er
schon belegt«, sagte Giles.
    »Oh nein, gnädiger Herr. Das beste Zimmer ist auf der Rückseite, und seins liegt auf der Vorderseite, mit Blick auf den Hof. Es kann also keine Probleme geben.«
    »Bitte, mein Täuberich, bis morgen können wir ihm sicherlich aus dem Weg gehen«, bettelte Minerva.
    Giles schürzte die Lippen. »Nun, wenn Sie uns versichern können …«
    »Ich schwöre, Sie müssen Mr Plumtrees Gegenwart nicht einen Augenblick ertragen. Ich zeige Ihnen das Zimmer. Es wird Ihnen sicherlich gefallen.«
    Der Wirt, der seine anderen Gäste längst vergessen hatte, eilte vor ihnen die Treppe hoch.
    Als sie ihm folgten, flüsterte Minerva Giles zu: »Das ist hoffentlich keine List, um mit mir allein zu sein.«
    »Traust du mir so etwas wirklich zu, mein Zuckerpüppchen?«, neckte er sie.
    »Durchaus, mein Täuberich, durchaus.«
    Als sie sich dem Zimmer näherten, fragte Giles: »Und wo, sagten Sie, ist sein Zimmer?«
    »Ich zeige es Ihnen, mein Herr.« Der Wirt führte sie ans Ende des

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