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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Keiner ist mir entkommen.«
    »Das muss aber schon sehr lange her sein. Ihre Mittel sind total veraltet«, erwiderte Silvania.
    »Veraltet?« Der Geist wurde noch blasser, als er sowieso schon war.
    »Ja. Es gibt neue Technologien«, sagte Daka.
    »Und die Globalisierung«, fügte Silvania hinzu.
    »Globalisierung?« Der Geist starrte die Zwillinge mit offenem Mund an. In der vorderen Zahnlücke krabbelte etwas.
    Daka sah den Geist mitleidig an. Sie wollte etwas Nettes zu ihm sagen. »Seien Sie froh, dass Sie schon tot sind.«
    »Sonst wären Sie jetzt arbeitslos«, sagte Silvania.
    »Na ja, vielleicht könnte er mit dem Singsang irgendwo auftreten«, überlegte Daka laut.
    Osmund Mortus Daemon sah erst zu Daka. Dann zu Silvania. Er schlug die Hände vors Gesicht, beugte sich vorneüber und begann laut zu schluchzen.
    Silvania zog die Augenbrauen hoch.
    Daka kratzte sich hinter dem Ohr.
    Der Geist schluchzte.
    Einen Moment wussten die Schwestern nicht, was sie tun sollten. Sollten sie die Gelegenheit nutzen und sich so schnell wie möglich vom Acker machen? Aber dann wäre Osmund Mortus Daemon vermutlich nicht mehr traurig, sondern richtig wütend. Er würde sie einholen und nicht mehr entkommen lassen. Das Reich der Toten war ihnen gewiss. Mindestens. Außerdem, fanden die Schwestern, sah der Geist wirklich mitleiderregend aus. Wie er so dasaß und schluchzte, seine Schultern bebten und die Würmer in seinen Haaren die Flucht ergriffen. Konnten sie einen Menschen (oder einen Geist) so mit seinem Kummer alleine zurücklassen?
    Schließlich kniete sich Daka vor Osmund Mortus Daemon. »Das ist doch nicht so schlimm.«
    »Nicht SCHLIMM?«, schnaufte der Geist zwischen zwei Schluchzern. »Ich war der größte Vampirjäger aller Zeiten. Und jetzt sind meine Mittel keinen Pfifferling mehr wert. Die Vampire lachen mich aus! Die Menschen werden mein Denkmal niederreißen. Wie soll ich noch in Ehre tot sein?«
    »Sooo schlecht sind Ihre Mittel gar nicht«, sagte Silvania.
    »Ha! Hahahaha! Sie wirken nur ÜBERHAUPT nicht mehr«, rief der Geist. Er lachte nochmals hysterisch auf.
    »Vielleicht liegt es daran«, begann Daka, »dass wir Halbvampire sind. Uns machen Kreuze, Knoblauch und Weihwasser nichts aus.« Das war gelogen. Aber nur ein bisschen. Knoblauch machte auch Halbvampiren etwas aus, aber nur, wenn sie ihn aßen. Das war wie bei Menschen, die eine Allergie hatten, zum Beispiel gegen Nüsse.
    »Genau. Bei echten Vampiren funktionieren Ihre Mittel«, log Silvania. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Onkel Vlad oder ihr Vater vor Kreuzen, Knoblauch oder Weihwasser davonliefen.
    »HALBVAMPIRE?!?« Osmund Mortus Daemon stierte die Zwillinge an wie zwei Außerirdische. »Seit wann gibt's denn so etwas?«
    »Seit unsere Mutter in den Karpaten wandern war«, sagte Daka.
    »Sie trug eine Halskrause«, erklärte Silvania.
    »Weil sie ein paar Tage vorher gestürzt war«, fügte Daka hinzu.
    »Unser Papa hat sich in die Halskrause verbissen«, sagte Silvania.
    »Und dann haben sie einander in die Augen gesehen ...«, fuhr Daka fort.
    »... und sich verliebt.« Silvania seufzte.
    »Und deshalb gibt es uns«, schloss Daka. »Was dazwischen passiert ist, können Sie sich sicher denken.«
    Der Geist sah Daka und Silvania einen Moment mit offenem Mund an. Dann schüttelte er den Kopf. Ein dicker, glitschiger Wurm rutschte aus den Haaren und landete knapp neben Dakas silbernen Schnürstiefeln. »Halbvampire! Zum Glück bin ich schon tot.«
    Daka stupste den Wurm vorsichtig mit dem Fuß ein wenig zur Seite. »Sag ich doch, da können Sie froh sein.«
    Osmund Mortus Daemon warf noch einen kurzen Blick auf die Zwillinge, dann starrte er vor sich hin. Er kratzte sich mit dem Weihwasserwedel am Bart. Von seiner Lippe tropfte etwas Speichel.
    Silvania zupfte ihre Schwester am Ärmel. Jetzt war es wirklich an der Zeit, die Fledermaus zu machen. Sie hatten den Geist getröstet, mehr konnten sie nicht tun.
    Daka hob vorsichtig die luftdichte Box auf. Sie wagte einen Schritt nach rechts. Nur weg vom Höllenloch!
    Plötzlich schoss der Geist in die Höhe. »WO WOLLT IHR HIN?« In voller Größe stand er mit funkelnden Eisaugen vor ihnen.
    Daka zog den Kopf ein und sagte leise: »Nach Hause?« Es klang, als wolle sie um Erlaubnis bitten.
    Osmund Mortus Daemon steckte den Weihwasserwedel ein. »Das geht so nicht. Ihr könnt hier nicht einfach vom Friedhof spazieren. Wie sieht denn das aus?«
    Daka und Silvania fanden, das sah sehr gut aus. Aber

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