Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
Vom Netzwerk:
»Unglaublich, dass er sich nicht schämt, so umherzulaufen! Jemand sollte ihm und den anderen Kerlen sagen, dass Perücken inzwischen völlig aus der Mode sind. Ich würde so etwas niemals aufsetzen!« Freddy war immer sehr um ein modisches Erscheinungsbild bemüht. Es war schon fast eine Obsession.
    »In England werden seit Jahrhunderten im Gerichtssaal gepuderte Perücken getragen«, erklärte Minerva. »Es hat weniger mit Mode zu tun als vielmehr mit Tradition.«
    Und Giles sah mit Perücke wirklich gut aus, obwohl er wegen der ernsten Miene, die er aufgesetzt hatte, nur wenig mit dem spöttischen Giles gemein hatte, den sie kannte. Er schaute nicht einmal in ihre Richtung, als er mit den anderen Anwälten auf der Bank für die Rechtsbeistände Platz nahm.
    Ein Mann von Ende dreißig wurde aus einem Durchgang in den Saal geführt, der das Gericht mit dem Newgate-Gefängnis verband, in dem er fünf Monate auf seinen Prozess gewartet hatte.
    »Das ist Mr Wallace Lancaster«, sagte Mr Jenks, als der Mann in den Angeklagtenstand trat. »Er ist ein vermögender Baumwollhändler aus dem Ort Ware, der beschuldigt wird, seine Frau ermordet zu haben. Ihre Leiche wurde vergangenen Winter im River Lea gefunden; an einem Tag, als Mr Lancaster aushäusig war. Laut dem Coroner soll sie am Tag zuvor nach einem Streit von dem Angeklagten getötet und in den Fluss geworfen worden sein.«
    »Meinen Sie, der Coroner hat recht?«, fragte Minerva.
    »Wir hoffen, das Gegenteil beweisen zu können. Wenn es irgendjemand schafft, dann Mr Masters.«
    Ihr fiel die Ehrfurcht auf, die in seiner Stimme mitschwang. »Sie scheinen große Achtung vor Ihrem Arbeitgeber zu haben.«
    »Oh ja, gnädige Frau. Ich habe im Lauf der Jahre viel von ihm gelernt.« Er warf sich in die Brust. »Wenn er Kronanwalt wird, will er mich mitnehmen.«
    Minerva sah ihn mit offenem Mund an.
    »Was ist ein Kronanwalt?«, fragte Maria.
    »Sie führen bei wichtigen Fällen die Anklage für die Krone«, antwortete Minerva. Sie konnte nicht glauben, dass ausgerechnet Giles … »Wie kommen Sie darauf, dass Mr Masters Kronanwalt wird, Mr Jenks?«
    »Weil er bereits dafür in Erwägung gezogen wird. Er gewinnt mehr Prozesse, als er verliert, und das ist nicht unbemerkt geblieben.«
    Sie lehnte sich zurück und schaute zu Giles hinunter, der konzentriert seine Notizen durchging. Grundgütiger, ein Anwalt der Krone! Es war die angesehenste Position, die ein Anwalt erlangen konnte, wenn er nicht Richter wurde oder einen hohen Posten in der Regierung Seiner Königlichen Majestät bekleidete, als Generalstaatsanwalt oder Justizminister beispielsweise.
    Sie hatte nicht gewusst, dass Giles so erfolgreich war. Kein Wunder, dass er verärgert gewesen war, als sie ihn einen Taugenichts geschimpft hatte.
    Kein Wunder, dass er nicht wollte, dass sie in ihren Büchern über ihn schrieb.
    Ein Schauer überlief sie. Er hatte viel zu verlieren, wenn die Leute von seiner Stehlerei erfuhren. Sie hätte es schon früher begreifen müssen, aber nun war ihr alles viel klarer.
    Als der Gerichtsdiener um Ruhe im Saal bat, schreckte Minerva aus ihren Gedanken auf und zwang sich aufzupassen. Und kaum hatte die Verhandlung begonnen, fing sie an, sich eifrig Notizen zu machen.
    Der Erste, der in den Zeugenstand gerufen wurde, war der Coroner. Er legte dar, warum er glaubte, dass Mrs Lancaster ermordet und dann in den Fluss geworfen worden war. In ihrer Lunge war kein Wasser gewesen, und an ihrem Hals hatte er Blutergüsse gefunden. Als der Anklageführer Mr Pitney Platz nahm, erhob sich Giles, um den Coroner ins Kreuzverhör zu nehmen.
    »Sagen Sie mir, Sir, welche Ausbildung haben Sie, die Sie als Coroner qualifiziert?« Seine Stimme hatte eine ungewohnte Schärfe.
    »Ich bin ausgebildeter Chirurg.«
    »Und wie viele Fälle von Ertrinken haben Sie in Ihren Dienstjahren als Coroner untersucht?«
    Der Mann errötete. »Drei, Sir.«
    »Drei«, wiederholte Giles in herablassendem Ton. »Ich nehme an, Sie lesen die wichtigsten Veröffentlichungen Ihres Fachs?«
    Der Coroner wurde unruhig. »Ich versuche es, Sir.«
    »Kennen Sie das Buch
Grundlagen der Gerichtsmedizin
von Mr Theodric Beck?«
    »Nein, Sir.«
    »Kann ich ihm nicht verdenken«, flüsterte Freddy Maria zu. »Es klingt so langweilig wie dieses Theaterstück, zu dem uns dein Mann mitgenommen hat. Das, in dem der Bursche diesen endlosen Monolog über Sein oder Nichtsein hält. Aber
was
wollte er sein oder nicht, frage ich dich? Das Ganze hat

Weitere Kostenlose Bücher