Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut muss her!

Eine Braut muss her!

Titel: Eine Braut muss her! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
Vom Netzwerk:
Blut in die Wangen. Sie ahnte, dass Russell über frühere Zeiten mit ihr reden wollte, fand jedoch, weder Ort noch Stunde seien dafür geeignet. “Ich nehme an, es betrifft Eddington Court”, sagte sie rasch, um ihn abzulenken. “Gewiss haben Sie viele Probleme zu bewältigen gehabt. Erzählen Sie mir von ihnen.”
    Er merkte, dass sie nicht bereit war, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Daher berichtete er ihr von den Zuständen, die er auf dem Gut vorgefunden hatte, und fügte hinzu, sein Vater wisse nicht einmal, dass Arthur nach dem Tod von dessen Vater die Verwaltung übernommen habe.
    “Wie ist das möglich?” wunderte sich Mary.
    “Vielleicht hat Mr Shaw gemeint, es fiele nicht auf, dass jetzt er der Verwalter sei, da er denselben Namen wie sein Vater hat. Außerdem interessierte mein Vater sich viel zu wenig für Eddington Court.”
    “Sie sind also in seinem Auftrag hier?”
    Mr Shaw hatte er in dem Glauben gelassen, er sei auf Anweisung seines Vaters nach Eddington Court gekommen. Das war ihm ratsamer erschienen, weil er befürchtet hatte, Mr Shaw könne sonst an Mr Graves schreiben und sich über die Veränderungen beschweren, die er auf dem Gut vornahm. Russell konnte sich sehr lebhaft vorstellen, wie sein Vater reagieren würde, wenn er davon erfuhr.
    “Nun, ich bin sein Erbe”, antwortete er ausweichend, um Mrs Wardour nicht belügen zu müssen.
    Sie wunderte sich über die Formulierung und fragte sich, warum er nicht mit Ja oder Nein geantwortet hatte. Irgendwie kam er ihr verändert vor, selbstsicherer und zielstrebiger, offenbar eine Folge seiner Bestrebungen, in Eddington Court für Ordnung zu sorgen.
    “Arbeitet Mr Shaw noch für Ihren Vater?” wollte sie wissen. “Im Ort kursiert das Gerücht, Sie hätten ihn entlassen.”
    “Nein, noch ist das nicht der Fall”, antwortete Russell. “Ich habe jedoch zur Vorbedingung gemacht, dass er seine Einstellung zu seinen Pflichten grundlegend ändert. Stünde mein Vater Eddington Court nicht so gleichgültig gegenüber, wäre es den Shaws kaum möglich gewesen, in die eigene Tasche zu wirtschaften. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass beide von den Jahreseinnahmen beträchtliche Summen für sich abgezweigt haben. Leider fehlt mir noch der schlüssige Beweis für ihre Machenschaften. Aber bei den Besuchen, die ich den im Ort wohnenden Pächtern abgestattet habe, wurde ich im Gegensatz zum Tage meiner Ankunft freundlich empfangen und bekam zu hören, man sei froh, dass jemand Mr Shaw auf die Finger sehe.”
    “Das war mir bereits bekannt”, warf Mary ein. “Meine Tante hat mir das erzählt.”
    “Mein mathematisches Talent war der Anlass, dass ich hergekommen bin”, fuhr Russell fort. “Ich hatte daheim die Abrechnungen aus Eddington durchgesehen und Diskrepanzen festgestellt. Und meine mathematischen Kenntnisse haben auch dazu beigetragen, dass ich Ihnen bei Sir Godfrey, wenn wir Schach spielten, bei Ihren Berechnungen behilflich sein konnte. Mir ist klar geworden, dass ich viele Jahre sinnlos vertan habe. Ich hätte meine Fähigkeiten besser nutzen und mehr wie mein Bruder sein sollen.”
    “Mir scheint, Sie beneiden ihn”, schaltete Mary sich wieder ein. “Meiner Meinung nach ist das unnötig. Soweit ich es beurteilen kann, haben Sie in Eddington Court viel erreicht. Ich muss Ihnen gestehen, dass ich, weil sie sich nicht bei mir blicken ließen, den Verdacht hegte, Sie hätten wieder einmal das Interesse an mir verloren. Dann erfuhr ich jedoch von meiner Tante, wie lobend man sich im Ort über Sie und die von Ihnen initiierten Verbesserungen auf dem Gut ausspricht, und sogleich war mir klar, dass ich Ihnen Unrecht tat.”
    Impulsiv neigte Russell sich zu Mrs Wardour, ergriff ihre Hand und hob sie zum Kuss an die Lippen. “In manch schwieriger Situation hat die Erinnerung an Sie mich inspiriert und zum Durchhalten bewogen”, bekannte er freimütig. “Auch ich muss Ihnen etwas eingestehen. Ich habe viel über unseren letzten gemeinsamen Sommer in Oxford nachgedacht und bin zu der Überzeugung gelangt, dass wir über die Vergangenheit reden müssen. Gewisse Umstände haben mich stutzig gemacht, sodass ich den Verdacht hege, vonseiten unserer Väter sei uns übel mitgespielt worden. Wenn wir beide uns aussprechen, finden wir bestimmt heraus, was damals wirklich geschehen ist. Indes schlage ich vor, dieses Gespräch heute nicht zu führen, sondern bei einer anderen Gelegenheit. Wenn Sie erlauben, würde ich gern mit

Weitere Kostenlose Bücher