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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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größten Vergnügen.«

16
    Minerva stand mit Giles im Garten von Halstead Hall, um die Gäste zu begrüßen, die zu ihrem Hochzeitsmahl gekommen waren. Der goldene Ring an ihrem Finger fühlte sich kalt und schwer an, und die höfliche Konversation mit den zahllosen Herren, die Giles’ Karriere förderlich waren, erschöpfte sie allmählich. Noch vor zwei Wochen hatte sie dieses Szenario für gänzlich unmöglich gehalten, und es war gerade einmal eine Woche vergangen, seit sie sich einverstanden erklärt hatte, Giles zu heiraten. Wie er und Großmutter es geschafft hatten, in so kurzer Zeit so viele wichtige Leute zusammenzutrommeln, war ihr unbegreiflich. Sogar Viscount Ravenswood, der Untersekretär des Innenministeriums, gab sich die Ehre.
    Sie hatte nicht gewusst, dass ihr Mann solche Beziehungen hatte. Minerva musterte Giles verstohlen, während er mit einem Richter sprach. Ihn so elegant gekleidet zu sehen ließ ihr Herz höherschlagen. Gott, er sah wirklich gut aus in seiner blauen Kombination! Er trug einen dunkelblauen Herrenrock aus Superfine, Kniehosen aus hellblauer Seide und einen Kastorhut in gedecktem Blau. Obwohl das Weiß seiner Seidenweste, seiner Schleife, seines Hemdes und seiner Strümpfe einen hübschen Kontrast zu den Blautönen bildete, war es doch das Blau, das man als Erstes wahrnahm, denn es betonte seine Augen, die aufleuchteten, wann immer er sie ansah.
    Es passte in gewisser Weise, dass er so ein strahlendes Erscheinungsbild bot: Die meisten Leute waren
seinetwegen
gekommen. War das von nun an ihr Leben? Musste sie jetzt stets die freundliche Gattin spielen und auf jedes Wort achten, das sie sagte, um ja nicht seine Aussichten auf die Beförderung zum Kronanwalt zunichtezumachen? Wäre er nicht an ihrer Seite gewesen, hätte sie womöglich die Flucht ergriffen. Doch seine Hand in ihrem Rücken zu spüren beruhigte ihre Nerven.
    Er hatte ihr in dieser Woche gefehlt – sie hatten viel zu viel zu tun gehabt, um Zeit miteinander verbringen zu können. Er war willens gewesen, zu warten und eine große Hochzeit auszurichten, aber Großmutter hatte auf einer schnellen Heirat bestanden, wahrscheinlich weil sie befürchtete, ihre Enkelin könne es sich anders überlegen. Oder schlimmer noch, aus Sorge um das, was nach Olivers Überzeugung am Teich geschehen war.
    Also hatten Großmutter und Giles einen Kompromiss geschlossen. Sie hatten eine Sondergenehmigung erwirkt, weniger Leute eingeladen und die Hochzeit und das Essen auf Halstead Hall ausgerichtet. Es hatte Maria gewaltig in Aufregung versetzt, denn es war das erste Mal, dass sie und Oliver eine Gesellschaft auf dem verfallenen alten Gut abhielten.
    Giles hatte sie beruhigt und dazu angehalten, keinen großen Aufwand zu betreiben. Halstead Hall war, wie er gesagt hatte, als heruntergekommenes altes Gemäuer bekannt. Niemand würde sich etwas dabei denken, wenn die Tischwäsche hier und da ein wenig ausgefranst war, und jeder würde sich glücklich schätzen, eingeladen zu sein. Und wie sich herausstellte, hatte er recht gehabt. Trotz des recht kurzfristig anberaumten Termins waren fast alle gekommen, die sie eingeladen hatten.
    Irgendwann nahm die Empfangsreihe schließlich ein Ende, und die Gäste füllten hungrig ihre Teller mit den köstlichen Speisen am Buffet, das Großmutters französischer Koch aus der Stadt hergerichtet hatte.
    Giles’ Mutter, die ältere Lady Kirkwood, die auf Minervas anderer Seite stand, wandte sich ihr mit einem freundlichen Lächeln zu. »Giles sagte, dass die Hochzeitsreise nach Bath geht.«
    »Ja«, entgegnete Minerva, »doch heute übernachten wir noch im Haus am Berkeley Square.« Das sie noch nicht gesehen hatte. Giles’ Bauunternehmer hatte wie besessen gearbeitet, um es so weit fertigzustellen, dass es bewohnbar war. Sie fragte sich, ob ihre Schwiegermutter bereits dort gewesen war.
    Ihre
Schwiegermutter
. Grundgütiger, es war unfassbar, dass sie nun eine hatte. Wahrscheinlich sollte sie aufhören, die Figur der bösen Schwiegermutter in ihren Romanen zu verwenden, wie sie es in
Der Fremde vom See
getan hatte. Es wäre vernünftiger, die Mutter ihres Mannes nicht zu verärgern, zumal sie sich kaum kannten.
    »Unsere Hochzeitsreise fällt leider sehr kurz aus«, erklärte Giles. »Ich führe im Moment mehrere Prozesse und kann die Stadt nicht lange verlassen.« Er bedachte Minerva mit einem zärtlichen Blick, der ihr Herz einen Freudensprung machen ließ. »Aber ich habe meiner Frau versprochen,

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