Eine Braut zu Weihnachten
Bramhall.
»Im Gegenteil.« Sebastian grinste. »Ich freue mich schon auf einen äußerst anregenden Abend.«
Veronica unterdrückte ein Auflachen.
»Ja, nun, wir werden sehen.« Miss Bramhall lachte leise. »Danke, Sir Sebastian. Ich freue mich auch schon sehr darauf.«
»Wie wir alle«, sagte Veronica.
Das Licht im Theater ging langsam aus.
»Dieser Sessel steht viel zu weit hinten.« Die ältere Dame erhob sich. »Wenn Sie so freundlich wären, ihn ein wenig näher an die Brüstung heranzuschieben, Sir Sebastian?« Gehorsam verschob Sebastian ihn, und Miss Bramhall sah ihre Nichte an. »Willst du nicht auch nach vorne kommen? Du siehst doch kaum die Bühne von dort hinten.«
»Ach, ich sitze hier ganz gut«, sagte Veronica schnell. »Meine Sicht ist mehr als ausreichend.«
»Wie du willst.« Miss Bramhall setzte sich wieder und bedeutete Sebastian, sich zu ihr zu setzen. Verdammt . Das war nicht das, was er im Sinn gehabt hatte. Er blickte von einer Frau zu anderen, aber dann gab er es auf und schob einen Sessel neben Miss Bramhall. »Aber erwarte nicht, dass Sir Sebastian oder ich dir irgendetwas erklären, was du vielleicht verpasst«, sagte Miss Bramhall streng zu ihrer Nichte.
»Natürlich nicht.« Veronica schlug die Hand vor den Mund, wahrscheinlich, um ein Grinsen zu verbergen.
Sebastian warf ihr einen bittenden Blick zu. Als sie ihn auffing, blitzten ihre Augen vor Belustigung.
»Vielleicht hast du recht, Tante.« Veronica stand auf und schob ihren Sessel, bevor Sebastian ihr behilflich sein konnte, auf die andere Seite ihrer Tante. »Oh ja, von hier aus sieht man wirklich sehr viel besser. Finden Sie nicht auch, Sebastian?«
Er lächelte schwach. »Ja, die Sicht ist ausgezeichnet.«
»Pst, ihr beiden«, flüsterte Miss Bramhall. »Gleich beginnt die Vorstellung. Oh, ich liebe Komödien!«
»Tun wir das nicht alle, Tante Lotte?«, sagte Veronica grinsend.
Kapitel Sechs
E s war das vielleicht längste Theaterstück, das Sebastian je über sich hatte ergehen lassen müssen. Nicht, weil es nicht amüsant war, auch wenn er mit dem Humor nichts anfangen konnte, sondern weil er mitten in seiner eigenen Komödie steckte.
Er hatte gewusst, dass ein ungestörtes Zusammensein mit Veronica so gut wie unmöglich sein würde in Gegenwart ihrer Tante. Aber der gelegentliche verstohlene Blick, den er mit ihr wechselte, wenn Miss Bramhall sich vorbeugte, um besser sehen zu können, war nicht das, was er sich erhofft hatte, als er die Loge reservierte. Er hatte geplant, neben ihr und viel weiter hinten zu sitzen, als Miss Bramhall es mochte. Aber Veronicas Tante interessierte sich ja auch für das Stück.
Er hatte gehofft, hin und wieder wie zufällig Veronicas Hand berühren oder ihr gelegentliche Beobachtungen ins Ohr flüstern zu können, über das Stück oder die Zuschauer, und ihr zu zeigen, wie klug er war. Ihr mit etwas Glück vielleicht sogar einen Kuss zu stehlen, hinten in der Dunkelheit der Loge, wenn die Aufmerksamkeit ihrer Tante anderweitig gefesselt war.
Die gegenwärtige Sitzordnung war jedoch so ärgerlich und frustrierend, dass er sich beherrschen musste, um nicht ungeduldig mit den Fingern auf seine Sessellehne zu trommeln. Oder einfach aufzuspringen und Veronica vor den Augen ihrer Tante und des gesamten Publikums in die Arme zu nehmen. Als große romantische Geste hätte es zweifelsohne seinen Reiz. Auf jeden Fall wäre es dramatischer als die Vorgänge auf der Bühne und einen Gedanken wert gewesen, wenn er nicht bemüht wäre, den Kavalier zu geben.
Man verwickelte die Frau, die man zu heiraten gedachte, nicht in einen unnötigen Skandal. Aber es erwies sich als verdammt viel schwieriger, als er erwartet hatte.
Doch es hätte auch noch schlimmer kommen können. Miss Bramhall hätte gleich von Anfang an bei ihnen sein können. So hatte er wenigstens die Gelegenheit gehabt, seine Liste mit Veronica durchzugehen. Und das war gut gelaufen. Er lächelte im Stillen. Sehr, sehr gut. Für ihn bestand kaum noch ein Zweifel, dass Veronica genauso angetan von ihm war wie er von ihr.
Endlich gingen die Lichter für die Pause an. Hoffentlich konnten sie Miss Bramhall dazu ermutigen, sich wieder ein Weilchen ihren Freunden anzuschließen. Oder zumindest die Sessel wieder umstellen.
»Sir Sebastian?«, sagte Veronicas Tante, deren Gereiztheit von vorhin offenbar durch ihre Freude an dem Stück verflogen war. »Ich muss zugeben, dass ich ganz ungewöhnlich durstig bin. Würden Sie so
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