Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
die du ihr immer warst.«
Warst, denke ich, nicht bist. Und auf einmal werde ich sehr traurig.
Dienstag, 13. Dezember
Noch zwölf verkaufsoffene Tage bis Weihnachten
Dreißigstes Kapitel
G uten Morgen allerseits.« Rupert schaut sich im Warenlager um. Unsere montägliche Mitarbeiterversammlung musste von gestern auf heute verlegt werden, weil wir nach dem geschäftigsten Wochenende aller Zeiten alle Hände voll zu tun hatten, die Ware wieder aufzufüllen. Carly und ich sitzen eingequetscht wie die Sardinen neben Guy und Becky auf dem Sofa, während die anderen im Halbkreis um Sharon und Rupert herumstehen und geduldig der guten oder auch schlechten Nachrichten harren, die da kommen mögen. Alles ist still, als Rupert in dem vielseitigen Bericht auf seinem Klemmbrett blättert, während Sharon nichtssagend ins Leere schaut.
Ich werfe einen Blick auf meinen Adventskalender, den ich über das Spülbecken gehängt habe. Heute Morgen habe ich das Türchen mit der Nummer dreizehn – für manche eine Unglückszahl – geöffnet und bin mit einer Schokoladenmünze belohnt worden. Ich hoffe bloß, das ist gerade mal zwölf Tage vor Ablauf von Hardy’s Galgenfrist ein Zeichen, dass sich unsere angespannte finanzielle Lage zu unseren Gunsten wendet. Aber wenn ich mir Rupert und Sharon so anschaue, habe ich das ungute Gefühl im Magen, dem könne nicht so sein.
Neben mir flüstert Carly Guy kichernd irgendwas ins Ohr, aber wir anderen sind alle mucksmäuschenstill. Man hört nur die Wanduhr wie eine tickende Zeitbombe die Stille zerhacken. Ich schaue rüber zu Jane aus der Dessousabteilung, und sie lächelt mir skeptisch zu und ballt die Hände zu Fäusten, um mir die gedrückten Daumen zu zeigen. Ihre knallroten Fingernägel leuchten auf wie glühende Funken der Hoffnung. Heute trägt sie wieder die schöne alte Uniform von Hardy’s und hat die Haare hochgesteckt, sodass ihr langer schlanker Schwanenhals besonders gut zur Geltung kommt.
Alle schauen nun Rupert an und können es kaum erwarten, endlich zu erfahren, ob die viele harte Arbeit sich ausgezahlt hat. Selbst Guy zischt Carly an, still zu sein, als Rupert sich räuspert und ansetzt zu reden.
Anfangs wirkt er nervös, und seine brüchige Stimme kann den hohen Raum kaum füllen. »Danke, dass ihr alle da seid.« Er hält inne, und zum ersten Mal, seit er hereingekommen ist, breitet sich auf seinem hochroten Gesicht ein Lächeln aus. »Zunächst möchte ich euch allen sagen, dass ich sehr zu schätzen weiß, wie hart ihr alle arbeitet. Hinter uns liegt ein Wochenende, wie Hardy’s es noch nie erlebt hat, und einige Abteilungen, darunter die Unterwäscheabteilung, haben die Trendwende geschafft und ihre bisherigen wöchentlichen Verkaufszahlen um ein Vielfaches gesteigert.«
Jane errötet zart, als alle sich zu ihr umdrehen.
»Die Herrenoberbekleidung und die Kosmetikabteilung haben ebenfalls alle Erwartungen weit übertroffen, und ich muss Becky zu der wunderbaren Umgestaltung der Lederwarenabteilung gratulieren. Zum ersten Mal seit Jahren reißen uns die Kunden die Handtaschen förmlich aus den Händen, und an diesem Wochenende waren viele glückliche Damen beim Stöbern in der Abteilung zu sehen. Becky hat den unvermuteten Kundenansturm vorbildlich gemeistert, und es war eine Freude zu sehen, wie Gwen und Jenny sie unterstützt haben, als Not am Mann war.« Rupert lässt das Klemmbrett sinken und reißt den Blick kurz von den alles entscheidenden Zahlen los, um sich im Raum umzusehen.
»Im Laufe der vergangenen beiden Wochen habt ihr mich erstaunt und entzückt mit der Hingabe und dem Respekt, den ihr unseren treuen langjährigen Stammkunden wie auch unseren neuen Kunden, die in Scharen hereingeströmt sind, entgegengebracht habt. Dieses Haus ist für mich ein wichtiger Teil meiner Familiengeschichte und meines Erbes, aber es war einfach überwältigend zu sehen, dass es euch auch so viel bedeutet. Ich fühle mich geehrt, euch alle an meiner Seite zu wissen, und hoffe, dass wir noch lange zusammenarbeiten werden.«
Er schluckt, und als er dann weiterredet, klingt seine Stimme bestimmter und selbstsicherer. »Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren habe ich das Gefühl, Hardy’s ist wieder zu dem Kaufhaus geworden, das mein Urgroßvater im Sinn hatte; ein Ort des Gemeinsinns, gedacht für jedermann, wo Kundendienst über Profitdenken geht, was bei uns notgedrungen ohnehin seit Jahren der Fall ist.«
Leises Lachen ist darauf zu hören, und Rupert
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