Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Straßensperre auf mich warteten.
Inzwischen konnte ich fünf Männer ausmachen, die vor den Audis standen oder knieten. Sie alle hatten Waffen im Anschlag und zielten auf mich. In meinem Rückspiegel zuckte das Blaulicht der heranrasenden Polizeiwägen.
Ich hielt auf die Straßensperre zu, meine Zähne gefletscht, meine Angst laut herausschreiend, während ich den Gasgriff unnachgiebig festhielt.
Am Rand meines linken Gesichtsfeldes, direkt an der Mittelleitplanke, tauchte ein Warnschild auf. Ich konnte es nicht entziffern. Doch weiter vorne war es noch einmal platziert.
Erste Schüsse bellten auf. Die Polizeisirenen kreischten in meinen Ohren.
Da – wieder das Schild! Diesmal konnte ich es lesen. Achtung! Fehlende Leitplanke! - stand darauf.
Ohne Nachzudenken, gleichsam instinktiv, suchten meine Augen nach der Lücke. Ich sah sie, sie war nicht groß, aber sie reichte vielleicht gerade für mich und meine Suzi aus.
Ich fegte hindurch auf die entgegengesetzte Fahrtrichtung.
Keine fünfzig Meter entfernt raste mir ein grauer Porsche entgegen. Der Fahrer hupte. Ich zog scharf nach links, in die Mitte der beiden Fahrspuren, um eine Kollision zu vermeiden. Mein Bike fühlte sich an, als wäre es aus Gummi, während ich krampfhaft versuchte, seine Fahrt zu stabilisieren.
Hupen ertönten. Hinter den Windschutzscheiben der mir entgegenkommenden Autos sah ich weit aufgerissene Augen, angstverzerrte Gesichter.
Panisch scannte ich die Fahrzeuge zu meiner Linken, in der Hoffnung, eine Möglichkeit zu finden, ganz nach links auf die freie Standspur zu gelangen – relativ sicher vom Gegenverkehr und weit weg von meinen Verfolgern.
Doch der Verkehr war zu dicht.
Ich drosselte mein Tempo, doch das verlangsamte die Geschwindigkeit der mir links und rechts unablässig entgegenfliegenden Fahrzeuge kaum.
Eine schwere Limousine setzte nicht weit von mir zum Überholen an. Ihr Fahrer bemerkte mich erst, als uns nur noch Meter voneinander trennten. Ruckartig lenkte ich nach links, so weit es mir möglich war, ohne mit dem Fahrzeug, das mir auf der linken Seite entgegenfuhr zusammenzustoßen. Der Fahrer der Limousine bremste ab und zog nach rechts. Es fehlten nur Millimeter zwischen meiner Suzi und seiner Stoßstange.
Die Polizeisirenen wurden schwächer. Ich warf einen Blick über die Mittelleitplanke in dem Moment, in dem ich die Straßensperre der beiden Audis hinter mir ließ.
Die heulenden Hupen, die endlose Kolonne der mir entgegenkommenden Wägen mit den entsetzten Gesichtern ihrer Passagiere, der harte Fahrtwind, der von links und rechts auf mich einschlug, nahmen kein Ende.
Plötzlich wurde der Verkehr vor mir deutlich langsamer. Die Abstände zwischen den Fahrzeugen noch geringer.
Ich hoffte sehnlichst, in einen neuerlichen Stau zu gelangen. Dann wäre ich gerettet.
Stattdessen erkannte ich eine Baustelle. Die Fahrspuren verengten sich, die Wägen schlichen mir jetzt dicht an dicht auf nur einer Spur entgegen.
Und als ich dachte, nirgendwo hin mehr ausweichen zu können, als ich davon überzeugt war, im nächsten Moment auf einer Motorhaube zu landen, sah ich, dass die beiden inzwischen einzügigen Fahrtrichtungen nur noch durch rot-weiße Hütchen voneinander getrennt waren. Und meine eigentliche Fahrtrichtung war – bedingt durch die Explosion des Benzinlasters und der Straßensperre der beiden Audis – leer.
Ein letztes Mal sah ich in eine Lichthupe, eine Stoßstange schrammte mein Rücklicht und dann war ich drüben.
Meine Anspannung ließ nach und mein ganzer Körper begann zu zittern, während ich mich dazu zwang, Vollgas zu geben, um Johannes rechtzeitig zu erreichen.
11:35 - neun Kilometer.
In meinem Rückspiegel sah ich weit entfernt die Audis, zwei schwarze Punkte, die aufholten. Aber ich konnte es schaffen, ich musste es schaffen, die Ausfahrt war inzwischen nur noch fünf Kilometer entfernt. Ich jagte mein Bike weiter, das erste Hinweisschild für die Ausfahrt flog mir entgegen.
Ohne jede Vorwarnung zitterte meine Suzi unter mir, es gab einen ohrenbetäubenden kreischenden Knall und ich verlor rapide an Geschwindigkeit. Ich schaltete herunter. Der erste Gang war der einzige, der noch reagierte. Aber damit stand fest, dass ich meine Verfolger nicht würde abhängen können.
Ich kam zum Stehen, setzte meinen Fuß auf den Boden und hörte meinen stoßweisen Atem.
Es ist aus. Vorbei – dachte ich.
Ich hatte verloren. Johannes würde sterben. Ich konnte ihn weder retten, noch mit ihm in den
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