Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
naserümpfend von oben herab. »Wenn ich diesen Rupert Hardy in die Finger bekomme, dann sage ich ihm klipp und klar, was dieser Laden braucht, um wieder zu altem Glanz zurückzufinden. Sein Großvater würde sich im Grab umdrehen.«
»Wie war der eigentlich so?«, frage ich, stemme die Ellbogen auf den Tisch und stütze das Kinn in die Hände. Iris und Lily erinnern sich beide noch an den inzwischen verstorbenen Walter Hardy junior, den Sohn des Gründers, der das Kaufhaus leidenschaftlich und erfolgreich durch die schwere Nachkriegszeit führte und, als er 1987 verstarb, ein äußerst florierendes Geschäft hinterließ, woraufhin dann sein Sohn Sebastian die Leitung des Unternehmens übernahm.
»Walter junior war der Grund, weshalb die meisten von uns Mädels hier einkauften. Er gehörte damals zu den begehrtesten Junggesellen Londons; und wir hofften alle insgeheim, wir würden ihm beim Einkaufen ins Auge fallen und er würde sich auf der Stelle in uns verlieben. Stell dir mal vor, was für eine Partieer war: ein umwerfend gutaussehender Mann, der eines Tages sein eigenes großartiges Kaufhaus erbt! Eine unwiderstehliche Mischung, uralt und doch immer noch berauschend«, fügt Lily weise hinzu. »Shopping und Sex.«
»Lily!«, rufe ich entsetzt, worauf die beiden Damen loskichern wie unartige Schulmädchen.
»Was denn?«, fragt Lily mit Unschuldsmiene und hebt die Hände. »Meinst du, bloß weil wir alt sind, denken wir nicht mehr an Sex? Noch sind wir nicht tot, was, Iris?«
»Du sagst es«, gluckst Iris und hebt ihre Teetasse, um ihr zuzuprosten. »Ich persönlich würde nur zu gerne mit diesem Brad Clooney im Aufzug stecken bleiben. Erinnert mich irgendwie an Clark Gable.« Und damit weist sie seufzend mit dem Kinn auf ein Filmfoto an der Wand. »Clark fand ich einfach zum Anbeißen, ein echter Sexgott.«
»Sie meinen George …«, warf ich ein.
»Hm?«
»George Clooney, nicht Brad.«
»George, Brad, wie auch immer. Wen kümmert es im Dunkeln schon, wie sie heißen?«
»Iris!«, stammele ich, den Mund voller Tee. »Also ehrlich, ihr beide seid ja schlimmer als Teenager.«
»Teenager, hmpff«, meint Lily verächtlich. »Was wissen die schon von Liebe und Romantik? Keiner von euch jungen Leuten versteht mehr was davon. Wo wir gerade bei Liebe sind, junge Dame, gibt es was Neues?«
»Nichts«, meine ich, während ich meinen Mantel abstreife und das Handy herausnehme und auf den Tisch lege. Im Teesalon herrschen beinahe tropische Temperaturen. Lily würde es zwar niemals zugeben, aber Kälte macht ihr inzwischen doch etwas zu schaffen.
»Tja, offensichtlich willst du aber jemanden beeindrucken …«
Lily und Iris schauen erst sich und dann mich vielsagend an. Ich folge ihren Blicken, und erst da fällt mir das Florence-Gainsbourg-Top wieder ein, woraufhin ich mich plötzlich schrecklich unwohl fühle in meiner Haut. Dieses Oberteil sollte ich auf keinen Fall in der Öffentlichkeit tragen. Wenn Sharon mich so sieht, kriege ich richtig Ärger.
Mein Handy klingelt, und mir ist diese Ablenkung sehr willkommen. »Entschuldigt bitte, ich muss nachschauen«, sage ich und öffne die SMS.
»Wie ist es gelaufen, LL?«
Die Nachricht ist von Sam. Er nennt mich immer scherzhaft LL, seine Abkürzung für »Lagerliesel«. Dafür nenne ich ihn LJ (»Lieferjunge«). Ich schließe die Nachricht wieder; noch habe ich nicht den Mumm, ihm die ganze peinliche Geschichte zu erzählen.
»Uuuund?«, hakt Lil nach und zieht mit einem Blick auf mein Handy eine perfekt nachgezogene Augenbraue hoch. »War er das?«
»Wer?«, frage ich völlig verwirrt.
»Der, den du beeindrucken willst?« Und damit zeigt sie auf mein Glitzertop und zwinkert mir verschwörerisch zu.
»Was? Nein«, stottere ich abwehrend. »Das war bloß Sam, und das hier?« Ich schaue an dem Florence Gainsbourg herunter und komme mir darin leicht lächerlich vor. »Das war bloß ein … Experiment.«
»Das was beweisen soll?«, schnaubt Lily. »Mit Klamotten, die aussehen, als gehörten sie einem Astronauten?« Sie sieht, dass mich das trifft. »Oh, bitte, versteh das nicht falsch, Darling. Ich finde bloß, diese modernen Sachen sind so … verwirrend. Coco Chanel würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie das sähe.«
Widerstrebend muss ich zugeben, dass Lily irgendwie recht hat. Das Top ist für eine Frau gedacht, die wesentlich glamouröser und modemutiger ist, als ich es je sein werde. Mehr für jemanden wie … na ja, wie Carly.
»Also, wofür
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