Eine Braut zu Weihnachten
gesagt.«
»Und dann verlangtest du, dass auch ich fortan dem Alkohol entsage.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich fürchte, ich trinke ganz gerne mal ein Gläschen Brandy oder Wein und Champagner zum Essen – ja, gerade Champagner trinke ich besonders gern.«
»Ich kann nicht glauben …«
»Du warst allerdings einer Meinung mit mir, dass du in Anwesenheit von Damen hin und wieder ein Gläschen Sherry trinken kannst.«
»Sherry?« Er starrte sie mit unverhohlenem Entsetzen an. »Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern …«
Wahrscheinlich würde er an einem Morgen wie diesem viel eher dem Alkohol abschwören als in einer Nacht wie gestern. Wenn man mehr trank, als ratsam war, dachte man nur äußerst selten an die unvermeidbaren Konsequenzen. Außerdem erinnerte er sich, einen wirklich großartigen Abend verbracht zu haben. Seine Brüder, sein Freund und er hatten Billard und Karten gespielt und sich Geschichten erzählt, die kaum mehr als ein Körnchen Wahrheit enthalten konnten. Und dann war er mit der festen Absicht, Veronica in sein Bett zu locken, zu seinem Schlafzimmer hinaufmarschiert … oder gestolpert. Er hatte sie in sein Zimmer gezogen, sich aufs Bett fallen lassen, und sie hatte ihm geholfen, seine Stiefel auszuziehen … »Ich habe nie versprochen, keinen Alkohol mehr zu trinken.«
Sie verkniff sich ein Lächeln. »Vielleicht versagt da mein Gedächtnis.«
Er starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Du hast gesagt, es machte keinen Spaß, einen unbewaffneten Gegner anzugreifen.«
»Tja, da hatte ich mich geirrt.« Sie schluckte, um ein Lachen zu ersticken.
»Freut mich, dass du das alles so lustig findest.«
»Es ist heute Morgen sogar noch amüsanter als gestern Nacht. Und du warst sehr amüsant gestern.«
»Das ist immerhin schon etwas, denke ich. Trotzdem ist es nicht nett von dir, mir einreden zu wollen, ich hätte Versprechungen gemacht …« Er unterbrach sich abrupt und starrte sie mit großen Augen an. »Du hast gesagt, du würdest meine Frau werden!«
»Hab ich das?«
»Oh ja.« Er starrte sie noch immer an. »Hast du das ernst gemeint?«
Sie zog die Augenbrauen zusammen und tat so, als dächte sie über die Frage nach.
»Veronica?«
»Ja, ich glaube schon, dass es mir Ernst war.«
Sofort fühlte er sich sehr viel besser. Zwar war jedes Mal, wenn er glaubte, alles liefe gut, etwas geschehen, was diese Illusion zerstörte, doch im Moment konnte er sich beim besten Willen nichts vorstellen, was die versprochene Heirat noch verhindern könnte.
»Wann?«
»Wenn ich mich recht entsinne, haben wir darüber nicht gesprochen. Es schien irgendwie nicht der richtige Moment zu sein. Du konntest nicht einmal mehr stehen, geschweige denn entscheiden, wann wir heiraten.«
»Na ja, aber da du jetzt zugestimmt hast, sehe ich keinen Grund zu warten.«
O Gott, das wäre ihm doch fast entfallen! Er hatte ihr nichts von seinem Geburtstag und der Erbschaft erzählt. Seltsam, wie etwas, was einmal so wichtig für ihn gewesen war, jetzt plötzlich im Vergleich zu allem anderen verblasste. Sie, Veronica, war das Einzige, was er wollte. Sie würden den Rest ihres Lebens zusammen sein. Trotzdem musste er über seinen Geburtstag mit ihr sprechen. Aber nicht jetzt. Dafür blieb noch jede Menge Zeit. »Es sei denn, du hättest es dir anders überlegt.«
»Nachdem ich dich in dieser Verfassung gesehen habe, meinst du?«
»Na ja …«
»Nein, ich habe es mir nicht anders überlegt. Ich will dich heiraten, Sebastian. Und ich werde dich morgen mehr lieben als heute, weißt du.«
Für einen Moment starrte er sie überrascht an, dann grinste er. »Das ist ein exzellenter Spruch.«
»Wenn er ernst gemeint ist, ja.«
Er schaute ihr ruhig in die Augen. »Ich habe noch nie etwas ernster gemeint.«
Sie lächelte langsam. »Dann ist da noch etwas von gestern Nacht, woran ich dich erinnern sollte.«
»Oh?«
Sie beugte sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: »Meine Tür war nicht verschlossen.«
Veronica hatte nicht gewusst, dass Weihnachtsvorbereitungen so anstrengend sein konnten. Oder so viel Spaß machten. Bianca hatte sie beiseite genommen, um ihr zu erklären, dass es, obwohl die Dienstboten zwar alles allein erledigen konnten und dies in anderen Haushalten auch von ihnen erwartet wurde, Familientradition war, bei der Weihnachtsdekoration zu helfen.
Am frühen Nachmittag hatten die Männer sich ausreichend erholt, um die Ladys und das Personal zu unterstützen. Evelyn
Weitere Kostenlose Bücher