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Ein wildes Herz

Ein wildes Herz

Titel: Ein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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so, wie es immer war, Charlie erzählte Witze, über die Sam lachte, obwohl er sie nicht verstand, Jackie lag zusammengerollt zwischen ihnen, die Füße auf Charlies Schoß und den Kopf auf dem von Sam, und nichts hatte sich verändert, und alles hatte sich verändert, und Sam hätte nicht sagen können, woher er das wusste, doch er wusste es, ja, er wusste es. Er wusste es tief in ihm drinnen. Er wusste es, so wie er die japanische Lampe auf dem Boden hatte zerbrechen hören. Er wusste es, so wie in dem Traum, bei dem er sich im Bett umgedreht hatte und in dem er geträumt hatte, er würde in einem Haus aufwachen, das er nicht kannte, bei Leuten, die nicht seine Leute waren.

19. KAPITEL

    S ie hatte eine grüne Strickjacke falsch herum an, mit den Knöpfen nach hinten. Die Jacke hatte genau die Farbe ihrer Augen, und das wusste sie. Die Dame, die sie ihr bei Grossman verkauft hatte, hatte sie darauf hingewiesen  – auf dieses Grün, das Grün der Flechten an den Bäumen, die am Flussufer standen. Ihre Augen hatten das gleiche Grün, dieses Flechtengrün, das bei einer gewissen Beleuchtung, zu bestimmten Tageszeiten fast grau wurde, jedoch immer mit Grün durchwirkt war, wie eine Strömung, die nur manchmal sichtbar wird. Es waren Augen wie leuchtende, flinke Fische, die im winterlich kalten Wasser dahinflitzten, die niemals stehen blieben und nichts lange anschauten, bis auf Charlie und auf ihr eigenes Gesicht, das sie stundenlang im Spiegel betrachten konnte.
    Sie saß in Pickfair auf den Stufen der Veranda, die kühle Frühsommerluft fuhr am Nacken in ihr blondes Haar, das jetzt etwas blonder war, und sie zog den Rock fester über ihre Knie und beugte sich vor, schlang die Arme um ihre Beine und legte den Kopf auf die türkisfarbene Baumwolle ihres sich bauschenden Rockes.
    »Einmal ist, als ich Radio gehört habe, etwas Komisches passiert«, sagte sie.

    In diesem Moment, als er ihre Stimme hörte, liebte Charlie sie so sehr, dass er das Gefühl hatte, das Herz würde ihm in der Brust zerspringen. Er liebte sie so sehr, dass er das Gefühl hatte, gleich würde es ihm die Knochen brechen. Sie zu lieben war, wie in Brennnesseln zu liegen, und das Gefühl ihrer Haut an seiner war die einzige Linderung, der einzige Moment, in dem das Brennen aufhörte, während er für sie das warme Bad war, das sie nahm, um sich nach dem kalten Wasserfall von Boatys Gleichgültigkeit aufzuwärmen.
    »Es war meine Lieblingssendung, du weißt schon, Helen Trent. Die liebe ich einfach. Ich finde es großartig, wie Helen auf eigenen Beinen steht, wie sie sich in ihrem Beruf nach oben arbeitet. Aber ganz besonders gefällt mir, wie sie spricht. Ich wünschte, ich könnte sie eines Tages kennen lernen. Na ja, jedenfalls ist sie und ihr Freund am Reden …«
    »Sind am Reden«, sagte Charlie. »Sie sind am Reden …«
    »Danke. Sie sind also am Reden, danke, und Gil fragt sie, ob sie seine Frau werden will, was er ständig fragt, obwohl er weiß, dass sie seinen Antrag ablehnen wird, er fragt sie, weil er sie liebt, und sie liebt ihn auch, aber weißt du, sie kann sich nicht an ihn binden, weil sie an ihr berufliches Weiterkommen denken muss, und an all die Leute, die ihr das Messer in den Rücken rammen würden, wenn sie nur die Gelegenheit dazu bekämen, einfach um sie auszubooten. Und so sagt sie also immer wieder nein, und er fragt sie trotzdem, immer wieder, und dann ist wirklich was Komisches passiert. Willst du wissen, was?«
    »Ich will wissen, warum sie ihn nicht heiraten will«, sagte Charlie.
    »Ich hab’s dir doch gesagt. Wegen ihrer Arbeit. Ihrer Verpflichtung, so weit zu kommen, wie es Helen eben kann. Wie ich gesagt habe. Sie möchte nicht am Felsen der Verzweiflung
zerschellen. So heißt es am Anfang jeder Folge. Aber möchtest du wissen, was passiert?«
    »Klar.«
    »Also, Gil fragt sie, und sie sagt nein, und dann ist es eine Minute lang ganz still, und auf einmal hört man eine Männerstimme, die ganz laut sagt: ›Mensch, verdammt noch mal, warum legst du die Tante nicht einfach flach und bringst es hinter dich!‹ Klar und deutlich konnte man das hören.« Sie lachte, hell wie Musik, und legte den Kopf dabei auf ihre Knie und errötete, weil sie so unflätige Worte gesagt hatte. »Lange Zeit war es richtig still, und dann haben sie einfach weitergemacht, als wäre nichts passiert. Wer das wohl gesagt hat?«
    Auch Charlie lachte, setzte sich neben sie auf die Veranda, und dann sagte er zu ihr: »Helen Trent,

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