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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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fragend zu ihrer Schwester.
    Silvania zuckte mit den Schultern.
    Daka streckte langsam die Hand nach dem Kreuz aus. Kurz bevor sie es berühren konnte, zog der Geist das Kreuz blitzschnell zurück.
    »Bist du von Sinnen, Vampir?!«, rief der Osmund Mortus Daemon.
    »Wieso? Sie haben doch gesagt, wir sollen es nehmen«, antwortete Daka. Sie sah ihre Schwester Hilfe suchend an.
    Die eisblauen Augen schossen giftige Blicke auf die Zwillinge. »Ihr seid widerstandsfähiger, als ich dachte. Aber ich kriege euch, keine Bange. Mir ist noch nie ein Vampir entkommen. NEHMT DIES!« Mit diesen Worten zog der Geist aus der Mantelinnentasche eine lange, große weiße Kette hervor. Sie bestand aus lauter Knoblauchzehen. Osmund Mortus Daemon schwenkte die Kette vor den Zwillingen hin und her.
    Silvania und Daka standen noch immer stocksteif da. Nur ihre Augen bewegten sich. Sie folgten der Knoblauchkette nach links. Nach rechts. Nach links. Und wieder nach rechts.
    Der Geist sprach mit tiefer Stimme: »Vampirus mortuus dolerus monstrum exitus.« Er wiederholte den Satz mehrmals in einem seltsamen Singsang. Dabei verdrehte er die eisblauen Pupillen nach oben, sodass nur noch der gelblich-weiße Augapfel zu sehen war.
    Die Schwestern hatten die Knoblauchkette mittlerweile aus den Augen gelassen und sahen den Geist mit offenen Mündern an. Der Singsang-Satz hörte sich sehr beeindruckend an. Aber sie verstanden kein Wort. Es war weder Deutsch noch Vampwanisch.
    »Sollen wir die Knobikette jetzt nehmen oder nicht?«, flüsterte Daka ihrer Schwester zu.
    »Lieber nicht«, flüsterte Silvania zurück.
    Plötzlich brach Osmund Mortus Daemon den Singsang ab. Er starrte die Schwestern mit weit aufgerissenen Augen an. »Ihr ... ihr seid immer noch ... aber ... der Knoblauch ... ich verstehe nicht...« Der Geist fuhr sich mit der Vierfingerhand durch die wirren grauen Haare. Ein Wurm klebte an der Hand fest. »Na schön. Ihr habt es nicht anders gewollt! Euch erwartet die schlimmste Folter seit Vampirgedenken«, rief er. Er holte einen kleinen bronzenen Kessel mit einem goldenen Wedel aus seinem Mantel. Er tauchte den Wedel in den Kessel und bespritzte die Zwillinge mit einer Flüssigkeit.
    Silvania duckte sich instinktiv.
    Daka leckte sich mit der Zunge ein paar Spritzer von den Lippen. »Wasser?«
    »Vampirus mortuus dolerus monstrum exitus«, sang der Geist mit tiefer Stimme. Er hatte die Pupillen gen Himmel gedreht.
    Silvania richtete sich wieder auf – Platsch! –, genau als der Geist eine kräftige Ladung Weihwasser mit dem Wedel austeilte. »Meine Frisur!«, rief Silvania spontan und fuhr sich mit den Händen über den Kopf.
    Der Geist hielt abrupt inne. Er sah die Zwillinge an. Seine Lippen begannen zu zittern. »Vampirus mortuus dolerus monstrum exitus«, betete er eindringlich.
    Daka versuchte, weitere Weihwasserspritzer abzubekommen. Sie hatte Durst.
    Silvania hatte kurz angstvoll innegehalten, als der Geist die Zwillinge gemustert hatte. Doch jetzt war sie wieder mit ihren Haaren beschäftigt.
    Osmund Mortus Daemon war mit Singen beschäftigt. »Vampirus mortuus dolerus monstrum exitus«, wiederholte er abermals.
    Daka leckte sich einen Weihwassertropfen von den Lippen. Dann lauschte sie dem seltsamen Singsang und unterdrückte ein Gähnen. Sie hatte sich geirrt. Zum Glück. Die Sonderbehandlungen von Herrn Banat waren viel schlimmer als die vom Vampirjägergeist.
    Silvania hatte ihre Frisur wieder gerichtet. Sie musterte Osmund Mortus Daemon. Langsam ging ihr ein Licht auf. Ein Kreuz, Knoblauch, Weihwasser – der größte Vampirjäger aller Zeiten musste vor Urzeiten gelebt haben.
    Der Singsang von Osmund Mortus Daemon wurde immer schwächer. Sein Zittern dafür immer stärker. Der Kessel mit dem Weihwasser fiel ihm aus der Hand. Ebenso der Wedel. Seine Beine versagten. Der Geist fiel auf die Knie. »Wieso lebt ihr noch? Ich verstehe das nicht ... meine raffinierten Waffen ... sie haben immer gewirkt...«
    Daka und Silvania beobachteten den Geist einen Moment mit Abstand. Vielleicht war das Ganze nur ein ausgeklügelter Trick und schnapp – im nächsten Augenblick waren sie Halbvampirbrei.
    Der Geist schluchzte. Er schüttelte sich. Seine Augen waren gerötet. Er sah die Zwillinge hilflos an. »WIESO?«, rief er verzweifelt.
    »Sind Sie sich sicher, dass Sie der größte Vampirjäger aller Zeiten waren?«, fragte Daka.
    Osmund Mortus Daemon nickte. »Ich war überall gefürchtet. Die Vampire sind grausam zugrunde gegangen.

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