Eine Braut zu Weihnachten
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Stokes. Missverständnisse kommen vor.«
»Ja, Sir.« Stokes nickte und verließ das Zimmer. Sebastian, der ihm nachsah, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Butler sehr gut wusste, was im Haus vorging.
Kurz darauf kam Sinclair in die Bibliothek geschlendert. »Fröhliche Weihnachten, alter Junge. Ein beeindruckendes Häuschen hast du dir hier angeschafft.«
Sebastian sah seinen Freund fragend an. »Was machst du hier, Sinclair?«
»Ich kam, um dich zu warnen – was mir nicht gerade sehr gelegen kam, wie ich vielleicht hinzufügen darf.«
»Mich warnen? Wovor?«
»Zuerst kamen deine Schwestern zu mir und verlangten die genaue Adresse deines neuen Heims.« Er ließ sich in einen Sessel fallen und schüttelte den Kopf. »Die Ältere der beiden, die Blonde, ist … Sie als nervig zu bezeichnen, wäre noch zu freundlich. Was für ein anmaßendes Stück sie ist!«
Sebastian lachte. »Bianca ist nicht ohne, das muss ich zugeben.«
Sinclair senkte die Stimme, als wollte er sich vor Lauschern schützen. »Sie ist zum Fürchten, das ist sie. Sie drohte mir mit … Verstümmelung, falls ich ihr nicht deine Adresse nannte. Und nach ihrem Blick zu urteilen, würde ich jede Wette eingehen, dass sie es auch täte.«
»Falls du hier bist, um mich vor ihrer Ankunft zu warnen, kommst du zu spät, mein Freund.«
»Ich hatte überlegt, ob ich dich warnen sollte, aber dann dachte ich, dass ein Mann, der seinem besten Freund nicht sagt, dass er verheiratet ist, es nicht verdient hat, gewarnt zu werden.« Sinclair schüttelte den Kopf. »Wie konntest du mir das verschweigen?«
»Nicht so laut, Mann!« Sebastian sprang auf, um schnell die Tür zu schließen. »Ich bin nicht verheiratet.«
»Du bist nicht … Was soll das heißen? Deine Schwestern sagten …«
»Das heißt, dass ich Veronica gefragt habe und sie Nein gesagt hat, wie du weißt. Daraufhin hattest du mir geraten, ihr Angebot, meine Geliebte zu werden, anzunehmen, oder zumindest vorläufig, und genau das habe ich getan.« Er ging zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. »Dummerweise kamen meine jüngeren Schwestern zu dem Schluss, dass wir geheiratet hatten. Sie erzählten es meinen Brüdern und meiner älteren Schwester, die dann alle übereinkamen, die Weihnachtstage mit uns zu verbringen.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Und nur Miranda und Bianca wissen, dass Veronica nicht meine Frau ist.«
»Und Lady Smithson?«
»Tut so, als wäre sie meine Frau.« Sebastian nickte. »Aber nur bis nach Weihnachten.«
»Und dann wirst du es deiner Familie sagen?«
»Was bleibt mir anderes übrig?«
»Nach Weihnachten, aber vor deinem Geburtstag? Oder danach?«
»Oh, verdammt!« Sebastian stöhnte. »An den hatte ich nicht gedacht. Das wäre mir beinahe entfallen. Ich habe ihn auch Veronica gegenüber nicht erwähnt, und das sollte ich vermutlich besser tun.«
Der Amerikaner starrte seinen Freund ungläubig an, und dann schnaubte er, um nicht laut zu lachen. »Großer Gott, Mann, was hast du dir dabei gedacht?«
»Offensichtlich gar nichts.« Sebastian zuckte mit den Schultern. »Aber es scheint alles gut zu laufen …«
Sinclair lachte. »Nicht mehr lange.«
»Was willst du damit sagen?« Sebastians kniff die Augen zusammen. »Du sagtest, du seist hier, um mich zu warnen. Mich wovor zu warnen?«
»Es gibt nichts, was ich mehr liebe als eine Komödie.« Sinclair grinste. »Und da ich zu Weihnachten nichts Besonderes vorhabe, werde ich bleiben und sehen, wie diese endet. Für nichts auf der Welt würde ich mir das entgehen lassen.«
»Du bist nicht eingeladen«, sagte Sebastian scharf und verdrehte dann die Augen. »Doch, natürlich bist du eingeladen. Ich freue mich, wenn du bleibst.« Er schwieg einen Moment. »Aber jetzt sag mir endlich, wovor du mich warnen willst?«
»Deine Brüder und Schwestern sind noch das Geringste deiner Probleme, alter Junge.« Der Amerikaner lachte.
»Wovor wolltest du mich war …«
Die Tür der Bibliothek flog auf.
»Ich weiß wirklich nicht, ob ich wütend auf dich sein soll oder entzückt von dir.«
Sebastian rang sich ein schwaches Lächeln ab und erhob sich. »Guten Tag, Mutter.«
Kapitel Siebzehn
I ch habe beschlossen, entzückt zu sein.« Helena Hadley-Attwater, Grafenwitwe von Waterston, rauschte durch das Zimmer und hielt ihrem Sohn ihre Wange hin. »Du hast Glück.«
Sebastian küsste sie pflichtbewusst. »Habe ich das, Mutter? Und weswegen?«
»Weil ich
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