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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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gewesen, wenn du deinen Brüdern verraten hättest, dass ich über solche zweifelhaften Fähigkeiten verfüge. Oliver wäre sofort zu eurer Großmutter gelaufen, um Protest gegen unsere Verbindung einzulegen. Ich verstehe nicht, wie du dir so eine Gelegenheit entgehen lassen konntest.«
    »Ich auch nicht«, entgegnete sie bissig.
    Die Wahrheit war, dass irgendetwas sie davon abgehalten hatte, dieses pikante Detail preiszugeben, aber Giles fadenscheinige Erklärung, wie er diese Fähigkeiten erworben hatte, war es sicherlich nicht gewesen. Ebenso wenig die Tatsache, dass er sie argwöhnisch beobachtet hatte, als sie ihre Geschichte erzählt hatte, fast als hätte er darauf gewartet, dass sie ihn verriet.
    Nein, es gab einen anderen Grund dafür, dass sie über seine … Eigenheiten Stillschweigen bewahrte. Wegen der Geheimnisse, die sie miteinander teilten, empfand sie eine sonderbare Verbundenheit mit ihm. Irgendwie wusste sie, dass sie über seine verdächtigen Umtriebe, welcher Art sie auch sein mochten, schweigen musste, zumindest bis sie herausgefunden hatte, was genau dahintersteckte.
    Sei vorsichtig!, mahnte ihre Vernunft. Du hast gesagt, du wirst nicht zulassen, dass er dir noch einmal das Herz bricht. Und trotzdem hast du für ihn gelogen.
    Zur Hölle mit ihrer Vernunft! Wo war sie gewesen, als Giles ihr unter die Röcke gegangen war?
    »Du willst also den wahren Grund nicht nennen, warum du deine Brüder belogen hast?«
    »Welchen wahren Grund?«, entgegnete sie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Du wolltest mich schützen. Trotz allem, was du über mich zu wissen glaubst, scheinst du mir also zu vertrauen.«
    Das kam der Wahrheit gefährlich nah. »Ich vertraue keinem Mann«, erwiderte sie, »und dir schon gar nicht!«
    »Warum hast du dann meinetwegen gelogen?«
    »Warum hast du vor neun Jahren diese Papiere gestohlen?« Als er nicht reagierte, strich sie fein säuberlich ihre Röcke glatt. »Du willst also ebenso wenig antworten wie ich. Aber solange du nicht dazu bereit bist, kannst du nicht von mir erwarten, dass ich dir vertraue.«
    Nun war es nicht mehr weit bis nach Halstead Hall. Olivers Kutsche fuhr bereits langsamer, um von der Hauptstraße abzubiegen.
    »Dann sollte ich dir vielleicht eine andere Seite von mir zeigen.« Giles’ Stimme verriet eiserne Entschlossenheit. »Eine, die vertrauenerweckender ist.«
    »Oh? Und welche Seite ist das?«
    Er warf ihr ein schiefes Grinsen zu. »Wie würde es dir gefallen, morgen eine Gerichtsverhandlung zu besuchen, bei der ich Anwalt der Verteidigung bin?«
    Wie aufregend! Minervas Herz schlug augenblicklich höher. Sie war noch nie in ihrem Leben in einem Gerichtssaal gewesen. »Um was für einen Fall geht es denn?«
    »Um einen, der dir in Anbetracht deiner Vorliebe für Schauriges sicherlich gefallen wird. Ich verteidige einen Mann, der beschuldigt wird, seine Frau ermordet zu haben. Und da meine Ermittlungen in den letzten Wochen ergeben haben, dass er unschuldig ist, verspricht die morgige Hauptverhandlung äußerst erhellend zu werden.«
    Ein Mordprozess – das war in der Tat faszinierend! »Wie lange wird die Verhandlung dauern?«
    »Nicht länger als einen Tag, nehme ich an, da unser Fall als Erster aufgerufen wird.« Seine Stimme wurde barscher. »Manche Verhandlungen sind in Minutenschnelle vorbei. Die Justiz ist manchmal eher schnell als gerecht. Ich hoffe jedoch, das ändert sich, denn immer mehr Leute engagieren Anwälte, die ihre Interessen wahrnehmen.« Er sah sie an. »Was sagst du also? Wenn du kommen möchtest, kann ich dir meine Kutsche schicken, wann immer du abholbereit bist.«
    »Wenn sich mir die Gelegenheit bietet, bei einem Mordprozess dabei zu sein, kann ich auch schon bei Tagesanbruch bereit sein!«
    Er gluckste. »Die Verhandlung fängt erst um acht an. Ich lasse dich um sieben abholen.«
    »Es wird mich allerdings jemand in die Stadt begleiten müssen.« Sie verzog das Gesicht. »Du weißt schon, Anstand und Schicklichkeit und so weiter.«
    »Vielleicht möchte einer deiner Brüder mitkommen?«
    »Ich habe eine viel bessere Idee«, gab sie mit einem verschmitzten Lächeln zurück.

9
    »Nein«, sagte Stoneville zu Minerva, als sie eine Weile später zu dritt in seinem Arbeitszimmer saßen. »Das kommt auf keinen Fall infrage!«
    Giles musste lachen. »Was hast du erwartet, Minerva? Sie ist seine Frau.«
    »Ich habe erwartet, dass er sich nicht so anstellt.« Minerva sah ihren Bruder mürrisch an. »Du weißt sehr gut, dass Maria

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