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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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diese Verlobung war eine praktische Angelegenheit. Das war ihr umso klarer, nachdem Sie ihn im Gerichtssaal beobachtet hatte. Giles war für weitaus größere Dinge bestimmt, als sie jemals vermutet hätte. Deshalb spielte er ihren Verlobten: um sie dazu zu bringen, nicht mehr über ihn zu schreiben, damit sie seine Karriere nicht gefährdete.
    Und falls er eines Tages tatsächlich beschließen sollte, sie zu heiraten, würde er ebenfalls praktische Gründe dafür haben – weil er glaubte, er könne sie zu der Frau machen, die er haben wollte. Aber ein Kronanwalt brauchte eine Ehefrau von tadellosem Ruf, und eine solche würde sie niemals sein können. Ein Kronanwalt brauchte eine Frau, die nichts anderes im Sinn hatte, als die Karriere ihres Mannes zu fördern, und auch eine solche Frau würde sie niemals sein können. Was immer Giles behauptete, irgendwann würde er ihr ihre schriftstellerische Tätigkeit verübeln. So etwas passte nicht in seine Welt.
    Während sie zuhörte, wie er gewandt Marias Fragen beantwortete und immer wieder geschickt von Mr Jenks offensichtlicher Heldenverehrung ablenkte, befiel sie eine gewisse Traurigkeit. Es war um vieles leichter gewesen, Giles abzulehnen, als sie ihn noch für einen Schurken gehalten hatte. Doch nun, da sie wusste, dass er so viel mehr war …
    Nein, so durfte sie nicht denken! Sie hatte Pläne für ihre Zukunft, und die hatten nichts mit Heiraten zu tun. Giles half ihr lediglich, Großmutter dazu zu bringen, sie in Ruhe zu lassen, mehr nicht. Und wie brillant und verantwortungsbewusst er auch war, sie durfte nicht zulassen, dass er ihre Pläne durchkreuzte.

11
    Als sie nach dem Essen das
Stephen’s Hotel
verlassen und sich von Mr Jenks verabschiedet hatten, war Giles ziemlich sicher, dass sein Plan, Minerva zu beeindrucken, aufgegangen war. Es war ihr jedoch nicht besonders anzumerken gewesen. Sie hatte sich längst nicht so gesprächig gezeigt wie sonst.
    Er war nicht der Einzige, dem es aufgefallen war. Maria hakte sich bei Minerva unter und sagte: »Du warst so still! Denkst du darüber nach, wie du die Notizen, die du im Gericht gemacht hast, verwenden kannst? Wirst du etwas davon in einen Roman einfließen lassen?«
    »Nur die allgemeinen Informationen darüber, wie eine Verhandlung vonstatten geht, aber nichts Konkretes.« Minerva schaute kurz zu Giles hinüber. »Ich sage dir und Oliver doch immer wieder, dass ich mir nur einen Spaß daraus gemacht habe, Abwandlungen von echten Namen zu verwenden. Abgesehen davon kommt nichts aus dem richtigen Leben in meinen Büchern vor.«
    »Das stimmt nicht ganz«, erwiderte Maria. »Ich habe Oliver die Episode aus dem
Lady’s Magazine
vorgelesen, und er war ziemlich verärgert. Er war nämlich sicher, dass es um einen bestimmten skandalösen Maskenball ging, den er und Jarret und Gabe besucht haben …« Sie hielt inne und sah Giles an. »Und wahrscheinlich auch Sie, Mr Masters, da Sie vier ja früher alles zusammen unternommen haben.«
    »Nein, Giles war nicht auf diesem Ball«, erklärte Minerva hastig.
    Mochte Gott ihm beistehen! Minerva konnte zwar recht gut schauspielern, doch im Allgemeinen war sie keine gute Lügnerin.
    »Also
hast
du den Ball in deinem Buch verwendet!«, rief Maria triumphierend. »Aber woher weißt du eigentlich, ob Mr Masters da war oder nicht? Und woher wusstest du so viel über den Ball, dass du ihn so genau beschreiben konntest? Laut Oliver war es keine Veranstaltung, die eine ehrbare Dame besuchen würde.«
    Minerva errötete. »Ich war natürlich
nicht
dort, doch ich habe alles darüber erfahren von … verschiedenen Leuten. Und was Giles angeht: An dem Tag war mein Geburtstag, und er konnte nicht kommen, weil er bei seiner Mutter auf dem Land war. Also konnte er auch nicht auf dem Ball gewesen sein, denn sonst …«
    »Ah, da vorn ist
Gunter’s
«, fiel Giles ihr ins Wort. »Wollen wir nicht noch ein Eis essen?« Er musste ihr Einhalt gebieten, bevor sie sich verplapperte. Sie sagte das alles zwar nur, um ihm zu helfen, aber es wäre besser gewesen, wenn sie sich dumm gestellt hätte.
    Andererseits war sie es – im Gegensatz zu ihm – nicht gewohnt, sich dumm zu stellen.
    Glücklicherweise wandte sich das Gespräch nun dem Thema Eis zu und der Tatsache, dass Maria noch nie eines gegessen hatte, bevor sie nach England gekommen war, und von dort konnte Giles es mühelos in andere Bahnen lenken.
    Später jedoch, als sie die Oxford Street hinunterschlenderten, damit Maria und Minerva

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