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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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oder Briefe, die uns weiterhelfen.«
    Plötzliche Geräusche auf dem Flur ließen sie zusammenfahren.
    »Nicht zu fassen, dass du sie vergessen hast, du verdammter Narr!«, hörten sie Desmond wettern. »Ohne die Karte finden wir uns doch gar nicht zurecht!«
    Giles warf Minerva einen warnenden Blick zu, legte die Karte in den Koffer und wies mit dem Kinn auf die spanische Wand. Kurz bevor die Tür aufging, verschwanden sie dahinter.
    Zum Glück stand dort ein Stuhl. Giles setzte sich hin und zog Minerva rasch auf seinen Schoß, damit ihre Köpfe nicht über den Paravent hinausragten. Ihr Puls raste, aber Giles machte einen überraschend ruhigen Eindruck. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Desmonds Stimme plötzlich aus nächster Nähe erklang. Minerva hingegen wäre beinahe vor Schreck aus der Haut gefahren.
    »Beim Allmächtigen!«, knurrte Desmond. »Wie kannst du nur so beschränkt sein, Ned? Die Tür hast du auch nicht abgeschlossen.«
    »Doch, das habe ich! Warum gibst du mir immer die Schuld an allem?«
    Giles schlang die Arme um Minervas Taille, und sie lehnte sich an ihn an. Sie befürchtete fast, Desmond könne die donnernden Schläge ihres Herzens hören. Wenn er sie erwischte, was würde er dann tun? Wenn man bedachte, was er Mama und Papa möglicherweise angetan hatte …
    Nein, das war absurd! Selbst wenn er etwas mit dem Tod ihrer Eltern zu schaffen hatte, würde er nicht so dumm sein, Giles und ihr in einem Gasthaus in Anwesenheit seines Sohnes etwas anzutun. Außerdem würde Giles, nachdem es ihm gelungen war, einen Weg in dieses Zimmer zu finden, sicherlich auch einen Ausweg finden.
    »Ich gebe dir immer die Schuld, weil du in aller Regel dafür verantwortlich bist, wenn etwas schiefgeht«, stutzte Desmond seinen Sohn zurecht. »Du bist ja auch derjenige, der die Karte hier vergessen hat.«
    »Zumindest kannst du jetzt deine alten Stiefel anziehen«, entgegnete Ned. »Dein bestes Paar willst du dir bestimmt nicht ruinieren.«
    »Wohl kaum. Ah, und da ist ja auch schon die Karte, ganz oben im Koffer! Du hättest sie eigentlich sehen müssen.«
    »Ich schwöre, da hat sie vorhin nicht gelegen.«
    »Natürlich hat sie da gelegen«, fuhr Desmond ihn an. Das Bett knarrte – offenbar hatte er sich hingesetzt. »Du hast einfach keine Augen im Kopf. Ich weiß nicht, warum ich dich diesmal überhaupt mitgenommen habe.«
    »Weil ich gut mit dem Messer umgehen kann, deshalb!«
    Minerva erschauderte. Wo um alles in der Welt hatte ihr Vetter zweiten Grades
diese
Fähigkeit erworben?
    »Was immer uns das nützen soll«, entgegnete Desmond. »Und nun komm her und hilf mir mit den Stiefeln!«
    Minerva hätte schreien können. Wie lange wollten die zwei denn noch bleiben? Sie sah Giles an, der äußerst gelassen auf sie wirkte. Machte er sich denn gar keine Sorgen, dass sie erwischt wurden? Dass Ned womöglich das Messer zückte, mit dem er angeblich so gut umgehen konnte? Giles verhielt sich gerade so, als wären derart gefährliche Situationen alltäglich für ihn.
    Ihr gefror das Blut in den Adern. Und wenn es tatsächlich so war? Vielleicht gab es einen guten Grund dafür, dass er sich mit solchen merkwürdigen Dingen auskannte. Womöglich war er an einer geheimen Verschwörung beteiligt. Oder er arbeitete gar als Spion für die Franzosen … wie Rockton!
    Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Nun ging wirklich ihre Fantasie mit ihr durch. Giles war doch kein Verräter! Und England würde niemals einen Halunken wie ihn mit einer derartigen Aufgabe betrauen. Außerdem war der Krieg gegen Frankreich vor zehn Jahren zu Ende gegangen – wen sollte er da bespitzeln? Stammgäste von Spielhöllen? Den Wirt seiner Lieblingsschenke?
    Ein alberner Gedanke!
    Als Giles merkte, dass sie ihn anstarrte, sah er ihr tief in die Augen, dann schaute er langsam an ihr herunter. Sein Blick wurde so glühend, dass sie das Gefühl hatte, überall, wo er hinfiel, versengt zu werden. Plötzlich war sie sich der Tatsache äußerst bewusst, dass sie auf seinem Schoß saß. Es fühlte sich sehr … intim an. Zumal Giles begann, seine Hand über ihren Bauch gleiten zu lassen, immer auf und ab und mit so viel Vertrautheit, dass ihr ganz flau wurde.
    Seine vergissmeinnichtblauen Augen wollten sie zur Sünde verleiten, als er seinen Blick auf ihren Mund richtete. Sie sah rasch fort, doch es war zu spät. Er hatte sie bereits in seinen Bann gezogen. Der Duft von
Guard’s Bouquet
umhüllte sie, vermischt mit dem Geruch von

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