Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
sentimental herumzujammern.“
Müller erhob sich schwankend und Cunningham stand ebenfalls auf. Er kam um den Tisch herum, ergriff Müllers eiskalte Hand und drückte sie bekräftigend. „Herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Müller. Ich begrüße Sie im Vorstand des Konzerns Le Maas-Heller.“
10
Cunningham stand alleine im Besprechungszimmer. Die Morgensonne flutete durch die Fenster und hüllte den Raum in goldenes Licht.
Welch einzigartiger Tag! – er konnte sein Glück nicht fassen.
Unbewusst folgte sein Blick einem der Strahlen, der auf das Bronzeschild rechts neben der Eingangstür fiel und es zum Glänzen brachte.
Konferenzraum 2
Ein hässlicher Fingerabdruck prangte mitten auf der Schrift.
Cunningham holte sein Seidentaschentuch aus dem Bademantel, hauchte auf das Schild und polierte den Fingerabdruck weg. Zufrieden seufzte er auf. Alles lief perfekt.
Als er das Tuch zurück in seine Tasche steckte, berührten seine Finger die Ampullen, deren Glas einen hellen, einladenden Klang von sich gab.
Warum nicht? – dachte er.
Er holte eines der kleinen Röhrchen heraus und hielt es gegen das Sonnenlicht. Das perlmuttfarbene Destillat schimmerte wie Tränen von Engeln.
Er brach die Spitze ab und goss sich den Inhalt gierig in den Mund. Ihm war, als würde eine Faust aus purer Energie durch seinen Körper schlagen. Er keuchte, den Kopf an die Wand gelehnt, als jede seiner Zellen vor Glück und Unbesiegbarkeit aufschrie.
Er musste Elisabeth die gute Nachricht bringen.
Sofort.
Er stürzte über den Gang, vorbei an dem verdutzt blickenden Wachmann, den er kaum registrierte. Nur Elisabeths Schlafzimmertür war in seinem Fokus.
Ohne anzuklopfen stolperte er zu ihr hinein – eine Ungeheuerlichkeit, die er bislang noch nicht einmal gewagt hätte, sich vorzustellen.
Elisabeth stand vor dem Fenster, hatte ihr geöffnetes Medaillon in der Hand und lauschte dessen Melodie. Sie trug noch immer ihr seidenes Negligé. Im Gegenlicht erkannte er deutlich ihren unirdisch schönen Körper.
Sie blieb stumm, einzig ihr Blick hielt ihn fest.
„Clement Hohenberg wird die Anlage heute um zwölf in die Luft sprengen!“, schrie er nahezu heraus.
Sie verharrte auf ihrem Platz. Nichts regte sich in ihrem Gesicht. Sie klappte das Medaillon zu. Die Melodie erstarb schlagartig.
„Endlich“, sagte sie leise. „Ich habe es geschafft.“
Sie verstummte, blickte ihn an, ohne sich zu bewegen - beinahe schon leblos , dachte Cunningham -, und dann fuhr sie fort. „Die Remanenten reißen kleine Löcher in die Barriere zwischen dieser Welt und der Welt der Dämonen. Kleine, elende Löcher. Instabil und viel zu kurzlebig, als dass sie etwas bewirken könnten. Vielleicht kann eine Ahnung unserer Macht hindurchdringen, aber das ist auch schon alles.“ Ihre Stimme klang bitter.
„Aber“, und sie blickte hinaus in den Sonnenaufgang, „wenn irgendein Trottel von Mensch die gesamte Anlage überlastet, die Energiezufuhr verzehnfacht, wenn er einfach alles in die Luft sprengt, während die Remanenten entstehen, dann – und nur dann - reißt die Explosion einen Spalt in die Barriere. Groß genug und haltbar genug, dass zumindest meine Familie zu mir gelangen kann.“
Ihre Finger strichen geistesabwesend über den Deckel des Medaillons, führten es zu ihrem Mund und sie drückte einen stummen Kuss dagegen. „Für tausende von Jahren waren wir getrennt. Es schien unmöglich und doch ist es mir mit deiner Hilfe gelungen, Clement Hohenberg soweit zu bringen, dass er ohne es zu wissen das Zeitalter des Bösen herbeiführen wird.“
Sie hob das Medaillon bis dicht vor ihre Augen. Ihr Gelenkring kratzte nahezu zärtlich über das mit Diamanten bestückte Gold. „Und diesmal, mein lieber Charles, wird mich niemand aufhalten. Nicht einmal Lilith. Ich bin sicher. Ich bin wirklich sicher. Und weißt du, mein bester Charles, warum ich mir um Lilith keine Sorgen machen muss? Ich habe Lilith mit Hilfe von Sina eine Falle gestellt. Und Sina wird sich jetzt um sie kümmern. Während wir hier sprechen, habe ich mein Bewusstsein mit Sinas verschmolzen. Sina weiß jetzt von meinem Triumpf. Schau auf die Uhr, mein lieber Charles. Es ist genau 08:10 Uhr. Lilith wird in wenigen Minuten Vergangenheit sein.“
11
„Wach endlich auf!“ - Sinas Stimme hallte unbarmherzig in meinen Ohren. Mühsam öffnete ich meine Augen. Um mich herum war der Nebel. Ich war noch in meinem Traum gefangen. In dem Traum, den ich mit Sina
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