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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Mordes an seiner Frau für schuldig befunden und gehängt wird, bekommt sein Bruder gar nichts. Dann ist sein schönes Erbe dahin.«
    Miss Tuttle wich die Farbe aus dem Gesicht. Es war sehr clever von Giles gewesen herauszuarbeiten, dass sie sich mit dem Gesetz nicht auskannte, denn andernfalls hätte sie kein Motiv gehabt, den Verdacht auf Mr Lancaster zu lenken.
    »Vielleicht möchten Sie Ihre Aussage noch einmal überdenken«, sagte Giles. »Unter dem Aspekt, dass Sie sich des Meineids schuldig machen, wenn Sie im Zeugenstand lügen. Und das ist ein Verbrechen, das strafrechtlich verfolgt wird.«
    »Gott bewahre!«, murmelte sie mit großen Augen.
    »Ich frage Sie also, Miss Tuttle«, fuhr Giles fort, »und ich rate Ihnen, diesmal ehrlich zu antworten: Wann haben Sie Mrs Lancaster zum letzten Mal lebend gesehen?«
    Der ganze Saal hielt die Luft an.
    Miss Tuttle schaute zu Mr Pitney, der sie nun jedoch ebenso kalt ansah wie Giles.
    Sie hielt sich an der Holzeinfassung des Zeugenstandes fest. »Ich habe sie am Morgen des Tages gesehen, an dem sie ertrank. Ich habe ihr einen Besuch abgestattet, um ihr ein Kleid zurückzubringen, das sie mir geliehen hatte.«
    Auf den Zuschauerbänken brach ein Sturm der Entrüstung los, der sich erst legte, als der Richter drohte, den Saal räumen zu lassen.
    Giles stand völlig gelassen da und wartete, bis der Lärm abebbte, dann sagte er: »Der Angeklagte kann also unmöglich seine Frau getötet haben, weil er an diesem Tag außerorts war, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Hatten
Sie
etwas mit Mrs Lancasters Tod zu tun?«, fragte Giles.
    »Nein!« Sie ließ ihren Blick über die feindseligen Gesichter im Saal schweifen und räumte ein: »Ich habe nur … Nun, als der Coroner erklärte, sie sei nicht ertrunken und Mr Lancaster müsse sie ermordet haben, dachte ich … Also, sie haben sich
wirklich
manchmal gestritten.«
    »Ich würde sagen, viele Paare streiten sich«, erwiderte Giles. »Aber dieser Umstand gestattet Ihnen nicht, einem unschuldigen Mann einen Mord zu unterstellen, nur damit Sie sich einen Ehemann angeln können.«
    Sie machte ein bekümmertes Gesicht. »Nein, Sir.«
    Er warf ihr ein mattes Lächeln zu. »Danke, dass Sie zu guter Letzt die Wahrheit gesagt haben, Miss Tuttle. Das wäre dann alles.«
    Der Rest der Verhandlung ging glücklicherweise zügig über die Bühne. Andrew Lancaster wurde in den Zeugenstand gerufen und bestätigte, ein Techtelmechtel mit Miss Tuttle gehabt zu haben. Er schwor jedoch, dass er nichts von ihrem Plan gewusst hatte, die Ehe mit ihm zu erwirken und seinen Bruder dafür an den Galgen zu bringen. Darauf folgte die Unschuldsbeteuerung des Angeklagten, die viel stärker ins Gewicht fiel, nachdem Giles bewiesen hatte, dass er seine Frau nicht ermordet haben konnte.
    Mr Pitney baute in seinem Schlussplädoyer seine Argumentation allein auf dem Wort des Coroners auf und machte geltend, dass Miss Tuttle von Mr Masters genötigt worden sei, ihrer früheren Aussage zu widersprechen, doch es war nutzlos. Giles hatte die Unschuld seines Mandanten bewiesen. Das bestätigten die Geschworenen, indem sie nach nur wenigen Minuten mit einem Freispruch aus ihrer Beratung zurückkehrten.
    Die Zuschauer brachen in Beifallsrufe aus, und auch Minerva klatschte. Dass die Gerechtigkeit gesiegt hatte, begeisterte sie außerordentlich, zumal es Giles gewesen war, der dafür gesorgt hatte. Aber warum berührte es sie überhaupt, dass es ihm gelungen war? Hatte sie ihr Herz denn nicht besser gegen ihn geschützt?
    Giles und Mr Lancaster verließen gemeinsam den Saal durch den Hauptausgang, während Mr Jenks Maria, Freddy und Minerva durch eine Seitentür auf den Korridor führte, wo sie sich mit ihnen trafen. Mr Lancaster war verständlicherweise außer sich vor Freude. Er dankte Giles überschwänglich dafür, dass er ihm seine Freiheit wiedergegeben hatte, dann verabschiedete er sich, um mit seinem Bruder nach Ware zurückzufahren.
    Bevor sie mit Giles sprechen konnten, kam Mr Pitney aus dem Saal und schüttelte ihm die Hand. »Ich freue mich auf den Tag, an dem Sie als Kronanwalt für unsere Seite streiten werden.«
    Giles lächelte. »Sind Sie sicher, dass dieser Tag kommen wird?«
    »Alles, was ich höre, deutet darauf hin, dass er sogar schon sehr bald kommen wird.«
    »Nun, ich für meinen Teil freue mich auf den Tag, an dem Coroner ihr Handwerk gut genug verstehen, um verlässliche Aussagen machen zu können«, entgegnete Giles trocken.
    Mr Pitney seufzte.

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