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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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weil er so betrunken war; ich hätte ihn auch anbrüllen können. Aber mit alldem hätte ich gar nichts erreicht. Vielmehr musste ich die Situation mit großem Fingerspitzengefühl angehen.
    »Mein Gott, Sienna. Kann ich nicht mal allein sein? Einfach allein? Bitte?«, brummte er, blinzelte in die Sonne und riss ein Grasbüschel aus. Er benahm sich wie ein zorniges Kind.
    Ich entschied mich, die Frage zu ignorieren. »Gestern Abend ist mir etwas Merkwürdiges passiert, Pete«, sagte ich, setzte mich in den Schneidersitz und hoffte, dass er sich beruhigen würde, wenn ich das Thema wechselte, und dass er mir am Ende erzählen würde, was ihm passiert war.
    »Was denn, Si?«, erkundigte er sich desinteressiert, warf sich auf den Rücken und starrte in den blauen Himmel. Er hob ein Kaffee-Rührhölzchen auf, das an einem Ende schon zersplittert war, und begann darauf herumzukauen. Mich schauderte bei dem Gedanken, wo es vielleicht schon überall gewesen war, doch ihm schien das völlig gleichgültig zu sein.
    »Also, Nick ist mit mir zu einem Konzert gegangen, zu meinem Lieblingssänger, John Legend«, erzählte ich und fragte mich, ob es wirklich klug war, darüber zu reden.
    Pete wandte sich von mir ab. Er hatte eine Jeans an, die er an den Knien abgeschnitten hatte, um Shorts daraus zu machen. Dazu trug er ein T-Shirt mit einem Welpen darauf, das für eine Toilettenpapiermarke warb. Sein Outfit hatte beinahe Stil, ganz nach dem Motto: »Das hab ich geschenkt bekommen und musste es annehmen.«
    »Erzähl mir mehr davon«, bat er mich voller Sarkasmus und warf das zersplitterte Hölzchen weit weg. Sofort stellte ich mir vor, wie irgendein armer Terrier daran erstickte, deshalb ging ich hinüber, hob es auf und warf es in die Mülltonne. Pete seufzte wütend, als ich zurückkam und mit meiner Geschichte fortfuhr.
    »Alles war prima, aber dann hielt der Sänger uns für ein Pärchen und holte uns auf die Bühne, während er ein Lied über die Liebe sang.« Ich verzog das Gesicht, wie schon so oft an diesem Tag, wenn ich meinen Freunden von diesem neuesten »Zwischenfall« erzählt hatte. Plötzlich wurde mir klar, dass es keine gute Idee war, über mich und Nick – allgemein über meine Probleme – zu sprechen, um Pete abzulenken. Es wirkte eher ziemlich egoistisch. Doch ich wusste einfach nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Pete stöhnte laut auf.
    Also zog ich meine Beine an, starrte auf meine hellroten Turnschuhe und dachte darüber nach, was für eine schlechte Idee es doch war, einfach eine Geschichte zu erzählen. Ich beschloss, damit aufzuhören.
    Während ich mich fragte, was ich als Nächstes sagen sollte, spielte ich mit der Zunge eines Schuhs, auf dem ein altes Adidas-Symbol zu sehen war.
    »Wie läuft es eigentlich mit deinem Freund?«, fragte Pete schnodderig und holte ein Paket Erdnüsse aus seiner Tasche. Ehe er sich die erste Ladung Nüsse in den Mund schob, spuckte er einen Kaugummi aus. Er roch wirklich sehr nach Kneipe. In seiner Frage schwang eine Menge Verachtung mit, aber ich entschied mich, seine Frage trotzdem zu beantworten.
    »Nicht so toll. Wir waren im Winter bei seinen Eltern – ich glaube, das habe ich dir schon erzählt?«
    Pete nickte.
    »Na, ich habe mir wirklich Mühe gegeben, für ihn da zu sein, aber er schiebt mich in letzter Zeit immer wieder weg«, verriet ich, und Traurigkeit überkam mich. Wieder stieg mir der Biergeruch in die Nase.
    »Könnte das vielleicht irgendetwas mit deiner Beziehung zu Nick zu tun haben?«, fragte Pete in einem scharfen, anklagenden Ton, bei dem es mir fast den Atem verschlug.
    Ich nahm meine Pilotenbrille aus der Tasche, setzte sie auf und schob meinen Cardigan unter meinen Kopf, um es etwas bequemer zu haben. Plötzlich hatte ich das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. Pete war bisher immer auf meiner Seite gewesen, doch jetzt klang es, als könnte er mich nicht ausstehen.
    »Das lässt sich nur schwer sagen. Eigentlich hat es ihn nie besonders gekümmert. Ich hatte fast den Eindruck, als wäre es ihm ziemlich egal. Ich habe mir so viel Mühe gegeben und immer versucht, für ihn da zu sein, aber langsam weiß ich nicht mehr, ob ich noch weiterkämpfen kann.«
    Mir war bewusst, wie fatalistisch ich klang – so, als wäre es der Anfang vom Ende. Der Beginn des letzten Kapitels. Ich war mir ziemlich sicher, dass Ben mich nicht mehr liebte – falls er es überhaupt jemals getan hatte. Vielleicht war er nur zu feige, um es mir zu sagen

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