Eine Braut zu Weihnachten
Was werden die Leute sagen?« Was würde seine Familie sagen?
»Die Frage erübrigt sich, denn wir müssen unser Arrangement ja nicht in die ganze Welt hinausposaunen. Ich hatte vorgehabt, diskret zu sein und dafür zu sorgen, dass es unter uns bleibt.«
»Trotzdem wird es Gerede geben.«
»Ein bisschen schon, vermutlich.« Sie betrachtete ihn prüfend. »Aber ich dachte, Ihnen sei Gerede egal.«
»Nicht, wenn es die Frau betrifft, die ich heiraten will!«
»Es besteht kein Grund, laut zu werden, und Sie brauchen auch nicht so empört zu sein.« Veronica biss die Zähne zusammen. »Und da ich nicht heiraten werde, bin ich diese Frau nicht!«
»Ich will aber keine Geliebte!«
»Und ich keinen Ehemann.«
»Ich werde kein weiterer Ihrer Liebhaber sein, Veronica«, sagte er erbost. »Um fallen gelassen zu werden, wenn Sie meiner überdrüssig sind.«
Veronica starrte ihn mit offenem Mund an. »Ein weiterer meiner Liebhaber? Sie glauben, ich hätte Liebhaber gehabt?«
»Ihrem Verhalten und Gegenangebot nach zu urteilen, ist das keine zu weit hergeholte Schlussfolgerung.« Er kniff die Augen zusammen. »Hatten Sie welche?«
»Ich glaube, Ihr habt gerade eben das Recht verspielt, mich das zu fragen!«, fauchte sie ihn an.
Aber das ließ ihn ungerührt. »Hatten Sie?«
»Das geht Sie gar nichts an!«
»Natürlich geht es mich etwas an. Ich habe Sie gebeten, mich zu heiraten!«
»Und ich habe Nein gesagt!«
»Ich will keine Geliebte, sondern eine Ehefrau!«
Sie straffte die Schultern. »Dann würde ich vorschlagen, dass Sie sich woanders umsehen.«
»Vielleicht tue ich das ja.« Er stürzte den Rest seines Brandys hinunter, knallte das Glas auf den Tisch und stürmte, nachdem er schnell seine Krawatte und seinen Kragen aufgehoben hatte, auf die Tür zu.
»Viel Glück, Sebastian!«
»Ich brauche kein Glück!« Als er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um. »Haben Sie eine Ahnung, wie viele Frauen sich auf die Chance stürzen würden, mich zu heiraten?«
»Rückgratlose, törichte Geschöpfe ohne eigenen Willen, die bereit sind, ihre Freiheit gegen Sicherheit einzutauschen?« Veronicas dunkle Augen sprühten Funken. »Oh ja, ich möchte wetten, dass es Dutzende solcher Kreaturen gibt.«
Er biss die Zähne zusammen. »Falls Sie zur Vernunft kommen sollten …«
»Ganz sicher nicht!«, fiel sie ihm ins Wort. »Weil ich nämlich keineswegs den Verstand verloren habe!«
»… weiß Portia, wo man mich erreichen kann.« Er nickte kurz, riss die Tür auf und trat hindurch.
»Und falls Sie es sich anders überlegen«, rief sie ihm nach, »sparen Sie sich die Mühe zurückzukommen!«
Sebastian knallte die Tür hinter sich zu und verlangsamte seinen Schritt nicht eher, bis er die Treppe hinunter und aus der Haustür war. Draußen hielt er eine vorbeifahrende Droschke an und war schon auf halbem Weg zu Sinclairs Haus, bevor sein Zorn nachließ und er wieder vernünftig denken konnte. Der Schock wollte jedoch nach wie vor nicht von ihm weichen.
Nie im Leben wäre er auf die Idee gekommen, dass Veronica ihn abweisen könnte. Und jetzt verspürte er einen dumpfen Schmerz in der Nähe seines Herzens. Wie konnte sie nur? Begriff sie denn nicht, dass sie, einmal abgesehen davon, dass sie einander auf rein körperlicher Ebene heiß begehrten, auch sonst ganz ausgezeichnet zueinander passten? Er jedenfalls hatte keine Mühe, sich vorzustellen, wie sie und er für den Rest ihres Lebens miteinander debattierten, sich in die Arme fielen und miteinander lachten. Das Leben würde niemals langweilig, uninteressant oder stumpfsinnig sein. Nicht mit Veronica. Er hatte kein Verlangen, sie zu ändern, und er verübelte es ihr sehr, dass sie ihm eine solche Engstirnigkeit zutraute.
Oh, natürlich würde ein Leben mit einer Ehefrau, die tat, was sie wollte, und sich für solch lächerliche Ansinnen wie Frauen im Explorers Club einsetzte, nicht leicht sein. Zugegebenermaßen hatte er das nicht in Betracht gezogen. Aber wen kümmerte das schon? Das Leben mit ihr würde tagtäglich eine neue Herausforderung sein. Und auf jeden Fall ein Abenteuer. Was könnte ein Mann wie er noch mehr verlangen?
Sie hatte ihn abgewiesen? Er schüttelte ungläubig den Kopf. Selbst wenn man außer Acht ließ, dass sie ganz offensichtlich füreinander geschaffen waren – Seelengefährten sozusagen –, war er Sir Sebastian Hadley-Attwater, Abenteurer, Weltreisender und Schriftsteller, und zudem auch noch verdammt berühmt. Die Frauen lagen
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